Oscar,
ein Schulkamerad aus meiner kanadischen
Englischklasse hat mich zu sich nach
Bogotá
eingeladen. Nur zu gerne folge ich der Einladung und lande
am 24. Januar 2005 in der Hauptstadt Kolumbiens.
Die Einreise ist kein Problem und ich erhalte
eine 60 Tage gültige Aufenthaltsbewilligung.
Oscar holt mich mit seinem Wagen ab und ich bekomme
einen ersten durchaus positiven Eindruck.
Die Strassen sind sehr sauber und die Sicherheitskräfte
sind nicht so auffällig, wie zum Beispiel in Guatemala.
Ich fühle mich sofort sicher in der modernen, schon
beinahe europäischen Stadt. Auf den
Strassen sehe ich viele europäische Fahrzeugmarken.
Die Verkehrsdichte
wird durch Fahreinschränkungen reglementiert
(letzte Ziffer im Nummernschild)
und jeden Sonntag
werden wichtige Strassen für Radfahrer und Fitness
gesperrt.
Die Schulbildung ist sehr hoch,
die Schulbücher werden an der Uni nur in englisch gelesen
und die ersten erfolgreichen Augenlaseroperationen wurden
in Kolumbien durchgeführt.
Ich schlafe im Gästezimmer der Familie Echavarria
im 14. Stock und habe eine herrliche Aussicht
auf die
Nordseite von Bogota.
Am nächsten Tag zeigt mir
Nathalia,
die Schwester von Oscar einige Sehenswürdigkeiten.
Wir fahren mit dem vollbesetzten
TransMilenio,
einem Bussystem mit modernen Haltestellen,
ins Zentrum der Stadt.
Die Hauptstadt liegt auf 2600m über Meer
und es ist hier im Durchschnitt nur 14 °C
warm.
Ein Funicular bringt uns dann hinauf
nach
Monserrate,
einer Kirche auf einem
3100m hohen Berg am Stadtrand.
Von dort oben haben wir eine
tolle Aussicht und können auf
einen Teil der
rund 7 Millionen Einwohner
zählenden
Stadt hinterschauen.
Natürlich befindet sich hier auch ein
gediegenes Restaurant.
Zurück auf dem Boden der Realität, in der Altstadt
La Candelaria
besichtigen wir den Präsidentenpalast und den
Plaza Bolivar mit der Kathedrale.
Die Nationalfarben Kolumbiens sind "Gelb": reich an Gold,
"Blau": von Meeren umgeben
und "Rot": das vergossene Blut der gewonnenen Freiheit.
Im eindrücklichen "Museo del Oro" (Goldmuseum)
bestaunen wird
den prunktvollen Goldschmuck
der indogenen Völker Kolumbiens. Eine Volksgruppe
huldigte ihren Göttern auf einem See
und warfen Goldfiguren und Emeralde
von einem Schiff in der Mitte des Sees ins Wasser hinein:
die Legende "El Dorados"
[Webseite Goldmuseum].
An einem weiteren Tag fährt uns die Mutter von Oscar
in die etwa eine Fahrstunde nörtlich von Bogota liegende
Ortschaft
Zipaquira.
Dort besichtigen wir eine gewaltige unterirdische
Kathedrale. Die Kirche wurde von Minenarbeiter
in die Salzfelsen gesprengt und gemeisselt.
Die Räume sind riesig gross und
mystisch ausgeleuchtet. Auf folgender Webseite
unter [RECORRIDO VIRTUAL] kannst du selber den
phantastischen Ort virtuell besuchen:
[Webseite Kathedrale aus Salz].
Auf der Rückfahrt halten wir bei einer Milchverarbeitungszentrale
und ich staune nicht schlecht, als ich dort unser bekanntes
Matterhorn im Firmenlogo sehe.
Im Laden kann man (Raub?)-Kopien vom Emmentaler-/Tilsiter- und
Greyerzer-Käse kaufen.
[Webseite Alpina Colombia].
Und an diesem Tag erwartet mich eine weitere Überraschung. -
Meine Kreditkarte ist aus Sicherheitsgründen gesperrt worden,
denn Unbekannte haben die Karte kopiert und mir knapp
1000 € belastet :-(.
Ich habe die Karte noch nicht in Kolumbien benutzt, es muss
irgendwo in Zentralamerika passiert sein. Zum Glück habe
ich noch meine EC/MAESTRO Karte dabei und habe trotzdem
noch eine Geldquelle. Die brauche ich unbedingt um einen
Weiterflug nach Cartagena, einem kolumbianischen
Ferienort an der Karibik zu buchen. Dort soll mir dann
auch eine neue Kreditkarte zugestellt werden.
Es gibt verd.... üblere Orte um auf eine
Kreditkarte aus Europa zu warten ;-).
Mit
Oscar und seinen Freunden
verbringe ich den Abend in einem
Brau-Pub und wir schauen das Fussballspiel Colombia-Uruguay.
Kolumbien gewinnt 3:1, die Stimmung kocht
und
Cerveza
und
Aguardiente (eine Art Anisschnaps)
fliessen in Strömen.
Ich habe nur wenig Schlaf diese Nacht, denn am nächsten Tag
machen wir eine grossere Überlandfahrt.
Nathalia fährt mich temperamentvoll
mit dem Renault Clio ihres Bruders zu einigen
besonders schönen Orten.
An der
Puente de Boyaca
schlugen 1819 die Truppen Simon Bolivars
die Spanier und seither ist der
"el 7 de agosto"
ein Nationalfeiertag.
Weiter geht die rasante Fahrt nach
Villa de Leyva,
einem herrlichen
kolonialem Städtchen.
Der
zentrale Platz (Plaza)
und die
Strassen sind mit groben Pflastersteinen
bedeckt.
An einer Seite der eindrücklichen
"Plaza de Major"
stehen
koloniale Häuser
mit grossen Balkonen.
An diesem Tag besuchen wir noch den kleinen Ort
Raquira, der landesweit für seine
kunstvolle Keramikarbeiten bekannt ist.
Auf unserer Rückfahrt fährt mich
Nathalia noch kurz durch die Innenstadt
von
Chiquinquira, damit
ich die imposante Basilika auch noch
gesehen habe :-).
Das grosse Schloss am Strassenrand gehörte
einmal einem Drogenbaron, heute kann man es
für Partys mieten.
Auf der Landstrasse sehe ich immer wieder
folgendes
seltsames Strassenschild.
Was soll das wohl darstellen? In Kolumbien müssen alle Fahrzeuge
ausserorts mit eingeschaltenem Licht fahren und das Symbol
zeigt an, dass mit Fernlicht gefahren werden kann.
Bei Gegenverkehr muss dann natürlich
auf Ablendlicht umgeschaltet
werden. Braucht es dazu wirklich ein Strassenschild?
Im Strassenverkehr fallen auch die Motorradfahrer auf.
Sie müssen ein orangenes Gilet tragen, mit dem
Aufruck des Nummernschildes am Rücken.
Diese Nummer befindet sich auch auf der Hinterseite
des obligatorischen Helms. Damit sollen Attentäter
auf Motorrädern besser identifiziert werden können...
Apropos Sicherheit, die Sicherheitskräfte
sind überall
present, aber nie aufdringlich.
Das sind die offiziellen, etwas übertriebenen Hinweise meiner Regierung:
[Webseite Reisehinweise Kolumbien].
Ich fühle mich bisher aber immer sehr sicher,
du musst dich einfach vorher erkundigen. Die
stetige Anwesenheit von privaten Sicherheitsleuten
gibt ein Gefühl von Sicherheit.
Speziell ist mir
der Armeehelikopter aufgefallen, der bei Nacht ohne
Positionslichter über die Stadt fliegt,
aber sonst ist das Militär nicht stärker present
als in den Ländern Zentralamerikas.
Oscar zeigt
mir auch einen unaufälligen schusssicheren Wagen.
Nur beim Klopfen auf das Chassisblech merkt man, dass es sich
hier nicht um ein gewöhnliches Fahrzeug handelt.
Den Helikopter haben wir von der Dachterrasse
eines Apartments
gesehen, dorthin hat mich Oscar zu einer Party eines
Freudes mitgenommen. Bei der Gelegenheit zeigt mir Eleanora,
die
Freundin von Oscar
ein paar Tanzschritte
für den Samstagabend :-) und ich lerne
viele nette Leute
kennen. Die meisten reden ausgezeichnet
Englisch und mit den anderen kann ich mein Spanisch
üben.
Und dann kommt der Samstagabend!
Im Restaurant "Salto del Angel" beim "Parque 93"
steigt nach dem Essen eine gewaltige Party.
Keiner der über 1000 Gäste sitzt mehr am Tisch,
alle tanzen und singen zu latinamerikanischen Hits! WAU!
Am nächsten Tag heisst es aber doch Abschiednehmen,
ungern verlasse ich meine Freunde und
die Stadt Bogota, denn ich hatte wirklich
eine gute Zeit hier!
Aber ich bin ein Reisender
und der Weg ist noch lang.
Am Sonntag 30. Januar 2005 fliege ich weiter an die Karibiküste
nach
Cartagena. Ich finde auf der Halbinsel
Bocagrande unweit vom Strand
ein
einfaches Hotel/Restaurant.
Doch noch ist nichts mit
lockerem Strandleben, denn
zuerst ist harte Arbeit angesagt.
Schliesslich muss ich meinen Wagen am Hafen abholen
beim Zoll importieren. Das ganze ist natürlich
mit Überraschungen verbunden.
Es beginnt schon beim
Eintritt als Besucher in die Hafenanlage. Dort sind die
Sicherheitsvorschriften sehr streng und mit meinen
Sandalen wollen sie mich zuerst nicht reinlassen.
Als ich dann endlich nach langen Wartepausen,
die Mittagspause wird gross geschrieben,
meinen Wagen zu Gesicht
bekomme, kommt die ganz grosse
Überraschung!
Der Schlüssel zum Wagen
steckt, aber die Türen sind verschlossen.
Einige Hafenarbeiter entfernen gerade Seilzeug
von den Wagenrädern. Irgendeiner
hat den Schlüssel eingeschlossen und die
Arbeiter haben nun mit einem Kran oder
sogar von Hand mein Fahrzeug aus dem Schiff
geholt.
(Aus Kostengründen
ist der Wagen nicht
in einem Container transportiert worden).
Ein Ersatzschlüssel ist mit meiner Geldbörse
in Costa Rica gestohlen worden. Ein
weiterer Ersatzschlüssel habe ich unter
dem Wagen versteckt angeklebt.
Genau mit diesem
will ich nun die Türen öffnen.
Ich drehe
den Schlüssel im Schloss, doch nichts geht!
Ich versuche es auf der Beifahrerseite, doch
auch dort dasselbe. Und dann sehe ich auch weshalb!
Der Fenstergummi ist nicht mehr glatt, jemand
hat versucht den Wagen ohne Schlüssel
aufzumachen.
Dabei wurde der Türoffnungsmechanismus
mit Gewalt zerstört.
Da steh ich nun mit
der Zollbeamtin vor einem verschlossenem
Wagen. Ich versuche es noch einmal auf
der Fahrerseite und habe Glück, die Tür
öffnet sich. Dann stelle ich aber fest,
dass sie sich nur noch von aussen
öffnen lässt. Wenn ich aber im Wagen
sitze, kann ich von innen die Tür nicht
mehr öffnen und bin dann wie eine
Maus im Käfig gefangen.
Ich gehe also
zurück zum Seabord Office und erkläre die
Situation. Später wird auch der stellvertretende
Leiter der Koordination aller Operationen
im Hafen informiert und die Sache wird
zur Chefsache! Nach vielen Erklärungen
und Telefonaten bringt mich der Chef
zur Hafenwerkstatt. Die Jungs dort sind
echt gut und reparieren die Türschlösser.
Nun kann ich bald den Hafen verlassen,
doch zuerst muss
ich noch mit meiner Unterschrift
und dem Fingerabdruck 9-fach bestätigen,
dass der Wagen mir gehört.
Es ist bereits dunkel als ich den Hafen
verlassen kann und fahre dann mit
unvollständigen Zollpapieren und ohne
obligatorische Wagenversicherung
durch ein Verkehrschaos hindurch
zurück zum Hotel.
Hoffentlich stoppt mit die "Policia Transito" nicht :-o.
Die Zollpapiere kann ich erst am nächsten
Tag im Hauptzollgebäude fertigstellen lassen.
Und eine Versicherung, welche ich nur für einen
Monat abschliessen kann, muss ich auch
noch zuerst finden.
Das waren also die Highlights
der Wagenimportation in Cartagena, Colombia :-) -
und hier noch die Übersicht:
- Von Seaboard Marine die originalen Transportpapiere erstellen lassen (Gebäude 1: Muelles, El Bosque)
Hinweis: Keine offenen Schuhe tragen
- Hafen wieder verlassen und mit dem Taxi zum Zoll in Manga fahren
- Beim Zoll ein Request für "Temporary Importation of a Tourist Vehicle" beantragen (Aduana, Manga)
Hinweis: Die Beamtin notiert den Wagen in einem Buch: Mein Fahrzeug ist Nr. 0004 im Jahr 2005 (innerhalb eines Monats nur 4 Fahrzeuge!)
- Zoll wieder verlassen und mit dem Taxi zurück zum Hafen nach El Bosque fahren
- Hafengebühr berechnen lassen: 137'330 Pesos (58 US$) und 9'471 Pesos (4 US$) Parkgebühr für einen Tag (Gebäude 2: Muelles, El Bosque)
- Hafengebühr am Bankschalter bezahlen (Gebäude 2, Schalter daneben: Muelles, El Bosque)
- Mit Hafengebührquittung zur Zollinspektorin (Gebäude 3: Muelles, El Bosque)
doch sie macht gerade Mittagspause und lässt mich 4 Stunden warten
- Mit einem Sicherheitsmann (wegen meinen Sandalen :-) und der Inspektorin fahren wir ans Hafenende und endich sehe ich den verstaubten Wagen (Hafengelände)
- Kurze Wagenkontrolle und der Kontrolle der Serienummer durch die Inspektorin (Hafengelände)
- Zollinspektionspapiere erstellen lassen (Gebäude 3: Muelles, El Bosque)
- (Transportschaden mit der Hafenleitung besichtigen und beheben lassen) (diverse Büros und Hafenwerkstatt)
- Mit dem Inspektionsbericht muss ich die Autorisierung zum Verlassen des Hafens mit einem Fingerabdruck bestätigen (Gebäude 2, anderer Schalter: Muelles, El Bosque)
- Ein Hafenmitarbeiter meldet den Wagen beim Hafensystem ab und schaut kurz in den Kofferraum (Ausfahrt: Muelles, El Bosque)
- Am nächsten Tag zum Zoll in Manga fahren
- Mit den Zollinspektionspapieren komplette Zollpapiere erstellen lassen (Aduana, Manga (DIAN))
- Versicherungsgesellschaft für kurze Laufzeit der Wagenhaftplicht suchen (Centro Cartagena)
"Segura de La Previsora": 1 Monat für nur 13'842 Pesos (ca. 6 US$) (2200 Pesos entsprechen etwa 1 US$)
- 2 Tage später erhalte ich einen Telefonanruf ins Hotel:
Der Hafen (Muelles, El Bosque) benötigt dringend ein Kopie meiner vollständigen Zollpapiere.
Sie haben einen Fehler gemacht, der Wagen hätte den Hafen eigentlich gar nicht verlassen können ohne die Papiere.
Die Sekretärin kommt mit einem Motorradtaxi vorbei und holt die Kopie ab :-)
Endlich habe ich alles nötige für eine hoffentlich
gesetzliche Fahrerlaubnis erledigt
(der Zoll kümmert eine obligatorische Versicherungen wenig :-)
und habe endlich
Zeit für die Altstadt. Einer der vielen Buse
bringt mich schnell von
Bocagrande
ins Zentrum.
Cartagena war ein Speicherplatz für Waren
und Schätze, welche die Spanier in Amerika
sammelten und dann zurück nach Spanien verschifften.
Eine Reihe von Festungen schützten vor einer
feindlichen Annäherung vom Meer her und die dicken
Schutzmauern um die Stadt,
machten Cartagena beinahe uneinnehmbar.
Innerhalb der gewaltigen Stadtmauern drängen
sich gut erhaltene
koloniale Gebäude,
Kirchen und eine
Kathedrale
um enge Strassen und kleine
Plätze.
Es gibt viel zu sehen in den teilweise
stark belebten Strassen.
Dort stosse
ich auch auf eine
Skulptur von F. Botero,
einem bekannten kolumbianischen Künstler aus Medellin.
Aber ich treffe nicht nur auf Kunst, sondern auch nette
Menschen.
Mit
Mayerlis
macht doch eine Stadtbesichtigung noch mehr
Spass. Die Kolumbianer sind sehr liebenswert,
hilfsbereit, ruhig und gelassen.
"Tranquilo" - ist die Devise.
So fühle ich mich hier gut aufgehoben.
Auch Ramiro, ein Strassenhändler,
zeigt mir nach Feierabend seine Stadt und einige
interressante Plätze, welche die wenigen Touristen
hier kaum zu Gesicht bekommen. Ich zahle im
dafür zwei Cerveza und er hat mir bereits einen Job.
In Cartagena bauen sie nächstes Jahr das höchste
Gebäude Kolumbiens und dazu brauchen sie noch Fachleute...
Zum Schutz der Stadt bauten die Spanier auf einem Hügel
das gewaltige Fort
Castillo San Felipe.
Mit seinen
dicken Mauern
und vielen unterirdischen Gängen ist das
"Castillo San Felipe" die mächtigste Festung, welche
die Spanier in ganz Amerika gebaut haben. Na klar,
das viele Gold musste gut geschützt werden :-).
Auch dieser Abschied fällt mir nicht leicht, doch in
Barranquilla ist gerade "Carnaval".
Dort treffe ich Henning, mit dem ich vor zwei Monaten auf
Utila in Honduras die e-mail Adressen getauscht habe.
In einer
lustigen Gruppe
am grössten Karneval Kolumbiens
mit dem
bunten Strassenumzug
teilzunehmen
macht natürlich mehrfach Laune.
[Webseite Carnaval Barranquilla]
Die Hafenstadt ist ziemlich schmutzig und nicht
ganz ungefährlich, wie es scheint.
Der Taxifahrer der mich nach
dem Karnevalsumzug auf die Strasse setzt,
bemerkt, dass er hier zum ersten Mal bei Nacht
durchfahre. Die Gegend ist gar nicht so übel,
ich habe mich wohl auch schon an die auf der
Strasse liegenden schlafenden Menschen gewöhnt.
Auch kennen sie mich unterdessen hier und ich
bemühe mich auch nicht wie ein Touri rumzulaufen.
Ich wohne in einem interessanten Camion-Fahrer-Hotel
und parkiere meinen kleinen
Wagen zwischen den Lastkraftwagen der Berufsfahrer.
Das Hotel gleicht von aussen einem Gefängnis,
es hat keine Fenster, sondern nur Lüftungsschlitze.
Dafür geht es aber nachts vor dem Hoteleingang
bunt zu und her. An einem provisorischen Warenstand
verkauft
eine ältere Señora alles - auch Bier.
Und so sitze ich
mit den Chauffeuren draussen in der warmen Nacht
auf Plastikstühlen
und trinke ein 1000 Pesos Bierchen.
Aus Barranquilla ist auch die bekannte
kolumbianische Sängerin
Shakira,
doch diese Nacht war sie wohl gerade nicht auf der
Strasse (sicher nicht in meiner ;-).
Der Karneval ist zu Ende und ich fahre weiter in die kleine
Stadt
Santa Marta. Genau ein Ort nach meinem Gusto:
überschaubar,
an einer kleinen Bucht am Meer gelegen und
mit einer
Strandpromenade,
wo immer was läuft...
Nur das mit dem Hotelzimmer war wieder so eine Sache. Ich habe
es nicht so gerne, wenn mir nachts die Mäuse
im Bett auf die Füsse springen.
Aber es könnte ja noch schlimmer kommen -
wenn sie mir direkt ins Gesicht hüpfen ;-).
Die "Ciudad Perdida"
werde ich nicht suchen gehen,
ich habe keine Lust eine Woche im Regenwald zu verbringen.
Ich gehe lieber tauchen...
Eine Boot bringt mich in die Bucht
"EL Granate" zu einer kleinen
Finca am Hang.
Eine ideale Tauchbasis! Von dort oben hat man
eine gewaltige
Aussicht auf das Meer
und natürlich den
Sonnenuntergang.
Ich tauche mit
Alejandro aus Kuba
in den starken Strömungen der kargen
Isla Aguja.
Wir lassen uns treiben und die Unterwasserwelt
zieht wie in einem Film an uns vorbei.
Alejandro lebt schon seit Jahren mit
seiner kolumbianischen Freundin in Santa Marta.
Zu dritt
spazieren wir
nach dem Tauchen
über die Halbinsel im "Parque Tayrona"
zur menschenleeren
Playa Brava.
Dabei entdecken wir in einer Bucht eine
Moräne,
die gerade Schutz im seichten Wasser sucht.
Später beim erholsamen
Tauchen
in der abgelegenen Bucht sehen wir
dann ihre Artgenossen auch unterwasser.
Nach dem gemeinsamen Nachtessen
mache ich es mir in der
Hängematte
bequem und erwarte den nächsten Tag.
Wieder zurück in der lebhaften Hafenstadt
Santa Marta
treffe ich
Ali,
der auch alleine auf Reisen ist.
Zusammen fahren wir zum nahen
Fischerort
Taganga. Das kleine Dort liegt idyllisch in einer
kleinen Bucht.
Auch nicht allzuweit entfernt ist der
Parque Tayrona. Dort herrscht ein
komplett anderes Klima,
statt in einer trockenen Zone mit Kaktussen befinden wir
uns im Regenwald. Regenschauer haben denn auch den etwa
einstündigen Fussweg zum
Traumstrand
zu einem Schlammpfad gemacht. Doch dies hält uns nicht
davon ab und wir werde dafür mit
unvergesslichen Eindrücken
belohnt. Wir
schlafen nahe am Meer
und das rauschen der Meeresbrandung und das Schaukeln
der Hängematte wiegen mich in den Schlaf.
Ich verabschiede mich wieder von Ali und fahre weiter
nach
Riohacha, die Kleinstadt an der Atlantikküste
gefällt mir gut. Ich bin wohl der einzige mit heller
Haut, ein einsamer Tourist und trotzdem werde ich kaum
beachtet. Deshalb kann ich einfach und unauffällig durch
die
Strassen der Stadt
streifen. Die Kolumbianer sind
einfache und zufriedene Leute und lassen dich in Ruhe.
Doch sobald du was fragst und mit ihnen ins Gespräch kommst,
sind sie voll dabei, interessiert und hilfsbereit.
Ich beobachte das Alltagsleben und setzte mich zu einem
dieser unzähligen "Jugos Naturales" Stände.
Dort machen sie frische Säfte von uns unbekannten Früchten.
Mein aktueller Lieblingsdrink ist Lulo, der schmeckt fast wie
wilde Erdbeeren. Lecker ist auch Nispero, und Guayaba.
Wenn ich also so dort sitze, komme ich auch ins Gespräch mit
Leuten und ab und zu läuft auch einer mit einem
Kaffeekrug vorbei.
Der Strassenhändler verkauft auch Milchkaffee, aber mein
Lieblingskaffee ist "Tinto", schwarzer kolumbianischer
Kaffee!
In der Nacht essen die Leute in Strassenküchen am Strassenrand.
Als ich eine der Köchinen frage, wo ich hier ein Bier trinken
kann, steht ein Gast auf und zeigt mir den Weg zu einer
"Discotequa". Dort läuft laute Latinmusik und ein
anderer Gast setzt sich zu mir. Als ich mit ihm so rede,
setzen sich zwei weitere Männer direkt an den Nebentisch.
Carlos, mein Gesprächspartner meint, dass es Polizisten sind.
Was die hier wollen, ist mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar.
Ich verstehe mich gut mit Carlos und ihm gefällt meine
Reisegeschichte. Ich sitze also am Tisch mit meiner
linke Hand leicht gekrümmt und plötzlich spüre ich
einen kleinen Plastikkneuel in meiner Hand.
Ein Geschenk eines Kolumbianers bemerkt Carlos
nur kurz. Überrrascht und möglichst unauffällig lasse
ich das Plastiksäckchen in meiner Tasche verschwinden.
Schliesslich will ich nicht, dass die vermeintlichen
Polizisten auf falsche Gedanken kommen. Wie führen
das Gespräch weiter und Carlos erzählt mir, dass
er von der Insel San Andres komme und er vom
Schmuggel lebe. Er könne alles transportieren meint
er, aber sein altes Schiff sei abgesoffen.
Er denkt bereits daran meinen Wagen mit Ware
zu füllen und nach Kanada zurück zuschicken.
Tolle Idee denke ich und ich wandere dann in den Bau...
Carlos ist kaum zu bremsen und bezahlt eine
Bierrunde nach der anderen. Ich muss die
Handbremse ziehen und verabschiede mich.
Bereits am nächsten Tag besucht mich Carlos
mit einem Freund in meinem Hotelzimmer.
Bei dieser Gelegenheit will ich ihm auch
die zwei kleinen weichen weissen Klümpchen
zurückgeben. Doch er meint nur, wenn ich
es nicht wolle, soll ich es doch einfach
wegwerfen...
Ich hoffe Carlos hat mir nicht noch ein
weiteres unerwartetes Geschenk gemacht und
die Beamten an der Grenze
öffnen dann die Überraschung...
Alle Reisenden die auf dem Landweg nach Venezuela
kommen,
benötigen eine "Tarjeta de Ingreso".
Dazu muss ich auf dem Konsulat in Riohacha
ein Visum anfordern.
Nach weniger als einer Stunde erhalte ich
das kostenlose Einreisedokument.
Am 16. Februar 2005 fahre ich nach Maicao
an die Grenze zu Venezuela. Ich habe erwartet, dass
ich gleich nach der Grenze in Venezuela Benzin zum Spottpreis
kaufen kann. Doch die Grenze ist gesperrt und die Tankstellen
sind geschlossen. Damit will die Regierung Venezuelas
die Kolumbianer strafen. Ein wichtiges Mitglied der
kolumbianischen Guerrilla ist in Venezuela verhaftet worden
und dass hat den Grenzkonflikt ausgelöst.
Meine Tanknadel steht kurz vor "E" und die
nächste Tankgelegenheit ist etwa eine Fahrstunde entfernt.
Den Weg schaff ich sicher nicht mehr...
Aber ich bin in Kolumbien und Schmuggler bringen
mir einen Benzinkanister und
füllen meinen Tank
(im Hintergrund blockieren
Tanker die Grenze).
Auch mit der Grenzblockade habe ich Glück, etwa
eine Stunde später wird die Grenze nach mehr als
2 Wochen wieder geöffnet. Die Präsidenten
Uribe (CO) und Chavez (VE) haben miteinander
geredet und die Situation geregelt.
Alle Fernsehstationen
sind anwesend und filmen mich, als ich mit meinem
schmutzigen Wagen grinsend über die Grenze
nach Venezuela fahre :-)
-> VENEZUELA.
Am 28. März 2005 und nach rund 32'000 Strassenkilometern
kehre ich dorthin zurück, wo mein
Herz während meiner Weiterreise geblieben ist.
Ich bin glücklich
zurück in Kolumbien
zu sein und
spüre sofort wieder die Offenheit und
Liebenswürdigkeit der Menschen!
Gleich erledige ich
in
Cúcuta
alle Grenzformalitäten und kaufe bei der
Agentur "La Previsora" eine
obligatorische Wagenversicherung.
Ich benötige fast einen ganzen Tag, doch nun habe ich
alle gesetzlichen Papiere und die Kontrollen auf den
Strassen sind noch strenger als in Venezuela. Dies alles
musste ich erledigen:
- Venezuela: Inmigracion Formular abgeben (Gebäude 1: DIAX im Stadtzentrum von San Antonio)
Hinweis: Nicht an der Grenze! Sondern mitten in der Stadt bei der Carrera 9 und ist 24h offen
- Venezuela: "Impuesto de Salida" bezahlen (Marken im Wert von 30'000 Bs. weniger als 15 US$) (Gebäude 2 gegenüber DIAX im Stadtzentrum von San Antonio)
- Venezuela: Zurück zur Inmigracion, Marken abgeben und Ausreisestempel erhalten (zurück im Gebäude 1: DIAX)
- Venezuela: Am Grenzposten die Fahrzeugbewilligung abgeben und Fahrzeug im Pass abmelden (Gebäude 3: SENIAT an der Av. Venezuela vor der Brücke Simon Bolivar)
- Colombia: Im Zollgebäude, einfache Immigration ohne Formular für 60 Tage (Gebäude 4: Inmigracion nach der Brücke Simon Bolivar)
- Colombia: DIAN Aduana suchen! Befindet sich auf dem Weg zum Flughafen und ist mehr als 20 km entfernt
- Colombia: Kopien aller Dokumente abgeben, inkl. Kopie von Aus- Einreisestempeln (Kopiermaschine ausserhalb des Gebäudes 5)
- Colombia: Beamter kopiert Wagenchassisnummer (Wagenkontrolle ausserhalb des Gebäudes 5)
- Colombia: Langes Warten bis ich endlich die Bewilligung erhalte: "Solicitud de Importacion Temporal Vehiculos Turismo" für 60 Tage
- Colombia: Geldwechselstube suchen, Flughafen oder Zentrum: 1US $ etwa 2200 $ (Pesos)
Hinweis: Bolivares zu Pesos: 0.83 - der Bs. ist nun schwächer als der Peso
- Colombia: Obligatorische Versicherung organisieren - kostet für 60 Tage 29'669 $ (kann scheinbar auch ausserhalb des DIAN Gebäudes gekauft werden oder siehe Link oben: "La Previsora")
Hinweis: Kopie der Zollpapiere abgeben und lange Warteschlange vor der Agentur!
Na, war gar nicht so schlimm, braucht nur viel Zeit und bis ich nur
endlich das DIAN Gebäude und die
Versicherungsagentur in der riesigen Stadt gefunden
habe...
Nun gehts gleich weiter und ich fahre in die Berge.
Eine berüchtigte Strecke, noch vor einiger Zeit
gefährlich, wegen den drohenden Gefahren durch
Guerrilla und den Paramilitärs.
Doch ich rede mit vielen Leuten und alle meinen, dass
es nun sicher sei.
Ich passiere drei Militärkontrollen
und dies gibt mir auch Sicherheit.
Die Soldaten sind blutjung und ich habe Mitleid mit ihnen -
den wöchentlich gibt es im Süden von Kolumbien
Anschläge der Guerrilla und
einige der jungen Soldaten sterben dabei.
Bei jeder Kontrolle muss ich meinen Kofferraum öffnen
und die jungen Soldaten entdecken dabei meine
"Brownies"
- ein Geschenk noch aus der Schweiz.
Ich lasse die Jungs kosten und dies hebt gleich die
Moral - nach einem Händedruck fahre ich weiter und
erreiche am Abend die kleine Stadt
Pamplona auf über 2000 m.
Die
Kleinstadt
wird auch später am Abend
noch von vielen Studenten belebt.
In den Bergen
ist es angenehm kühl und ich bleibe über
Nacht hier
und schreibe dieses Logbuch...
Ich sehe die Fragezeichen in den Augen der Passanten,
die auf mein Autonummernschild
"Beautiful British Columbia"
schauen, als ich mich für die Weiterfahrt bereitmache.
Ich löse das Rätsel mit einigen Erklärungen
und die
Gesichter schauen freundlich aber noch fragender:
"Un Suizo mit einem Wagen aus Canada in Colombia?"
Während Stunden fahre ich über
eine kurvenreiche Strasse, wie ein Emmentaler-Käse, aber
mit einer traumhaften Aussicht auf die
östlichen Kordilleren,
die ich durchquere. In Kolumbien teilen sich die Anden
in drei Gebirgszüge: die West- Zentral- und Ostkordilleren.
Meine obligate 30 minütige Siesta (Power-Nap) mache ich in
Berlin
neben einem
Checkpoint der Policia.
Das
kleine Bauerndorf
befindet sich auf über 3000 m und ist von mehr als
4000 m hohen Bergen umringt.
Als ich die
steilen Westflanken
der Berge hinunterfahre,
sehe ich auch hier die Schäden der starken Regenfällen.
Abgerutschte Hänge und zerstörte Strassen.
Ein gewaltiges scharfkantiges Loch gibt meinem
Auspuff den Todesstoss...
(beachte auch das durchgestrichene P unter dem Wagen :-).
Da hilft nur eines:
fahren [zahlen] - fröhlich sein :-)!
"Zitat aus einem Song der Toten Hosen".
Dann erreiche ich
Bucaramanga
und es ist
nicht leicht in der verkehrsreichen Stadt im Zentrum
ein Zimmer zu finden.
Doch nicht weit von der Fussgängerzone
finde ich in der
"Residencias La Cascada" ein Zimmer
und der Parkplatz ist auch noch gleich im selben Gebäude.
Weshalb das so ist, wird mir klar als die
Señiora an der Reception fragt, ob ich das Zimmer für
4 Stunden oder die ganze Nacht will :-).
Das Fernsehprogramm ist um einen nicht jugendfreien
Kanal bereichert und das Bettgestell ist aus einem
Stück betoniert - ohne Bicoflex-Lattenrost :-).
Ich schlafe ja eh mit Gehörpfropfen
und der Preis stimmt
(wenn du alleine hier bist: 10'000 $, also weniger als 5 US$,
dann aber ohne Sauna und Jacuzzi-Bad :-)
- ein richtiges Wellnesshotel!
Bucaramanga ist die Provinzhauptstadt der Region
Satander mit einer kleinen lebhaften Fussgängerzone
in der Calle 35, die zwei schattige Plätze verbindet.
Ein Stadtbus bringt mich in den Vorort
Floridablanca, dort befindet sich ein kleiner
sehenswürdiger
Botanischer Garten
mit bis zu armdicken Bambussen.
Früh verlasse ich mein "Wellnesshotel",
denn heute
will ich das "Rio Magdalena" Tal und einen Teil der
Zentralkordilleren durchqueren. Dies wird eine der schönsten
Fahrten.
Zuerst führt mich die Strasse durch
tropischen Regenwald
und zwischen
Bergketten
hindurch, hinunter in die
"Rio Magdalena" Ebene. Doch das breite Tal
ist nicht flach, sondern auf unzähligen
kleinen Hügel
weiden Kühe auf
sattgrünen Wiesen
zwischen Palmen und Bambussen.
Auf einer gut bewachten Brücke überquere ich bei
Pto. Berrio den breiten "Rio Magdalena".
Nun steigt die Strasse wieder an, die Zentralkordilleren erwarten mich.
In dieser
Traumlandschaft
eingebetet sehe ich kleine liebevoll gebaute
Haciendas
und beobachte wie Kolumbianer auf ihren Pferden
die Kühe von den Weiden in die Gatter treiben.
Nach so vielen Eindrücken und nach der anstrengenden
Fahrt über die erste Gebirgskette der Zentralkordilleren
brauche ich eine Pause und parke im Schatten von Bäumen.
Doch dies scheint einer Motorradpatrouille verdächtig zu sein.
Gleich fordert sie Verstärkung an und die
Policia de carreteras
überprüft mich und meinen Wagen.
Ich habe nichts zu verbergen und die Kontrolle wird zu einer
lustigen unterhaltsamen Aktion und am Schluss sitze ich
auf dem Polizeimotorrad
und alle grinsen :-).
Meine Fahrt geht weiter und am Abend vom 1. April 2005
erreiche ich die zweitgrösste Stadt Kolumbiens,
Medellín.
Es ist ein erhebendes Gefühl ins Zentrum der
berüchtigsten Stadt der Welt hineinzufahren
(meine "British Columbia"
Nummernschildern verwirren alle hier ;-).
Es ist kein einfaches Unterfangen, denn ich habe
keinen Stadtplan (kann beim Fahren eh nicht draufschauen),
die Einbahnstrassen, viele Menschen und der mörderische
Verkehr sind eine Herausforderung.
Ich parke meinen Wagen zentral in einem
"Parqueadero" und suche zu Fuss eine
"Residencia".
Medellín
befindet sich in einem schmalen Tal zwischen Bergen und ist
Industrie- und Modemetropole Kolumbiens.
Ihre schlechte Reputation hat die moderne Stadt
sicher auch durch das Drogenkartell von Pablo Escobar erhalten
[Webseite Wikipedia: Pablo Escobar].
Doch ich erlebe die Stadt als sicheren Ort, dazu tragen sicher
auch die vielen Polizeikräfte bei.
Ich kann mich problemlos bewegen, denn wie überall in
Kolumbien sind die Menschen sehr umgänglich und auch
zugänglich.
Natürlich gelten in einer Grossstadt auch noch
andere Gesetze, aber dies ist überall so.
Die Stadtteile mit
Parkanlagen
und
modernen Gebäuden
verbindet eine oberirdische
Metrobahn.
Auf verschiedenen Plätzen befinden sich
Bronzefiguren
des bekannten kolumbianischen Künstlers
Fernando Botero.
Tragisch wurde in den 90er Jahren seine Statue die
Friedenstaube
von der Guerrilla als Bombe missbraucht und
der
Anschlag
hat viele Menschenleben gekostet.
Im Zentrum befindet sich auch die
"Catedral Metropolitana", das grösste
Bauwerk der Welt aus Ziegelsteinen. In der grossen
Kathedrale befinden sich viele Menschen und
trauern unter grosser Anteilnahme um den Tod von
Papst Johannes Paul II.
Ich verlasse den Talkessel von Medellín und fahre
über
Hohenzüge der Zentralkordilleren
weiter nach Süden. Links und rechts befinden sich tiefe Täler
und die Aussicht ist berauschend.
Später erreiche ich in
La Pintada
den Talboden des
Rio Cauca.
Nun folge ich dem Flusslauf durch ein ruhiges
grünes idyllisches Tal
mit seltsamen
Kühen und Orangenbäumen.
Eine kaum befahrene Traumstrasse!
Alle wichtigen Verkehrsknoten wie Strassenkreuzungen, Brücken oder
Tunnels werden vom Militär oder der Polizei bewacht oder
kontrolliert. Keine Maus fährt hier ungesehen durch und
wieder stoppt mich einmal die
Policia de carreteras.
Die Jungs sind äusserst freundlich und wollen einfach
ein wenig Unterhaltung, die ich ihnen gerne biete ;-).
Ich habe kein Problem mit Kontrollen -
solange mich nur regulär Uniformierte
stoppen, die ja nicht grundlos present sind.
Nicht nur Kontrollposten, sondern auch
Peaje (Zahlstellen)
bremsen von Zeit zu Zeit meine Fahrt.
Die Zahlstellen sind auf allen Strassenabschnitten zu
finden und etwa alle 30-60 km ist ein Wegzoll
von rund 5'000 $ (etwas mehr als 2 US$) zu entrichten.
Zusätzlich belastet die Reisekasse auch der
zunehmende Oelverlust meines Wagens.
Durch ein Leck im Kurbelwellengehäuse tropft
nun stetig Oel. Bei langsamer Fahrt hinterlege
ich eine feine Oelspur.
Ich begleiche den Oelverlust mit billigem Oel
aus Venezuela, doch der Vorrat neigt sich nun dem
Ende zu.
Ich befinden mich nun in der Zone "La Cafetera".
Die Lage dieser Gegend ist ideal für den Anbau von
Kaffee. Die
Kaffepflanzen
(dunkelgrün) haben es nicht
gerne zu heiss und mögen Schatten,
den sie von Palmen erhalten.
Im Norden dieser Region befindet sich
auf einer Bergspitze auf über 2000 m
die Stadt
Manizales, mein heutiges Tagesziel.
Die Stadt wurde schon mehrfach durch Erdbeben
und Vulkanausbrüchen verwüstet.
Die
Kathedrale
ist noch immer unvollendet und
ihre Mauern sind aus rohem grauen Beton.
Rund eine Fahrstunde südlich und über ein
Viaducto
erreichbar befindet sich
Pereira.
Auch hier bleibe ich und lasse mir mal wieder die Haare
kürzen (3000 $, weniger als 1.5 US$).
Die
beiden Coiffeusen
haben ihren Spass an mir und geben mir
die Adressen einiger interessanter Lokale
(Taberna "El Ayer" und "La Espiga")
und ihre Telephonnummern auch noch gleich dazu ;-).
Die dritte im Bunde der Städte im Norden des
"Valle Cauca", der Kaffeeregion, ist
die Kleinstadt
Armenia.
Unweit davon befindet sich in
Montenegro
der
"
Parque Nacional del Café".
Ein Lern- und Vergnügungspark zugleich.
Als Attraktion gefällt mir der Ciclón am Besten:
eine Zentrifuge, die dir dein Blut aus dem Gehirn
bläst :-))).
Doch lerne ich auch etwas und sehe verschiedene
Kaffeepflanzen
aus aller Welt.
Zwei nette
Kolumbianerinnen führen mich in die
Geheimnisse des Kaffees
ein.
Mit einem frisch geröstetem Sack Kaffee und vielen
Glückwünschen verlasse ich am Abend den
tollen Park.
[Webseite Parque Nacional del Café].
Bevor ich weiter nach Süden fahre,
besuche ich noch das kleine
Bergdorf
Salento.
Der Ort ist an Wochenenden ein beliebter Ausflugsort
und vom
Mirador
hat man eine herrliche
Übersicht über das Dorf.
Bei guter Weitsicht kann man auch weit ins Tal schauen.
Die Weitsicht ins
Valle Cauca
erhalte ich aber erst später bei meiner
Weiterfahrt durch die Berge nach
Sevilla.
Immer wieder fahre ich an wunderschön gelegenen
Fincas.
vorbei. Ein Gebiet aber auch von
Paramilitärs
und Guerrilla
und entsprechend
stark ist die Anwesenheit der
Policia,
die mich nun bei jeder Gelegenheit überprüft.
Mein heutiges Ziel ist
Bugalagrande
im Talboden des Cauca-Tals.
Dort will ich die beiden Kolumbianerinnen, die
ich in Venezuela kennengelernt habe, besuchen.
Ich habe nur eine unvollständige Adresse, doch
finde ich schnell Kontakt im Dorf und die
Männer die gerade im
"La Oficina"
ihr Bier trinken, helfen mir gerne bei der Suche.
Schliesslich treffe ich eine
"Prima" (Cousine) von Maria Elena und ich
erfahre, dass sie in Spanien ist
und auf Lanzarote arbeitet.
Verständlich -
denn im kleinen Nest gibt es zwar eine
Nestlé-Fabrik, aber ausser der Landwirtschaft
sonst nicht viel zu tun.
Naja - Pech gehabt, aber die Suche war spannend
und nun kennt mich das halbe Dorf.
Ich verbringe die Nacht mit viel Freibier und den
geselligen Kolumbianern.
Spät noch quetschen sich vier stämmige Männer
in meinen kleinen Wagen und wir fahren in die
Freiluft-Discoteca. -
Am nächsten Tag lässt Felipe der Wirt vom
"La Oficina"
zum Abschied noch schnell für mich kochen
bevor ich wieder auf die Strasse zurückkehre.
Ich überquere den "Rio Cauca" und erreiche
nach kurzer Fahrzeit die Westkordilleren mit der Stadt
Cali am Fusse der Ostflanken.
Es ist Sonntag der 10. April 2005 und die meisten Geschäfte
sind geschlossen und auf den Strassen wenig Verkehr.
Ideal um nahe vom Zentrum eine
"Residencia"
zu suchen.
Auch befinden sich wenig Menschen in den Strassen, dafür
lassen die Obdachlosen ein Gefühl von Unsicherheit
aufkommen. - Am nächsten Tag sind die Strassen wieder
gefüllt und ich mache einen Rundgang durch das
relativ kleine Zentrum der grossen Stadt.
Innerhalb weniger Strassenblocks befinden sich
La Ermita,
das Kloster
San Francisco
und die weisse
La Merced.
Vom etwas weiter entferntem Hügel "San Antonio"
überblicke ich die
Skyline von Cali.
Die Stadt ist bekannt für "Rumba":
Musik, Tanz und schöne exotische Frauen
- was ich nur bestätigen kann.
Vorallem am Wochenende
wird an der Avenida 6 in luftigen Diskotheken geflirtet
und getanzt bis sich die Balken biegen - auch das
ist Kolumbien!
Doch bis zum Wochenende sind es noch ein paar Tage und
solange will ich nicht in der Stadt rumhängen.
Als logische Weiterfolge meiner Reise wäre nun
Popayán das nächste Ziel. Die von
indogenem Einfluss geprägte Stadt liegt in den
Bergen zwischen den Kordilleren in Richtung Ecuador.
Ungern verlasse ich schon das heisse Cauca-Tal und fahre
deshalb ein Stück zurück in die kleine koloniale Stadt
Buga.
Die Kleinstadt ist auch ein Wallfahrtsort, da
in der Basilika der
"El Señor de los Milagros"
Wunder vollbringen kann.
Hier verbringe ich gerne meine Zeit, denn der Ort ist
überschaubar und das lebhafte Treiben
in den Strassen bietet gute Unterhaltung.
So entdecke ich in den Strassen einen
Chiva, den offenen kolumbianischen Bus
der Anden. Und die süssen
kleinen Jeeps,
die als
Transportmittel
zu den abgelegensten Orte benutzt werden.
Überrascht hat mich dann auch der moderne
Sportunterricht mit Inline-Skates.
Während ich mit einer netten Begleitung
ein Bierchen trinke, fahren mehrere Militärlastwagen mit
bewaffneten Soldaten vorbei.
Am nächsten Tag fliegen Militärhelikopter
über die Stadt.
Durch die Fernsehnachrichten erfahre ich, dass nur
einige Dörfer südlich die Guerrilla (FARC) den Ort
Toribio überfallen hat und mit der Policia
während rund sechs Stunden ein Gefecht geliefert hat.
Dadurch wird mir wieder bewusst, dass ich mich in einem
Kriesen-/Kriegsgebiet aufhalte.
Die Polizei ist besonders aktiv und das
ich spüre bald gleich selber.
Nachdem ich meinen Wagen aus dem
"Parqueadero" geholt und vor der
"Residenica" parkiert habe,
sehe ich wie zwei Polizisten verunsichert
auf die Nummernschilder schauen.
Ich lächle nur und schenke den beiden keine grosse
Beachtung - ein Fehler wie ich schnell feststellen muss!
Der Wirt meiner Unterkunft hilft mir am Markt eine
aktuelle kolumbianische Musik-VCD zu kaufen.
Als wir zurückkommen bleibt mir fast das Herz stehen -
mein Wagen ist spurlos verschwunden!
Nur noch der bekannte Oelfleck ist auf der Strasse zu sehen.
Die Anwohner helfen mir weiter - ich soll
mit dem Taxi zum Polizeikommando fahren.
Dort angekommen
sehe ich den Wagen auch schon und bald bin ich
von einer grossen Zahl Polizisten umringt.
Natürlich wollen sie alle meine Papier sehen
und ich beginne wieder mein üblicher Smaltalk
mit den Polizisten. Das Interesse an mir ist gross
und ich beantworte gerne alle Fragen und es gibt
wieder viel zu lachen.
Ich erkläre den Jungs, dass
ich ab und zu im Wagen schlafe, aber nicht in
Kolumbien:
"Colombia es peligroso!"
(Kolumbien ist gefährlich!
Alle lachen :-)!
Ich erkundige mich nach der Sicherheit und erfahre, dass
die Hauptverbindungstrassen nach Süden sicher sind.
Ich höre aber auch,
dass letzte Nacht ein 10-jähriges Kind
und zwei Polizisten
erschossen wurden!
Nach dem obligaten
Gruppenfoto mit den Polizisten
öffnet sich die Barriere und ich fahre mit
abgelaufenen Pneus und abgebrochenem
Auspuff mit
ohrenbetäubendem Lärm davon :-).
Die Strasse führt mich durch Zuckerrohrplantagen
bis an das südliche Ende das Cauca-Tals,
wo die Zentral- und die Westkordilleren
aufeinandertreffen.
Dort befindet sich auf einer Hochebene die
koloniale Stadt
Popayán
Der Empfang hier ist optimal, bei der Parkplatzsuche
werde ich gleich wieder von
einer vierköpfigen Polizei-Patrouille
umringt. Das gleiche Spiel beginnt von neuem.
Nur setzt sich der Chef nun auf meinen Beifahrersitz
und untersucht das Handschuhfach. Schliesslich
setzt er sich mit ernster Miene meine Sonnenbrille
auf und mustert sich im Spiegel!
- Ich muss das Lachen unterdrücken :-).
Die ganze Sache dauert und dauert; die Polizisten
hier haben viel Zeit - sehr viel Zeit!
Ich muss Anfügen, dass bisher noch kein
kolumbianischer Polizist ein "Regalo"
(Geschenk = Geld) von mir verlangte, im Gegenteil
ich erhalte immer Ratschläge.
Unteranderem, dass ich
mich wieder einmal in einem gefährliche Quartier
aufhalte, doch dies sind für mich genau die
interessanten Quartiere. Mein Auge und Instinkt
sind unterdessen auf solche Situationen trainiert.
Nachdem die Kontrolle vorbei ist, habe ich Zeit
für einen ersten
Rundgang
durch die
beeindruckend schöne Stadt mit ihren
Kirchen
und
Plätzen.
Über diese
alte Brücke
soll schon
Simon Bolivar gelaufen sein.
Popayán
wird zu recht auch als
weisse Stadt
bezeichnet.
Am Stadtrand befindet sich ein Hügel, der aber
eigentlich eine
prekolumbianische Pyramide
ist!
Von dort oben hat man eine herrliche
Aussicht auf die Stadt
und
die Kordilleren.
Die Menschen, die Natur und das Klima sind wie von
Gott erschaffen...
Es ist Sonntag und die meisten Geschäfte sind geschlossen,
die Stadt ruht sich aus. Auch der Strassenverkehr ist
ruhiger als normal und das ist ideal
um weiter nach Süden in die Berge zu fahren.
Eigentlich wollte ich nie bis hinunter nach Ecuador fahren,
aber ich kann meinen Wagen hier in Kolumbien nicht
verkaufen. Ein Gesetz verbietet es Gebrauchtwagen, die
älter als ein Jahr alt sind, in Kolumbien zu importieren.
Damit will sich das Land auch vor dem illegalen
Import gestohlener Wagen aus Ecuador und
Venezuela schützen.
Während der Reise durch das wilde
Rio Patia Tal
werde ich mit einer
atemberaubenden Landschaft
reichlich belohnt.
Ich kann mich nicht sattsehen an den
schroffen Westkordilleren.
Schliesslich sind die West-/Zentral- und Ostkordilleren
ganz vereint und die
einsame Strasse
führt mich vorbei an
kargen wilden Tälern.
Die Strasse steigt weiter an und die Landschaft wird wieder
grün und schliesslich erreiche ich
Pasto.
Die
Hauptstadt von Nariño
liegt
am Fusse eines Vulkans.
Die Provinz Nariño verbindet den Amazonas mit dem
Pazifik. Die Region macht oft Negativschlagzeilen, da
auch Drogen für Westamerika durchgeschleust werden.
Nun muss ich mich wieder an die Kälte gewöhnen,
hier auf über 2500 m wird es nachts schon empfindlich
kühl und die Kaltwasser-Douchen sind nun noch
kälter...
Weiter geht die muntere Fahrt durch
rauschende Täler
und vorbei an
idyllische Plätzen.
Der indogene Einfluss ist immer stärker zu sehen
und auch die
Gesichter der Menschen sind ernster geworden.
Schliessliche erreiche ich
Ipiales, den Grenzort zu Ecuador.
Unweit entfernt befindet sich im kleinen
Dorf
Las Lajas
ein ausserordentliches
kirchliches Gebäude.
Meist befindet sich ein Gotteshaus
am höchsten Punkt im Ort,
aber in Las Lajas ist genau das Gegenteil der Fall.
Tief in einer
Schlucht
trägt eine Brücke eine Kathedrale!
Die
Santuario de Las Lajas
ist ein
beeindruckendes Bauwerk
an einem speziellen Ort.
Neben Lourdes gehört die
"Virgen de Las Lajas"
zu den
Wallfahrtsorten mit wundersamen Kräften.
Davon zeugen auch die von unzähligen Pilgern aus
Kolumbien und Ecuador
an die Felswände angebrachten Dankestafeln.
Nun heisst es aber Abschied nehmen und mit Schwermut
verlasse ich das grossartige Land Colombia.
Gerne wäre ich länger
geblieben, doch dazu benötige ich eine Aufgabe
- sprich Arbeit.
Doch ich komme zurück - ganz bestimmt!
Am 19. April 2005 überquere ich die Grenzbrücke
die Colombia mit Ecuador verbindet
-> ECUADOR.
Nach einer problemlosen Immigration, Dank dem Konsulatbesuch,
fahre ich mehrere Kilometer und passiere sogar eine
Zahlstelle, ohne dass ich ein Zollgebäude sehen kann.
Ich muss unbedingt meinen Wagen legal einführen, sonst
bin ich in Teufelsküche. Endlich stehe ich vor einem
modernen Gebäude. Dort scheint zuerst alles gut zu
gehen, bis dann der Beamte eine Wagenversicherung
sehen will. Ohne Versicherung keine Zollpapiere, aber
eine Versicherung kann ich hier nicht kaufen!
Dies ist genau mein Alptraum, zwischen zwei Grenzen
hängenzubleiben!
Der Beamte zeigt die ganze Zeit auf die Versicherung
aus Nordamerika, diese ist abgelaufen (hier sowiso ungültig).
Der Beamte will einfach eine Versicherungspolice sehe
und mir kommt der rettende Einfall.
Die "Seguro" die ich in Kolumbien
abgeschlossen habe, ist noch bis Ende des Monats
gültig (aber ob die Versicherung Schäden in Venezuela
deckt bezweifle ich). Der Beamte akzeptiert
das Dokument und ich erhalte die wichtigen Zollpapiere.
Weitere Details zum Grenzübertritt:
- Colombia: Auf dem Konsulat von Venezuela in Riohacha ein Visum einholen
(Tarjeta de Ingreso) (Riohacha)
- Colombia Grenze bei Maicao: DIAN Zollpapier abgeben (Paraguachon, Gebäude 1)
- Colombia: Immigration abmelden (Pass wird bedruckt und ein Passfoto wird noch gemacht) (Paraguachon, Gebäude 2)
- Colombia: Pesos in Bolivares wechseln (1US$ etwa 2000 Bs.) (Paraguachon, Fliegende Geldwechsler)
Hinweis: Der Bankomat beim Zoll in Venezuela trägt zwar das MAESTRO/VISA-Logo, kann aber keine Verbindung nach Europa herstellen!
- Venezuela: Immigration 90 Tage aufgrund dem Visum schnell erledigt (Paraguachon, Gebäude 3)
- Venezuela: Peaje (Zahlstelle 500 Bs. passieren und etwa 10 Minuten fahren)
- Venezuela: Zollpapier erstellen und Wagen wird im Pass eingetragen (SENIAT Aduana, Gebäude 4)
Achtung: Unbedingt Wagenversicherung-Police nötig!
- Venezuela: Pass und Zollpapier an Grenzposten zeigen
Der Wageninhalt wird zwar nicht kontrolliert, doch müssen alle über eine Wagengrube fahren
- Venezuela: Später sind dann diverse mobile Polizeikontrollen zu passieren
Ich werde an allen Kontrollen vorbeigewunken, bis mich dann doch
ein Beamter der "Policia Transito" fragt
wohin ich fahre und mich dann zur Seite winkt.
Ein schlechtes Zeichen, denn normaler Weise muss ich
die Fahrspur bei einer Kontrolle nicht verlassen.
Es kommen weitere Beamte hinzu und einer klopft
an die Beifahrertüre. Nun zerlegen sie meine Wagen,
denke ich... Alle Beamten drängen sich zur
Türe und wollen
einsteigen, doch meine leeren Wasserkanister
(die will ich später mit Benzin füllen) und
die Matraze (noch von dem Segelschiff Wingarra)
versperren den Platz.
Nun setzt sich ein Polizist neben mich und sagt ich solle
losfahren! Langsam verstehe ich was los ist.
Schichtwechsel am
Kontrollposten und die Polizisten wollen
nach Hause fahren :-).
Eine lustige Fahrt beginnt. Gerardo, so heisst mein
Beifahrer gefällt meine Musik. Nun habe ich an keinem
Kontrollposten mehr Probleme. Auch ändere ich meinen
Fahrstil nicht, überholen wenn es möglich ist und
nicht wenn doppelte Sicherheitslinien es verbieten.
Kein Problem, schliesslich will auch der Polizist
schnell nach Hause. Doch so schnell geht das nicht,
er will dass ich bei einem Likörladen stoppe
und dort holt er sich zwei Bier und mir eine Cola.
Er fragt, ob ich kein Bier trinke. Nein nicht, sage ich,
solange ich unterwegs bin. Keine gute
Idee bei dem
turbulentem Verkehr
und bei dieser Hitze beim
Fahren Bier zu trinken. Doch auch dies stört
den Polizisten nicht, denn später lässt er mich
noch einmal stoppen und diesesmal bringt er
auch mir ein Bier!
So fahre ich also mit einem Polizisten als Beifahrer
und wir beide haben eine
Bierflasche in der Hand :-).
Bei jeder Polizeikontrolle
ruft er seinen Kollegen zu, dass er mit
"Marco de Suiza"
unterwegs sei und alle grinsen...
Schliesslich erreichen wir
Maracaibo und ich verabschiede mich mitten im
Strassenverkehr von Gerardo.
Maracaibo ist nach Caracas die zweitgrösste Stadt Venezuelas
und eine Erdölmetropole. Auf dem See von Maracaibo
kann ich dann auch die Erdöltanker beobachten
wie sie hinaus zum Golf von Venezuela fahren.
Auf die andere Seite des See gelangt man über eine 8 km lange
Brücke. Dies ist die längste vorgespannte Brücke
der Welt.
Nirgends auf der Welt ist das Benzin so günstig
wie in Venezuela.
Ein Liter Benzin kostet mit oder ohne Blei nur 70 oder 97 Bolivares.
Dies entspricht einem Preis von weniger als 0.05 US$ pro Liter!!!
Kein Wunder fahren auf den Strassen noch grosse amerikanische
Benzinschlucker. Diese Wagen werden auch als Sammeltaxis
eingesetzt, den sogenannten "Pro Puesto". Diese
halten auf Verlangen und die Gäste drängen
sich auf den breiten
Rücksitz. Ein-/ausgestiegen wir immer von rechts, wenn also
derjenige ganz links raus will, müssen zuerst alle anderen
aussteigen.
Die Fahrt kostet nur 500 Bs. (etwa 0.25 US$).
Ein solcher alter
"Strassenkreuzer"
bringt mich dann auch in die Altstadt.
Dort fällt mir nach den hüpschen Frauen gleich auch die
überdimensionale Marienstatue
auf. Unweit davon befindet sich eine Basilica und noch nie
habe ich solch
reich verzierte Kirchenbänke
gesehen. Gleich vor der Kirche verkauft einer Popkorn mit
seiner
originellen Maschine.
Der muss nur schauen, dass er nicht gleich auch
seine Ware abfackelt ;-).
Als die
Eisverkäufer
sehen, dass ich
ein Bild vom Popkornverkäufer gemacht habe, wollen
sie auch auf ein Photo :-).
Als ich die Stadt wieder verlasse, zeigt der Kilometerstand
meines Toyotas 221'000 km an, ich habe also nun
27'000 Strassenkilometer zurückgelegt. Jetzt macht sich
eine Abnutzungserscheinung bemerkbar, denn ich höre
die vorderen Bremsen kratzen. Daher muss ich bald einmal
bei einer Strassenwerkstatt die Bremsbelege wechseln.
Desweiteren muss ich eine Entscheidung treffen, denn
ich kann nicht mehr alle Strassen in Venezuela benutzen.
Schwere Regenfälle haben Erdrutsche ausgelöst,
grosse Landesteile überschwemmt und
Brücken zerstört.
Das hat viele Menschenleben gekostet
und in einigen Provinzen herrscht Notstand.
Davon ist die Küste, wie auch die Bergregion bei Merida
betroffen.
Ich fahre also nicht nach Merida und
erreiche dann am gleichen Tag
Trujillo.
Die Kleinstadt liegt am Hang und eine Strasse führt
nach oben und eine nach unten. Wieder ein Ort
genau nach meinem Geschmack. Schnell sind die
interessanten Plätze erkundet ich fühle mich
gut in meinem temporären
zu Hause und komme mit Leuten ins Gespräch.
Ich bin wieder einmal der einzige Tourist.
Simon Bolivar der Befreier vieler Länder
in Südamerika hat hier auch eine kurze Zeit gelebt.
Hoch über der Stadt wacht eine
gigantische
Marienstatue
über das Geschehen der kleinen
Stadt.
Die
Virgen de la Paz
ist 47 m hoch und zugleich eine Aussichtsplattform.
Ein Lift und Treppen bringen dich hinauf und du kannst
sogar durch die Augenöffnungen hinab
ins Tal schauen
und auf der anderen Seite ist der Umriss des
"Lago de Maracaibo" zu erkennen.
Bevor ich über die Berge weiterfahre, will ich
zuerst die Bremsen noch in Ordnung bringen.
Es ist zwar Sonntag, aber irgendwo arbeitet
immer ein Mechaniker. Nur muss ich zuerst
noch selber das Material besorgen und ich
habe Glück. Der kleine Autoladen hat nur ein paar
wenige Schachteln mit Bremsbelägen und sogar
die passenden für meinen Toyota Tercel
(35'000 Bs. etwa 18 US$).
Wieder einmal bin ich froh den richtigen Wagen für diese
Reise gekauft zu haben!
Juan wechselt dann rasch gleich am Strassenrand
die Bremsbeläge
(15'000 Bs. etwa 8 US$).
Vor der Weiterfahrt fülle ich noch den Tank und dabei
bleibt die Anzeige auf 4'000 Bs. stehen, dass sind nur
2 US$ für 42 Liter Benzin!
Da macht doch das Fahren gleich doppelt Spass.
Auf den Strassen sind deshalb auch Fahrzeuge aller
Generationen zu sehen. Venezuela ist für mich
auch eine Reise durch die Zeit des Automobilbaus. Ich
sehe viele Fahrzeuge die ich selber auch mal gefahren
bin.
Besonders gut gefallen hat mir dann dieser
60er Jahre Dodge.
Der
gelbe Schlitten
ist nachts als Taxi unterwegs und die
breite Rückbank bietet viel Platz für verliebte Pärchen :-).
Leider befinden sich auch Fahrzeuge auf der
Strasse die dort nicht mehr hingehören und die
Luft wird durch ungereinigte Abgase verpestet.
Auch an den Tankstellen tropft das billige Benzin einfach
auf den Boden und dort riecht es dann entsprechend.
Eine kurvenreiche abwechslungsreiche
Fahrt über Berge, durch Regenwald und
zuletzt Savanne bringt mich von Trujillo
via Guanara weiter nach San Carlos.
Am nächsten Tag, am 21. Februrar 2005
fahre ich durch Caracas,
die Hauptstadt Venezuelas.
Auf der Suche nach dem internationalen Flughafen
"Simon Bolivar" lande ich im
Küstenort mit dem klangvollen
Namen
Catia la Mar.
Ich habe vor ein paar Tagen einen Flug nach Cuba gebucht.
Meine Eltern möchten mich auch gerne wieder mal sehen
und so treffen wir uns in Cuba!
Am 24. Februar 2005 werde ich nach Havana fliegen und von
dort meine Eltern in einem Resort in Varadero suchen gehen.
Nach ein paar erholsamen Tagen am Strand wollen wir dann
gemeinsam mit einem Mietwagen die Insel erkunden.
Nun muss ich aber zuerst für mehr als 2 Wochen
einen sicheren Parkplatz für meinen Wagen finden.
Am Flughafen würde ich ruinöse 24'000 Bs.
(etwa 12 US$) pro Tag bezahlen!
In "Catia la Mar" finde ich auf dem Hinterhof einer Garage
gegenüber dem Feuerwehrmagazin eine Parkmöglichkleit.
Ich miete den Platz gleich für einen Monat, denn dies ist klar
günstiger als eine Tagesmiete.
Die Monatsmiete kostet mich 57'000 Bs. etwa 29 US$.
Leider finde ich aber in "Catia la Mar" kein
Hotel in meiner Preisklasse und so kommt
meine Schiffsmatratze wieder
einmal zum Einsatz. Ramon der 24h Parkwächter schaut
dann schon, dass ich sicher schlafen kann :-).
Am nächsten Tag bringt mich ein Kleinbus zurück nach
Caracas
zur Metrostation "Gato Negro".
Caracas
hat ein ausgezeichnetes Metrosystem und schnell
sind damit die verschiedensten Plätze erreicht.
Die Stadt ist gar nicht so übel wie ihr schlechter Ruf.
Natürlich erscheinen einige heruntergekommene
Hochhäuser und Bauruinen oder die komplett verbauten
Hügel im Süden der Stadt nicht gerade einladend.
Auch die verkehrsreichen
Autobahnen mitten durch die Stadt
und der entsprechende Lärm ist
zuerst mal gewöhnungsbedürftig.
Leider ist davon auch der
Botanische Garten
betroffen und ein Spaziergang ist nicht gerade
erholsam, aber die
grossen Palmen
sind doch sehenswert.
Im Bezirk "Sabana Grande" hat es eine lange
Fussgängerzone mit vielen Geschäften,
Markständen und Restaurants.
Was die Sicherheit angeht, versuche ich
einfach zur richtigen Tageszeit
im rechten Stadtviertel aufzuhalten ;-).
Nach zwei Tagen in der Hauptstadt verlasse ich
Venezuela für zwei Wochen
und fliege mit "Copa Airline"
via Panama City nach Cuba
-> CUBA.
Nach meinem Kurzbesuch in Cuba kehre ich
am 10. März 2005 in die freie Welt zurück.
Ich geniesse es endlich wieder freien Zugang
zu allen Waren, den Medien und dem Internet zu haben.
Nach einer Nacht im Wagen auf dem gemieteten Parkplatz
in der Anflugschneise des Flughafens von Caracas
(ich schlafe bereits seit Monaten nur noch mit Gehörpfrofen)
setze ich meine Reise nach Süden fort.
Während der mehr als einstündigen Fahrt
durch die Hauptstadt
Venezuelas hole ich mir beinahe eine Abgasvergiftung und meine
Augen brennen.
Endlich kann ich weiter der Küste entlangfahren
und erreiche am Abend
Barcelona.
Mitten in der kolonialen Stadt befindet sich eine lebhafte
grosse Fussgängerzone.
Doch bereits um 20 Uhr werden alle
Geschäfte mit schweren Eisentoren verschlossen und
Polizisten mit schwarzen Wollmützen patroulieren mit
Geländemotorrädern und Maschinengewehren.
Irgendwie haben die Leute hier alle panische Angst
vor Überfällen,
doch ich fühle mich sehr sicher,
obwohl ich wieder einmal der einzige Ausländer
mit heller Haut bin
(die ist unterdessen auch schon dunkler geworden :-).
Am nächsten Tag fahre ich via Puerto La Cruz weiter an
die "Costa Azul".
Hier befinden sich in grossen und kleinen Buchten die
Traumstrände
Venezuelas.
Im kleinen Fischerort
Santa Fé
finde ich gleich hinter dem
Fischmarkt
im "Posada Santa Fe"
eine Bleibe für die Nacht.
Das Zimmer ist sehr basic, aber alles ist
vorhanden und die
Douche
gefällt mir wieder ganz gut
(unterdessen weiss ich wie man
ein sparsames Haus bauen kann :-).
Kein Tourist getraut sich bei Nacht hierher
und ich erlebe einen lauten Samstagabend.
Doch vorher relaxe ich noch am kleinen
Sandstrand.
Mein Zimmer befindet sich nur ein paar Schritte
hinter der Bar, die sich am Abend
mit immer mehr Menschen füllt.
Alle schauen
Video-CD's in maximaler
Lautstärke
von
latinamerikanischen Interpreten
und trinken Light-Bier dazu
(700Bs. sind etwa 0.35 US$).
Auch die venezuelanischen
Schönheiten fehlen nicht und einige sind
oben nur mit einem knappen Bikini bekleidet.
Langsam tauen sie auf, die sonst so
verschlossenen Venezuelaner.
Und auf einmal zahlen sie mir sogar
mein Bier, obwohl ich wie die meisten hier
nur stumm vor dem Fernseher sitze
und mein Bierchen schlürfe.
Ich bedanke mich dafür mit meinen
Zigarillos, die grosse Aufmerksamkeit
erwecken und ehrfürchtig nur bis
zur Hälfte geraucht werden.
Mein Sonntagsauflug führt mich auf der
fantastischen kurvenreichen
Küstenstrasse entlang zum kleinen
und grossen Ferienort Mochima und Comaná.
Aber erst gegen Abend kann ich an den Strand,
denn die Sonne brennt unerbärmlich heiss.
So heiss, dass mir während der Mittagszeit
die Sonnenstrahlen auf der Haut schmerzen
und sich an meinem Wagen die Abziehbilder
ablösen.
Aber so richtig ins Schwitzen komme ich am
nächsten Tag, als ich die Küste verlasse
und in den Süden in Richtung Guayana fahre.
Ich bin schon mehr als eine Stunde durch
eine schattenlose Steppe unterwegs und bachnass,
als plötzlich der Motor zu stottern beginnt.
Bereits verfluche ich den Tankwart, der mir
während einem unaufmerksamen Moment
billigstes 91er Bleibezin in den Tank
füllte. Da muss ich durch und den
Tank leerfahren, denke ich. Als ich nach
einigen unruhigen Fahrstunden
den Tank neu füllen lasse und weiterfahre,
ändert dies aber an meiner Lage nichts.
So erreiche mit einem leistungsschwachen
Motor die Provinzhauptstadt
Ciudad Bolivar.
Nun habe ich einen anderen Verdacht
und muss aber zuerst einen Zündkerzenschlüssel
organisieren.
Mit dem Werkzeug entferne ich die Zündkerzen
und siehe da, die Elektrode vom
3. Zylinder ist weggeschmolzen!
Die Bosch-Zündkerzen habe ich doch erst vor ein
paar tausend Kilometern in Guatemala
wechseln lassen.
Nun ist es eine kleine Sache die
Zündkerze zu tauschen und der unzerstörbare
Toyotamotor läuft wieder absolut perfekt.
Ich bin also mehrere hundert Kilometer
mit nur 3 statt 4 Zylindern gefahren!
Nun kann also die Fahrt in den Amazonas
weitergehen...
Die kleine Stadt
Ciudad Bolivar
südlich des Orinoco Flusses hat eine
schöne Uferpromenade
und gegenüber reihen sich unter
hohen Balkonen
moderne Geschäfte.
Doch leider leeren sich nach Ladenschluss ab 19:00 Uhr
die Strassen und das Zentrum wird
zu einer Geisterstadt.
Der Ort ist Ausgangspunkt vieler Touren zum
"Canaima Nationalpark".
Dort befindet sich auch der "Angel Fall".
Der fast 1000 m hohe Wasserfall ist der längste der
Welt. Zu dieser Jahreszeit ist der gewaltige
Wasserfall aber mit dem Boot wegen dem Niedrigwasser
kaum zu erreichen und ein Überflug mit einem
Kleinflugzeug ist mir zu teuer.
Eine weitere mehrtägige Tour führt zum
"Tafelberg Roraima" an die Grenze Guayanas.
Ich entscheide mich für eine selbständige Fahrt in die
"Gran Sabana" hinunter an die Grenze
Brasiliens...
Mit einem neuen Ziel vor Augen, fahre ich durch
die grosse Stadt "Ciudad Guayana"
und erreiche nach sechs Fahrstunden den
Goldgräberort
El Dorado,
"die Vergoldete".
Am Abend sehe ich dann auch die Goldgräber,
wie sie mit rot-brauner Erde verstaubten
Kleidern und der Schaufel in der Hand
ins Dorf zurückkehren.
Die Steinmühlen der Goldgräber haben das
Wasser des nahen
Flusses
braun gefärbt.
Das gleiche braune Wasser
finde ich auch in einem grossen Fass
in meinem Badezimmer.
Es gibt kein fliessendes Wasser
und mit einem kleinen Kessel schöpfe
ich das Wasser zum Waschen, Duschen
und auch für die WC-Spülung.
Schwarz dagegen sind die "Cucarachas"
die in alle Richtungen verschwinden, als
ich das Licht im Badezimmer einschalte.
Die grossen Kakerlaken sind aber sehr dumm,
eine versucht im Abfallkübel zu fliehen und
dreht dort ihre Runden im Kreis, eine
andere steckt einfach ihren Kopf in ein
Loch in der Wand
und fühlt sich so sicher in der Dunkelheit.
Naja, heute Nacht bin ich mal nicht alleine :-),
aber das Licht im Badezimmer lass ich mal brennen...
Von meinem "Hotel El Dorado"
sehe ich ein berüchtiges
Gefängnis
in der Mitte
des Flusses. Bekannt geworden ist der Ort im 2. Weltkrieg
durch den Namen
"Papillon".
Ich habe zum Glück einen Wagen und kann jederzeit
fliehen und dann beginnt sie auch schon
"die grüne Hölle"
jeden Ausbrechers.
Wie durch einen hohen grünen Tunnel fahre ich durch den
dichten Regenwald weiter nach Süden.
Ab dem Kilometer 88 nach "El Dorado" steigt die
Strasse
an und
endlich erreiche ich die "Gran Sabana",
die
grosse Savanne.
Wau, bin ich bis Afrika gefahren? -
Vor mir liegt eine weite
Ebene und es ist unglaublich ruhig. Ein starkes
Gefühl von Ruhe und Freiheit
spüre ich hier. Am Horizont erkenne ich die
Tafelberge
mit parabelförmigen Flanken und flachen Gipfeln,
die sich aber heute geheimnisvoll
hinter Wolken
verbergen.
Die markanten Berge ragen wie Tische für
Riesen aus dem Boden.
Die Savanne verändert sich laufend
während
meiner Fahrt,
die mich nahe an die Grenze zu
Guayana bringt und vorbei an
Wasserfällen
und
Palmenfeldern
führt.
Nach der eindrücklichen Reise
verlasse ich
die Hochebene und erreiche am
17. März 2005 den Grenzort
Santa Elena de Uairen.
Der
temperamentvolle
Einfluss
Brasiliens
ist gut zu spüren und an den Tankstellen hat sich
eine gewaltige Wagenkolonne mit Fahrzeugen aus
dem nahen Boa Vista, Brasilien gebildet.
Ich haben nun seit dem Beginn meiner Fahrt am
1. August 2004 rund 30'000 Strassenkilometer
zurückgelegt
(ohne die rund 1000 km auf Cuba mitzurechnen).
Bis zur Grenze nach Brasilien sind es
nur noch 16 km und von dort noch etwa 1000 km
bis nach Manaus am Rio Amazonas.
Von dort führt die 5000 km lange Transamazonica
bis an die Atlantikküste Brasiliens. Doch während
der Regenzeit ist die Strasse durch den Regenwald
für mich nicht passierbar, aber ich kann den
Wagen auf einem Schiff den Amazonas hinunterschicken.
Sonst gibt es keine weiteren Strassen. Dies war eigentlich
mein Plan. Doch ich kann nicht weiterreisen -
ohne das Herz Kolumbiens besucht zu haben!
Daran sind sicher auch die beiden Kolumbianerinnen
schuld, die ich in der Nacht vor dem Abflug nach Cuba,
kennengelernt habe.
Ich treffe eine wichtige Entscheidung und fahre nun
einige tausend Kilometer zurück durch die Anden
mit neuen Zielen vor Augen: Merida, Medellin und Calí.
Nun fahre ich zum ersten Mal in Richtung Norden zurück.
Und ich habe grosses Glück, denn ich sehe diesesmal die
Tafelberge
in einer ganz mystischen
Wolkenstimmung.
Als ich wieder den Fluss bei "El Dorado"
passiere, will ich die
alte überwachsene
Hängebrücke
fotographieren
und sehe dabei am Flussufer eine grosse Schweizer- und
Kanadafahne. Das passt ja zu mir, denke ich, da gehe ich
doch mal auf einen Schwatz vorbei.
So lerne ich Bruno,
einen alten Haudegen aus der Innerschweiz kennen.
Er ist bereits mehr als
30 Jahre in Venezuela und hat es bis zum Oberst in
der Armee gebracht. Diese Stellung hat ihm dann Tor und
Tür geöffnet -
sein Einfluss ist noch heute zu spüren.
Bei meinem Besuch bringt gerade ein Polizeiwagen
Getränke für seine Bar.
Nun muss auch ich keine
Furcht vor der "Policia" oder
"Guardia Nacional" zu haben ;-).
Bei den Goldgräbern wird das Recht mit den Waffen verteidigt.
Auf Brunos Land gelten seine Gesetze und er hat schon
zwei Diebe erschossen und in den nahen
Fluss geworden.
Bruno zeigt mir seine Goldmiene und ich sehe zum ersten Mal
in meinem Leben eine richtige Goldader!
Nun will er die kleine Miene modernisieren und ich als
Ingenieur könnte ihm doch dabei helfen.
Das wäre für mich schon eine Herausforderung
eine Goldmiene zu automatisieren!
Doch der Ort hier ist mir doch zu abgelegen...
Nach der Weiterfahrt über eine unebene löchrige,
aber geteerte Strassen höre ich
auf einmal ein Schleifgeräusch unter meinem Wagen.
Ohje, jetzt ist er doch abgebrochen,
der Auspuff hat ja bereits seit Honduras ein riesiges Loch.
Doch nicht der Auspuff, sondern ein Verbindungsrohr
zwischen dem Katalysator und dem Motor hängt am Boden.
Naja, einen Abgastest kannst du hier ja eh vergessen und
ich entferne das Rohr.
Der Motor läuft genau gleich weiter,
obwohl nun auch noch ein bischen lauter als vorher :-).
In der "Semana Santa", der Osterwoche sind viele
Venezuelaner unterwegs in die Ferien. Die Polizei- und
Militärkräfte kontrollieren die Strassen strenger
und öfters als normal.
So gerate ich innerhalb von weniger als einem
Kilometer in eine Kontrolle der "Policia Nacional" und
der "Policia Provincial".
Nach einer Kontrolle der "Guardia Nacional" und
der "Guardia Civil"
hält mich auch noch ein
Ortspolizist an.
Zwei Polizisten der "Policia Provincial"
kontrollieren alle meine
Papiere und behaupten plötzlich, dass ich gar keine
Bewilligung hätte, um nach Merida zu fahren.
"Ich verstehe nicht", antworte ich,
"meine Papiere sind in
Ordnung!"
Die Wagenpapier schon, erklären sie mir,
aber ich selber benötige eine Bewilligung und das koste
300'000 Bs. (etwa 150 US$).
Wenn ich nicht kooperiere
müsse ich zurück zur
Immigration und das dauert drei Tage!
"No entiendo", ich verstehe nicht,
antworte ich immer wieder und immer wieder höre ich
die gleiche Erklärung.
Wir lamentieren fast eine Stunde lang
an der heissen Sonne. Mein Puls schlägt nun ziemlich hoch
und ich drohe dem Oberst der "Guardia Nacional"
anzurufen und zeige die Telephonnummer.
Auf einmal ist ein Polizist verschwunden und der andere
fragt mich, wieviel ich bezahlen will.
Nun beginne ich zu jammern und erkläre, dass ich kein Geld
habe und meist nur im Wagen schlafe ;-).
Nun verliert auch der Polizist seine Geduld und er
winkt mich endlich fort.
Mann - das war knapp, denke ich, denn meine kolumbianische
Wagenversicherung ist längst abgelaufen
und damit hätten
sie mich festnageln können! Es ist wieder Ende Monat
und die Polizeikräfte versuchen ihren Gehalt aufzubessern.
Nach drei Tagesreisen mit unzähligen Kontrollen
und einer Fahrt über einen 3500 m hohen Pass
erreiche ich die
Provinzstadt
Mérida, im Westen Venezuelas.
Die koloniale
Stadt in den Anden
ist ein beliebter Ferienort
und viele Studenten aus ganz Südamerika besuchen die
Universitäten. Entsprechend ist auch was los.
Hauptattraktion ist die
höchste Gondelbahn der Welt.
Die
Seilbahn
führt über vier
Teilstücke
hinauf auf 4'765 m
zum "Pico Espejo" (42'000 Bs. etwa 21 US$).
Die ganze Fahrt, mit einer herrlichen
Aussicht auf Merida,
dauert mehr als eine Stunde und
ganz oben
ist die Luft ganz schön dünn!
Bei der Gondelfahrt lerne ich
Damien
aus Texas kennen und wir unternehmen eine kleine
Wanderung zu den
beiden Seen
auf rund 4'000 m.
[Webseite Teleferico de Merida]
An den Ostertagen tragen viele Menschen purpur
farbene Büssergewänder.
Während Prozessionen wird eine schwere
grosse Jesusfigur durch die Stadt getragen.
Im "Hostal Francys"
(nur 10'000 Bs. etwa 5 US$)
finde ich ein kleines aber
feines sauberes Zimmer.
Ich beobachte die Feierlichkeiten und
warte bis die Feiertage
vorbei sind um dann möglichst unkompliziert meine
Reise nach Kolumbien fortsetzen zu können.
Während ich also so auf einer Parkbank sitze,
fragt mich eine Gruppe Venezuelanerinnen, ob ich sie
nicht zum Markt begleiten wolle.
Und schon beginnt ein
lustiger Abend mit viel Rum, Wein und Kartenspiel.
Am Karfreitag ist Tanzverbot und dies ist wohl mein
Glück - soviel Salsa und Merengue
hätte ich wohl
kaum heil überstanden ;-)!
Am Ostersamstag fahre ich weiter und
sehe die Schäden der
starken Unwetter. Ganze Hänge sind abgerutscht und
von einigen Häusern stehen nur noch die Mauern.
Die Strassen sind zwar wieder befahrbar, doch sind
viele Brücken zerstört.
Dort wo noch keine Notbrücken
aufgebaut wurden, durchquere ich mit viel Schwung
einige Flüsse.
Ich bin froh, dass die Gewässer heute nicht mehr
Wasser führen!
Auch der Teerbelag der "Autopista"
ist stark beschädigt und auf
einmal kommen auf meiner Seite
Fahrzeuge entgegen! Die Gegenfahrbahn ist immer
noch mit tonnenweise Schlamm und Dreck bedeckt
und der Verkehr wird einfach umgeleitet - aber alles ohne
irgendwelche Signalisation!
Gegen Abend erreiche ich die Provinzhauptstadt
San Cristóbal und fahre dann
weiter zum Grenzort
San Antonio.
Bereits am Sonntag melde ich mich bei der Immigration
in Venezuela ab, doch muss ich noch bis Montag
warten, um auch den Wagen beim Zoll abmelden
zu können.
Am 28. März 2005 überquere
ich die "Puente Simon Bolivar" und fahre weiter nach
Cúcuta, Colombia
-> COLOMBIA PART 2.