Online Reiseberichte aus Südamerika - Part 4

Bogotá - COLOMBIA PART 4

Am 11.11.2007 bringt mit der Flug AVIANCA 007 (im Auftrag seiner Majestät ;-) von Miami direkt nach Bogotá. Innerhalb von 2 Jahren wird dies nun zu meinem bereits 4. Besuch in Kolumbien. Da scheint es mir doch wirklich gut zugefallen und ich komme mit weiteren Plänen... aber davon später mehr...

Insgeheim hoffe ich natürlich auch Esperanza wieder zu sehen, sie ist unterdessen von Quito nach Bogotá zurückgekehrt... (siehe Bericht -> Quito - ECUADOR)

Nach einer reibunslosen Anreise lande ich nach rund einem Jahr wieder in Kolumbien. Und tatsächlich, Esperanza holt mich gleich am Flughafen ab. Sie hat ihr Studium unterbrochen und hat nun Zeit mit mir die Stadt mit ihren schönen Plätzen und einige der Museen zu besichtigen. Wie immer gefallen mir die kolonialen Bauten besonders gut. Endlich erlebe ich auch wieder das Leben auf der Strasse, das so typisch ist für Latinamerika, So macht es natürlich doppelt Spass und das begiessen wir doch gleich mit einem Bierchen in einer typischen kolumbianischen Bar.

Ein grösste Atraktion Bogotas ist der Hausberg Monserrate. Eine Seilbahn und ein Funicular bringen dich direkt von der Stadt hinauf auf mehr als 3100m über Meer. Der Berg ist nicht so hoch, da Bogota selber schon auf rund 2600m liegt, ein Grund weshalb es kaum richtig heiss wird und es nachts ziemlich abkühlt. Oben auf dem Berg befindet sich ein christlicher ein Wahlfahrtsort. Die kleine weisse Kirche ist schon von weitem zu sehen. Von der Terasse hat man eine herrliche Sicht auf einen Teil der Hauptstadt Kolumbiens, mit den Vororten zählt sie bereits knapp 10 Mio. Einwohner.

Nach meinem letzten Besuch in Bogota vor fast drei Jahren, treffe ich nun auch wieder Oscar. Er läd uns gleich in den besten Club Bogotas zum Nachtessen ein. Das "Nogal" ist nur für Member der Oberschicht zugänglich und nach einem schweren Bombenanschlag, mit über 60 Toten vor erst ein paar Jahren, kann der Club nur wie bei einer Einreise in die USA betreten werden. Passkontrolle, Fingerabdruck und Digitalphoto gehören da dazu. Die Sicherheit ist im allgemeinen in Kolumbien stark verbessert worden, Polizei und Militär sind stets present - das sei auf den guten Präsidenten Alvaro Uribe zurückzuführen, sagt man mir.

Der "Parque Bolivar" ist die grüne Lunge der Millionenstadt und auf dem kleinen See in der Mitte trainieren wir für den nächsten America's-Cub :-).
An Wochenenden spazieren Familien und verliebte Pärchen durch den öffentlichen Park. Auch ist es erlaubt am Tage kleine Zelte auf der grünen Wiese aufzuschlagen. Und ab und zu zeigen sich rhythmische bewegende Zelte, dass sich da zwei gerade besonders lieb haben... ;-) und keiner stört sie dabei: ¡Esto es vida!
Jeden Sonntagmorgen werden auch wichtige Verbindungsstrassen für den Verkehr gesperrt und für die Radfahrer freigegeben.
An Wochenenden ist das höchste Gebäude Bogotas für die Öffentlichkeit zugänglich. Für einen kleinen Betrag fährt man mit dem Lift auf das Dach des Hochhaus der "Colpatria". Von dort oben hat man eine Übersicht auf das Zentrum der Stadt und die Berge. In der Nacht wird der Wolkenkratzer von weitem sichtbar farbig beleuchtet: hier das Gebäude einmal in grün und einige Sekunden danach in purpur und dann wieder in...
Einen solchen Tag mit netter Begleitung lassen wir doch gerne mit einem Bierchen ausklingen.
Nach mehr als einer Woche verlassen wir die Hauptstadt und fahren mit einem Bus ins nahe gelegene Fusagasugá. In dem nur noch auf rund 1700m gelegenem Städtchen ist es doch schon merklich wärmer und dorthin fahren viele Grossstädtler mal schnell zum Relaxen. In der Tat, hier scheinen die Uhren langsamer zu gehen, kein Wunder bei den Temperaturen, hier spürt man die Sonnenkraft so nahe am Equator.

Nach einem ausgiebigen Frühstück in einer "Panaderia" (Bäckerei) mit Kaffee oder eben "Tinto" und "Jugo Naturales" den frischgepressten Furchsäften, geht unsere Reise weiter. In einem Bus überqueren wir die östlichen Kordilleren und das breite Tal des Río Magdalena. Gegen Abend erreichen wir die Departements-Hauptstadt Ibagué. In einer luftigen Taverne fiebern wir mit Einheimischen für Kolumbien im Fussball-Ausscheidungsspiel für die WM2010. Wir werden nicht enttäuscht, Colombia schlägt die führenden Argentinier mit 2:1! Entsprechend hervorragend ist die Stimmung und der "Aguardiente", wie das Bier fliessen in Strömen...
Davon ist aber bereits am nächsten Tag nichts mehr zu sehen und das Leben nimmt seinen gewohnten Lauf. Auf den Strassen wird wie üblich der Tinto in Thermosflaschen verkauft. Auch hier sind der zentral Park und der Markt die Punkte, worum sich alles dreht und wo Busse und Lastwagen die Menschen und Güter abholen und zu ihrem weiterem Ziel befördern - ein offener typischer kolumbianischer Bus ein "Chiva" macht beides...

Und weiter geht unsere Reise über die Passstrasse der zentralen Kordilleren nach Armenia, einer Kleinstadt in der Cafetera - dem wichtigsten Kaffeegebiet Kolumbiens. Von der dort erreichen wir in rund einer Stunde die Stadt Pereira, die in ganz Colombia für ihr mildes Klima und den lieblichen Frauen bekannt ist :-).
Doch auch hier verweilen wir nicht - ich kenne die Stadt noch von meinem Besuch vor knapp drei Jahren - sondern wir fahren hinunter hinab ins Valle del Cauca nach Cartago...
(siehe Bericht -> COLOMBIA PART 2)

Nun befinden wir uns wirklich mitten im Herzen Kolumbiens. Es ist kaum Polizei zu sehen und ich mache mir schon Gedanken, als uns die vielen zerstümmelten Männer auffallen. Wir befinden uns in einer heissen roten Zone, wo sich Regierungskräfte, Guerillas und Paramilitärs in die Quere kommen! Doch trotzdem fühle ich mich wohl und sicher - obwohl ich denke meilenweit der einzige Ausländer bin.
"Traut sich hier nicht mal mehr die Polizei hin?", frage ich mich. Eine Antwort erhalten wir von unserem Nachtwächter im Hotel Colombia, auch ihm fehlt die ganze rechte Hand. Die Stadt sei im Moment ziemlich ruhig sagt er, dafür sorgt ein "El Patron" mit seinen eigenen Sicherheitskräften oder eben den Paramilitärs.
Und in der Tat wir haben keine Probleme und uns gefällt es hier so gut, dass wir einen weiteren Tag bleiben und das abwechslungsreiche Treiben auf den Strassen beobachten. Einige koloniale Gebäude sind in erstaunlich gutem Zustand und auch die kolossale Kirche ist beeindruckend. Immer wieder gibt es was interessantes zu sehen, wie hier diesen aufgemotzte Jeep aus der nahen gelegenen Stadt Cali - Wegweiser künden sie bereits an...
Doch wir reisen nicht nach Cali sondern ein moderner Reisebus bringt uns weiter nach Medellín.
Es ist mein dritter Besuch in der zweitgrössten Stadt Kolumbiens, ich liebe diese Stadt - hier stimmt für mich alles! Eine Metropole mit Geschichte, in der es sich besonders gut Leben lässt. Zuerst einmal sind hier die Menschen besonders relaxt und tolerant, dass sicher auch wegen des angenehmen Wetters. Denn Aufgrund der günstigen Höhenlage auf rund 1500m über Meer herrschen in der Hauptstadt der Provinz Antioquia immer frühlingshafte Temperaturen. Die Parkanlagen mit Skulpturen von Fernando Botero leiten zum Verweilen und zum "Trinken eines tinto". Auch die Fussgängerzone mit luftigen Restaurants im oberen Stock laden zum Beobachten des bunten Treibens.
Die Stadt mit rund 3 Millionen Einwohnern liegt eingebettet zwischen Bergketten. Im Talboden befindet sich der Río Medellín und parallel dazu verläuft die Metro de Medellín. Mit der oberirdischen Schnellbahn lassen sich die einzelnen Stadtteile schnell und einfach erreichen, da machen Entdeckungsreisen besonders Spass.

So wollen wir auch einmal den berühmt berüchtigsten Einwohner der Stadt besuchen: Pablo Escobar. Auch nach mehr als 14 Jahren seit seiner Erschiessung im Jahr 1993 wird er von den einfachen Leute der Stadt immer noch verehrt. Dies bestätigt uns ein Gärtner, der sich um das Familiengrab der Escobars auf dem Friedhof "Montesacro" kümmert.
Weiter gibt es da doch noch das Hochsicherheitsgefängnis, das nach Pablo Escobars Plänen errichtet worden ist. Aber in der Tat war es eine Luxusvilla und die Wachmannschaft seine Leibgarde, die ihn vor dem konkurrierenden Drogenkartell aus Cali schützen sollte. Das "Prisión de máxima seguridad" oder "La Catedral", befindet sich in den Bergen hoch über der Stadt. Von hier oben in scheinbarer Gefangenschaft lenkte Don Pablo das Schicksal der Stadt. Dabei wurde er immer wieder an Fussballspielen und beim Einkaufen in Medellín gesehen. Erst eine drohende Auslieferung in die USA und sein Verschwinden "aus dem Gefängnis" beendeten das Katz- und Mausspiel. Heute sind von der "La Catedral" nur noch Ruinen zu sehen. Eine geldgierige Meute stürmte nach der Erschiessung Escobars die Gebäude und riss auf der Suche nach seinem Milliardenvermögen alle Wände nieder.

In der Stadtmitte im Talboden, ist der "Cerro Nutibara" - ein kleiner Hügel. Darauf befindet sich ein winziges historisch rekonstruiertes Dörfchen, das Pueblito Paisa. Von hier oben geniessen ich zusammen mit Esperanza die herrliche Aussicht auf Medellín, besonders auch bei Nacht. Weiter träume ich von einer baldigen und definitiven Rückkehr nach Colombia...
Doch zuerst fährt uns ein Bolivariano Reisebus in rund 10 Stunden über Berg und Tal zurück in die Hauptstadt Bogotá. Hier knüpfe ich noch einige Kontakte zu Firmen und hinterlege meinen "Hoja de Vida" (Lebenslauf). Arbeit zu finden in Colombia ist ein erster Schritt zum verwirklichen eines Traumes...
... davon mehr wie immer auf meiner Webseite.

Nach der schmerzlichen Trennung von meiner Novia Esperanza, die hoffentlich nicht zu lange dauern wird, fliege ich am 1. Dezember 2007 von Bogotá via Miami zurück nach Norfolk, Virginia.

Dort informiere ich meinen Arbeitsgeber über meine Pläne und dass ich deshalb die Firma per Ende März, 2008 verlassen werde. Ich habe noch einige Ferientage übrig und mache noch kurz einen Ausflug nach...
... -> Atlantic City, NJ - USA.

Bogotá - COLOMBIA PART 5

Nun fliege ich also am 27.03.2008 ohne ein Rückflugticket, dafür aber mit mehr als 10kg Übergewicht verteilt in zwei Koffern und einem Rucksack, in die Hauptstadt Kolumbiens. Mit allen meinen Habseligkeiten, welche nach dem Auflösen meines Haushaltes noch übriggelieben sind, werde ich vom Esperanza am Flughafen "El Dorado" in Bogotá abgeholt. In einem kleinen Hotel finden wir eine erste Bleibe. Das Zimmer ist so klein, dass mein Gepäck schon fast den halben Raum ausfüllt. Dafür aber ist das Hotel Zaragoza ziemlich günstig und zentral gelegen. Zum Plaza Bolivar und dem Präsidentenpalast sind es nur einige Strassenblöcke. Auch zur Haltestation Museo del Oro vom TransMilenio, dem schnellen Bussystem das die ganze Stadt verbindet, sind es nur ein paar Schritte. Also ideale Voraussetzung um auf Jobsuche zu gehen...
... doch zuerst geniessen wir die Gemeinsamkeit in der Stadt. Hier ein paar Eindrücke: Strassenverkäufer gehören zum alltäglichen Strassenbild. Über die Stadt wacht die kleine weisse Kirche von Monserrate (im Hintergrund auf 3100m über Meer).

Jeden Sonntag und auch an Feiertagen gehören einige wichtige Strassen den Fussgängern und Velofahrer. Dann lebt die Stadt besonders und an jeder Ecke gibt es was zu essen und zu sehen. Da wirst du immer gut Unterhalten. An freien Tagen ist auch der Parque Simon Bolivar ein beliebter Treffpunkt und eine gute Möglichkeit für einige Aktivitäten im Freien. Auch wir drehen dort einige Runden auf der Joggingstrecke.

Nach mehr als einem Monat in der etwas regnerischen und nachts etwas kühlen Hauptstadt, beschliessen wir einige Tage so richtig Sonne und Wärme zu tanken. Ausgangspunkt für die kurze Reise ist der gepflegte Busterminal von Bogotá. Wir verlassen das Hochplateau und fahren auf eine verkehrsreichen und zeitweilig kurvigen Strasse in den kleinen Ort Melgar. Auf nur noch 400m über Meer ist die Luft schon bedeutend wärmer und das wissen auch die Städtler aus Bogotá. Deshalb ist Melgar auch an den Wochenden ein beliebter Ausflugsort. Hier lässt es sich unter freiem Himmel gut tanzen und feiern.
Bei einer Flasche Aguardiente und üppiger Animation kocht der Tanzschuppen bis in den frühen Morgen. Vitaminreiche frisch gepresste Jugo Naturales bringen dich am nächsten Tag wieder auf die Beine ;-). Tagsüber geniessen wir in unserem kleinen familiären Hotel die Sonnenstrahlen am Pool. An Wochenenden wird das kühlende Nass von Familien mit Kindern gut besucht. Dann ist wirklich was los. Wie geniesse ich doch das wilde Treiben rund um den Pool. Das alles bei einem kühlen Bierchen und ohne Lifeguard - in Virginia undenkbar!
Trotz der Partysimmung an den Wochenenden ist Melgar ein ganz normaler Ort geblieben. Bei einem Schneidermeister lasse ich meine Hose und die kleine Reisetasche für wenige Pesos reparieren. Danach geht der Streifzug durch die nähere Umgebung weiter. Dabei stossen wir auf eine von der Ejercito bewachten Brücke. Das ist normal in Kolumbien, alle strategischen Verkehrsverbindungen sind normalerweise von militärischen Einheiten bewacht.

Leider sind die Tage hier im warmen Melgar zu schnell vorbei und wir kehren nach Bogotá zurück. Dort bin ich mit meiner Jobsuche nicht besonders erfolgreich. Zwar konnte ich einige interessante Verbindungen knüpfen, doch der zündende Funke will einfach nicht springen. Dafür klappt es besser mit der Liebe ;-) Esperanza und ich verstehen uns sehr gut.

Ein neues Türchen öffnet sich...
Mein ehemaliger Arbeitgeber hat sich bei mir gemeldet und mir in der Schweiz ein Angebot gemacht, das ich nicht ausschlagen kann. Ich will das Esperanza mitkommen kann und so besuchen wir die Schweizerbotschaft in Bogotá und stellen einen Visumsantrag. Esperanza hat zwar noch keinen Pass und ich staune wirklich, als die kolumbianischen Behörden ihr innert 3 Stunden! einen vollwertigen Pass austellen. Da werde ich von der CH-Botschaft schon eher enttäuscht. 6 Wochen dauert so ein Visumsantrag für ein 90 tägiges Touristenvisa mit einer Grantieerklärung aus der Schweiz. Das heisst nun, das wir nicht zusammen fliegen können und somit müssen wir uns wieder einmal trennen. Ein letzter gemeinsamer Kaffee im Juan Valdez Café (dem Starbucks Kolumbiens) am Flughafen von Bogotá und schon sitze ich alleine im Flieger. Nach einem rund 9 stündigen Flug nach Madrid, mit einem Zwischenhalt, lande ich am 8. Mai 2008 in Zürich.
Nun arbeite ich also wieder in Zofingen und wohne auch dort in einem Hotelzimmer. Voraussichtlich bis im September, denn die Anstellung ist befristet und auf ein Teilprojekt beschränkt. Das ist gut so, denn ich will zurück nach Kolumbien und dort weiter mein Glück versuchen!
Ich erwarte Esperanza am 1. Juni, für sie ist das der allererste Auslandaufenthalt. Ich bin gespannt wie sie darauf reagiert... -> Zurück in die Schweiz.  Switzerland