Online Reiseberichte aus Nordamerika - Part 2

Virginia - USA

Nach meiner Rückkehr nach Europa und einigen Monaten temporärer Arbeit erhalte ich einen Anruf mit Konsequenzen. Durch meinen ehemaligen Arbeitgeber erhalte ich die Möglichkeit in Newport News, Virgina zu arbeiten. Für ein Vorstellungsgespräch fliege ich via Washington in die USA und besuche Müller-Martini MMNN.

Newport News ist eine boomenden Hafenstadt mit einer gewaltigen Werft. Dort arbeiten etwa 19'000 Menschen und bauen auch Flugzeugträger und Atomuboote. Auf der Halbinsel befinden sich Soldaten aller Waffengattungen wie Air Force, Navy und Army. Wissenschaftler aus aller Welt betreiben Forschungen für die NASA in Langley oder am Teilchenbeschleuniger im Jefferson Lab. Also genau der richtige Ort für einen unscheinbaren Angestellten wie mich ;-).
Der herzliche Empfang in der Firma, die interessanten Aufgaben die mich hier in der Zukunft erwarten, der spürbare Drang zum Fortschritt, das Meer und der Eintritt in eine "neue Welt" machen mir die Entscheidung leicht. Ich unterschreibe einen langfristigen Arbeitsvertrag und fliege zurück in die kleine Schweiz.
Nun gilt es den Papierkram zu erledigen. Zum Glück erhalte ich die volle Unterstützung von meinem Arbeitgeber, der wiederum einen Anwalt beauftragt damit ich voraussichtlich per 1. Januar 2006 eine Arbeitsbewilligung erhalte kann. Und natürlich brauche ich noch die "Social Security Number". Ohne diese U.S. Registrierungsnummer geht gar nichts - diese ist der Schlüssel zur Bürokratie und zum Leben in den Vereinigten Staaten.

Bevor nun Mitte November 2005 das technische Einführungsprogramm in der Schweiz startet, fliege ich noch einmal zurück nach Amerika. Nach Südamerika um genau zu sein - nach -> Fortaleza - BRASIL.

Newport News, VA

Der Swiss-Flug nach Boston ist überbucht und so komme ich überraschend zu einem Business-Flug upgrade. Das neue Jahr beginnt ja perfekt :-) und nicht wie genau vor einem Jahr, wo ich gleich im am ersten Tag des neuen Jahres bestohlen wurde :-( [siehe Reisebericht -> COSTA RICA].
Am 1. Januar 2006 lande ich also wohlgenährt auf einem bequem breiten Sessel in Boston, USA. Ich komme zurück nach Amerika, doch jetzt besitze ich kein gültiges Rückfluckticket mehr. Dafür aber habe ich einen Stempel in meinem Pass, das L-1 Visa erlaubt mir nun während dreier Jahre bei meinem Arbeitgeber in Newport News zu arbeiten. Ich habe also keine "Green Card", sondern eine einfache zeitlich limitierte Arbeitsbewilligung. Bei der Einreise muss ich nun statt ein grünes, ein weisses I-94 Formular ausfüllen. Nach den üblichen Zollformalitäten (inkl. dig. Fingerabdruck und Passphoto) fliege ich weiter nach Newport News, Virginia. Am Flughafen wartet bereits ein Mietwagen auf mich, damit fahre ich ins Hotel.
[Webseite Candlewood Suites]. Das Hotel wird nun für etwa einen Monat mein Zuhause, die Firma übernimmt während dieser Zeit grosszügigerweise diese Kosten und ermöglicht mir so hier Fuss zu fassen.

Der 3. Januar 2006 ist also mein erster Arbeitstag bei der Muller Martini Manufacturing Corp. in Newport News, VA. Und das ist nun wohl für die nächste Zeit mein Arbeitsplatz - not so bad or?
[Webseite Müller Martini]
Gleich mach ich mich auf die Suche nach einer geeigneten Wohnung. Ich habe Glück und werde schnell fündig. Die Gegend gefällt mir und ich bewerbe mich für ein kleines "1 bedroom" Skipjack Apartment. Auch der grosse Pool schaut sehr verlockend aus - im Sommer soll es hier ziemlich heiss werden...
[Webseite Chesapeake Bay Apartments]
Damit ich aber überhaupt ein Apartment mieten kann, muss ich zuerst eine SSN (Social Security Number) beantragen - ohne diese Nummer geht fast gar nichts...
[Webseite Social Security]

Am Wochenende schau ich mir die Gegend mal ein bischen näher an. Ich befinde mich auf einer von Wasser umgebenen Halbinsel mit vielen kleinen Buchten. Noch ist Winter, doch wie wird es dort wohl im Sommer zu und her gehen - ich bin gespannt!
Nicht weit weg von hier haben die Gebrüder Wright im Jahr 1903 ihren ersten Motorflug durchgeführt und wohl auch deshalb befindet sich in Hampton das "NASA Langley" Forschungscenter und das "Virgina Air & Space Center". Dort erfährt man vieles vom ersten Flug in der Geschichte bis hin zur modernen Raumfahrt. Die an der Museumsdecke aufgehängten Flugzeuge dokumentieren die Entwicklung. Vorallem der Querschnitt einer fliegenden Festung (B-24 Liberator) und die original noch russgeschwärzte Kommandokapsel der Apollo 12 beeindrucken mich. Hier wurde und wird wirklich Geschichte geschrieben! [Webseite Virgina Air & Space Center]

Und dann endlich, nach scheinbar langen 18 Tagen erhalte ich meine SSN (Social Security Number) und nun geht es Schlag auf Schlag. Bankkonto eröffnen, Apartment übernehmen, Strom und TV anmelden, Auto suchen und dazu eine Versicherung finden - auch ohne gültigen Fahrausweis von Virginia. Den erhalte ich erst beim Nachweis meines Wohnsitzes in Virginia, d.h. Lohnabrechnung, Strom- TV-Rechnung oder U.S. Postadressänderung. Da ich aber noch nichts von dem vorweisen kann, erhalte ich den Tipp, ich soll doch bei einer Poststelle ein Adressänderungsformular ausfüllen. Nach einigen Tagen erhalte ich dann von der Post eine Bestätigung und damit wäre dann mein Nachweis des Wohnsitzes erbracht... mehr dazu auf: [Webseite Virgina Department of Motor Vehicles]

Unterdessen nutze ich die Zeit, um jeden Tag ein neues Möbelstück zu suchen, um damit meine kleine Wohnung einzurichten. So sieht es nun im Augenblick bei mir aus: Living Room, dann die Essecke mit dem Nachtraum im Hintergrund und der Essenszubereiungstelle mit Bar - eine richtige Jungesellenbude ;-).
Und dann endlich habe ich auch sonst noch etwas passendes gefunden... es war Liebe auf den ersten Blick... Acura TL - hier noch mit temporären Nummernschilder, wird mich hoffentlich noch viele Meilen begleiten.

Schliesslich kann ich einen Bankauszug als Wohnsitznachweis vorweisen und begebe mich am 31. Januar 2006 auf das "Department of Motor Vehicle (DMV)". Als weiters wichtiges Dokument will ich nun eine "Driver License" beantragen. Da mein internationaler und schweizer Fahrausweis nicht anerkannt wird, erwartet mich eine zweiteilige theoretische Prüfung und eine anschliessende Fahrt mit einer Expertin. Zugleich will ich auch meinen Wagen anmelden und personalisierte Nummernschilder bestellen. Ich habe Glück und bestehe die Prüfungen auf Anhieb und erhalte sofort eine Virginia Driver's License. Innerhalb von etwas mehr als 3 Stunden ist alles erledigt. Nun erhalte ich noch blaue temporäre Nummernschilder aus Karton, bis mir dann in den nächsten 4 - 6 Wochen Nummernschilder mit meinem Namen zugeschickt werden (nach 8 Tagen hatte ich aber bereits meine Plates!). Nun bin ich also voll integriert und habe dann Jim, meinem mindestens 60 jährigen Autoverkäufer seine gebrauchte Rusty Wallace Jacket abgekauft (war gerade nicht flüssig :-). Die Jacke war das Markenzeichen von Rusty Wallace, einer Legende in der NASCAR Scene mit der Startnummer 2. Ich passe mich also an, denn statt "F1 Racing" ist nun [Webseite NASCAR] angesagt!

Ja und dann erlebe ich noch an einem Freitag meine erste College-Party in einem von Studenten gemieteten Haus. Dort lerne ich dann eine neue typische U.S. Sportart: Beer-Pong. Die Regeln sind einfach: auf einer langen Tischplatte stehen sich zwei Teams mit je 2 Mitgliedern gegenüber. Am Rand des Tisches werden 6 Becher mit Bier gefüllt. Nun gilt es mit einem Ping-Pong-Ball den Becher des Gegners zu treffen. Gelingt dies, muss dieser den Bierbecher austrinken. Am Schluss verliert das Team mit den leeren Bechern... aber am Schluss werden ja eh alle Becher ausgetrunken - aber es macht echt Spass und ... *-)
Ja, ja die Studenten... aber es gibt auch richtige Parties hier! So durfte ich natürlich an der "EuroNight" in Norfolk nicht fehlen [Webseite EuroNight].
Das Gastland war Schweden - Merkmal Wikingerhelme und eine Schwedenfahne am DJ-Pult :-). Mit meiner Anwesenheit habe ich die kleine Schweiz vertreten - ich glaube, das habe ich nicht so schlecht gemacht ;-). Ist das nicht eine Russenfahne im Granby-Theater?

Die "Chesapeake Bay" (Meeresbucht) von Virginia ist wegen den vielen Militärstützpunkten (viele Soldaten haben auch schon in in Deutschland gedient). ziemlich multikulti und tolerant. Die gewaltige Schiffswerft Newport News Shipyard ist die grösste private Werft der Welt.
Virginia bietet noch einiges mehr - ich habe deshalb mal so schnell eine kleine Liste gemacht - quasi eine ToDo-List of Virginia Attractions.
Das alles und mehr in einem einzigen Staat... und sie haben 50 davon.

West Virginia

Während einem verlängerten Wochenende will ich einmal die Skigebiete in Virginia und West Virginia besuchen. Der Winter bisher war viel zu warm und ich kann mir kaum vorstellen, dass man in den Appalachen jetzt Skifahren kann. Nach einer rund dreistündigen Autofahrt steigt die Strasse steil an und ich erreiche Wintergreen Resort [Webseite Wintergreen Resort].
Der zuoberst auf einem Hügel angelegte Ski-Resort macht seinem Namen ganze Ehre. Die Umgebung ist grün doch die unzählige Skikanonen machen das unmögliche möglich. Auch das ist Amerika - nichts ist unmöglich :-). Der Spassfaktor für Flachländer ist gewärleistet. Und für die Sicherheit ist auch gesorgt - nette Jacke - kommt mir irgendwie bekannt vor. Wichtig ist natürlich, dass man in solch "alpines Gelände" auch mit gelandegängigen Fahrzeug anreist :-). Mich aber stört hier der dauernde Lärm der künstlichen Beschneiung und die Schneekanonen blasen dir dauernd Eiskristalle ins Gesicht.
Ich mache einen kleinen Spaziergang durch den Wald und fahre dann weiter auf den Blue Ridge Mountain Parkway. Auf einem Bergkamm führt eine breite Strasse mit unglaublicher Weitsicht durch einen National Forest. Der Park wird im Auto besichtigt...

Ich will weiter in Richtung Westen fahren und verbringe die Nacht in einem Motel. Ich habe von einem echten Skigebiet gehört, dass sich in West Viginia befinden soll. Nach einer bissig kalten Nacht kommt die Nagelprobe für meine alte Autobatterie. Erstaundlicherweise startet der Wagen sofort und meine Freude ist gross - aber die ganz grosse Überraschung folgt erst noch! Ich steige ins eiskalte Fahrzeug und fahre also los. Nach einigen Minuten Fahrt, frage ich mich:
  • Weshalb geht die Heizung nicht mehr?
  • Weshalb schwanken die Werte auf der Innenraumanzeige?
  • Und weshalb steigt die Kühlertemperatur bedrohlich weit nach oben?
  • Auf einmal beginnt die Motorendrehzahl zwischen 800 und 2000 Umdrehungen zu pendeln.
Ich stoppe sofort und kontrolliere den Motorraum. Keine verdächtigen Anzeichen - auch der Kühler ist nur lauwarm, also nicht überhitzt. Hat die Elektronik oder der Temperatursensor einen Kälteschock (gibt es das überhaupt). Was will ich machen, soll ich der Anzeige vertrauen? Die Werte können doch nicht stimmen... eine falsche Annahme wie sich bald zeigen wird.
Mutig oder dumm, wie auch immer, fahre ich weiter und beobachte wie der Zeiger der Temperaturanzeige in den roten Bereich hinauf steigt...
Ich fühle mich wie der "Flight Director" in Houston, der die letzten Telemetriedaten vom Columbia Space Shuttle empfängt (ich lese gerade den "Accident Investigation Report" der NASA). Genau wie beim Space Shuttle haben die Sensoren bis "off-scale low" die richtigen Werte angezeigt und das Ereignis nimmt seinen Lauf...
Plötzlich höre ich seltsame Motorengeräusche und auf den Seiten der Motorhaube steigt weisser Dampf hoch. Mein Herz steht beinahe still, aber jetzt muss ich klaren Kopf behalten und den Motor sofort ausschalten. Am Strassenrand öffne ich die Motorhaube und sehe das Disaster vor mir - der ganze Motorraum ist mit Kühlflüssigkeit voll gespritzt und es dampft und stinkt...
Na toll, da steh ich also am Sonntagmorgen früh am Rande eines kleinen Ortes mit einem Autowrack. Verd.. was ist bloss schiefgegangen?
  • Ist der Kühler über Nacht eingefroren?
  • Weshalb seh ich dann kein Leck?
  • Hat gefrorenes Wasser eventuell den Motorblock gesprengt?
Ich habe ein "deja-vue" - letzten Winter hatte ich mit dem Wagen meines Vaters einen Kühlwassereinbruch im ersten Motorenzylinder! NEIN nicht schon wieder!
Nun muss ich handeln. In Sichtweite befindet sich ein kleiner Tankstellenshop - dort kaufe ich mir Arbeitshandschuhe und eine Gallone Kühlerfrostschutz. Damit ergänze ich die verdampfte Kühlflüssigkeit. Während die Leute am Sonntagmorgen an mir vorbei zur Kirche fahren, fluche und bete ich in Front meines Wagens...
Und dann kommt der grosse Moment. Ich starte den Motor und achte auf jedes verdächtige Geräusch und beobachte die Temperaturanzeige, wie sie langsam hochsteigt...
Und siehe dann - meine Gebete werden erhört (und die Fluche überhört) - der Motor dreht weiter, als sei alles nur ein Traum gewesen. Kritisch beobachte ich die Auspuffdämpfe - kommt zum Glück kein Wasser mit raus - uff...
Doch was genau ist passiert? Meine Erklärung dafür ist folgende. Durch die kalten Temperaturen ist mir der Thermostat im Kühlkreislauf eingefroren. Der lässt bei einer bestimmten Wassertemperatur das Wasser durch den Kühler fliessen und verhindert damit ein Überhitzen des Motorblocks.

Scheinbar haben Kühler, Motorblock und Thermostat das kleine Intermezzo gut überstanden und so geht die muntere kurvenreiche Fahrt weiter Richtung Westen. Ich verlasse den Staat Virginia und komme in Berge und die wilde Landschaft von West Virginia. Während Stunden geht es nun über Hügelketten und Täler mit Viehweiden und halb gefrorenen Bächen. Kleine Dörfer mit idyllische Holzhäusern (hier ein Badehaus in Hot Springs) oder ein edler Gutshof (dieser noch in Virginia) sind in dieser wunderbaren Gegend anzutreffen.

Mein Tagesziel ist das Skigebiet mit dem lustigen Namen Snoeshoe Mountain (Schneeschuh Berg). Der höchst gelegenen Ort West Virginias befindet sich auf einem Bergkamm "in the middle of nowhere". Es hat echten Naturschnee hier und die Sonne scheint, ein idealer Tag um die Skies anzuschnallen. Ich miete eine paar schnelle kurze Skies und schaue mal auf der Pistenkarte wo ich bin (YOUR ARE HERE). Vor mir liegt eine schwarze Piste mit dem verheissungsvollen Name: Widowmaker (Witwenmacher). Ideal zum aufwärmen und los gehts...
Muss sagen, ich habe echten Spass hier, obwohl natürlich die Ski-Pisten einfach und überschaubar sind, trotzdem, das "feeling is great". Und hier sehe ich auch etwas zum ersten Mal. An den Platzanweiser im Restaurant habe ich mich gewohnt, aber einen Platzanweiser für einen Sklilift?! Die Leute warten artig bis sie aufgefordert werden zum Lift zu gehen. Ich musste immer in die "single line" und bekam dann das Zeichen, wenn eine Sitzreihe nicht aufgefüllt war.
Auch für "Aprés-Ski" ist im kleinen Village gesorgt, doch darauf muss ich verzichten, denn ich habe noch eine sechsstündige Heimfahrt vor mir. Davon fast drei Stunden über kurvenreiche Bergstrassen, doch der Weg hierher hat sich gelohnt. Ein wenig wehmütig schaue ich zurück zum Snoeshoe Mountain, denn damit ist der Winter für mich bereits zu Ende [Webseite Snoeshoe Mountain].

Und dann fahre ich zurück an die warme Meeresküste nach Newport News - die Arbeit wartet...

Washington D.C.

Eines Tages erhalte ich ein überraschendes e-Mail. Tessa meine holländische Reisebegleiterin, die ich im Herbst 2004 in Mexico kennengelernt habe, meldet sich wieder [siehe Reisebericht -> Palenque, MEXICO]. Sie ist nun mit ihrem Freund in Südamerika unterwegs [Webseite Ivo & Tessa].
Doch leider ist ihre Reise nun nach "nur" :-) sechs Monaten zu Ende. Sie wird ihren Rückflug von Buenos Aires nach Amsterdam nun in Washington für einige Stunden unterbrechen.
Das ist doch ideal um mit den beiden mal die Hauptstadt zu besichtigen. Ich verlasse also Newport News um drei Uhr morgens und komme trotzdem noch um fünf Uhr früh in einen Verkehrsstau vor Washington D.C.! Sowas habe ich noch nie gesehen. Drei Fahrspuren (später dann fünf in eine Richtung!) und soweit das Auge reicht sehe ich nur die roten Rücklichter unzähliger Fahrzeuge! Zum Glück habe ich genug Reservezeit eingerechnet und erreiche nach rund 4 Stunden den internationalen Flughafen Dulles - Washington. Wir haben uns viel zu erzählen und ich erhalte natürliche neue Impulse für weitere Südamerikareisen...
Doch zuerst schauen wir uns mal die kleine Stadt hier an ;-)...
Eigentlich wollte ich mit den beiden durch die Stadt fahren, doch der Stop- und Go-Verkehr macht keinen Spass. Wir verlassen Downtown wieder und auf einmal sehen wir Soldaten die eine wehende "Star and Stripes" Fahne auf einem kleinen Hügel errichten. Das Denkmal zu Ehren gefallener Soldaten befindet sich gleich neben dem Arlington Memorial Friedhof. Von hier oben stehen wir fast in einer Linie mit den Monumenten Lincoln Memorial, Washington Monument (Obelisk) und dem U.S. Capitol.
Das wollen wir uns aber jetzt mal näher anschauen. Beim Pentagon parke ich in der City Mall und wir fahren mit der Metro ins Zentrum. Die Stadt wurde einst am Zeichenbrett geplant und alles ist gross-(zügig/-spurig) gebaut hier. Schliesslich soll die Hauptstadt ja Eindruck machen... Keine Stadt zum Leben, aber mit eindrücklichen Gebäuden und Monumenten und uns steht ein gewaltiger Fussmarsch bevor.
An einem Ende der zentralen Parkanlage befindet sich das U.S. Capitol als Sitz des Parlamentes. Momentmal - etwas kommt mir bekannt vor?! - Na klar! Eine Kopie davon habe ich ja schon in Havana, Cuba gesehen
[siehe Reisebericht -> Havana, CUBA].
Gegenüber, etwa 2 Meilen entfernt befindet sich das Abraham Lincoln Memorial. Dort sitzt der 16. Präsident der Vereinigten Staaten auf Büchern in einer Säulenhalle so ziemlich im dunkeln. Aber seine Aussicht zwischen den Säulen hindurch auf den Reflecting Pool, mit dem Washington Monument im Hintergrund, ist nicht zu verachten. Weitsicht hat Abraham Lincoln gezeigt, indem er sich um 1863 für die Freiheit der Sklaven einsetzte und die Nordstaaten zu einer starken Union formte.
Auf dem Rückweg sehen wir das Kriegsdenkmal vom 2. Weltkrieg und eine lange Gedenktafel mit den vielen Namen der Gefallenen im Vietnamkrieg.
Ein Blick auf die Uhr verrät es, wir müssen uns beeilen - der Flug nach Amsterdam wartet nicht und uns bleibt deshalb keine Zeit um Präsident Busch noch zu besuchen. Uns muss ein kurzer Blick auf sein Office, dem White House genügen. Leider reicht auch die Zeit dieses mal noch nicht um einige der zahlreichen frei zugänglichen Museen zu besuchen. Interessant ist sicher das "Air and Space Museum" und da dort nicht alle Fluggeräte Platz haben, befindet sich nun nahe des internationalen Flughafens Dulles, in einer weiteren Ausstellung die Enterprise. Nein nicht die U.S.S. Enterprise von von Kapitän Kirk :-) sondern der gleichnamige erste "Space Shuttle" [Webseite National Air and Space Museum].
Der Verkehrsstau, nun in die andere Richtung, hat das ganze Zeitpolster aufgefressen und ich muss mich am Flughafen schnell von Tessa und Ivo verabschieden. Die beiden eilen zum "Security CheckIn" und ich mache mich auf die Rückfahrt in den Süden...

Virginia Peninsula

Nur wenige Fahrminuten von meinem Arbeits- und Wohnort Newport News entfernt, befindet sich Williamsburg. Im Colonial Williamsburg glaubt man sich ins 18th Jahrhundert zurückversetzt. Im kleinen lieblichen Ort wird die koloniale Geschichte Virginias in Kostümen und altem Handwerk zelebriert. Unweit davon befindet sich am James River Jamestown, die erste permanente englische Siedlung in Amerika. Im Jahr 1607 hat hier der englische Kapitän Christopher Newport mit seinem Schiff und 52 Siedlern angelegt. Heute etwa 400 Jahre später kann man dort den detailgetreuen Nachbau des kolonialen Segelschiffes besichtigen. Es ist schon beeindruckend wie mutig die Siedler in einem verhaltnismässig kleinen Schiff über einen riesigen Ozean gesegelt sind! Um doch am anderen Ende des Meeres mit neuen Gefahren konfrontiert zu werden. Schutz fanden diese Siedler deshalb zuerst in einem kleinen Fort. Auch dort bekommt man einen guten Eindruck vom einfachen Leben der ersten Siedler und der Verwendung des Schwarzpulvers...
Die Virginia Peninsula ist für die Vereinigten Staaten nicht nur wegen der ersten Siedler ein geschichtsträchtiger Ort. Auf der Halbinsel standen sich im "Civil War" die Union und die Confederation gegenüber.
Auf der andern Seite der Halbinsel, mit einem herrlichen "Colonial National Historical Parkway" verbunden, befindet sich die kleine Hafensiedlung Yorktown. Die amerikanischen Revolution beendete dort im Jahre 1781 die englische Besiedlung. Nach einer Belagerung durch General George Washington und seinen Verbündeten den Franzosen, mussten sich die Engländer nach Richmond zurückziehen. Ein gewaltiges Victory Monument soll für alle Ewigkeiten daran erinnern. Ein Blitzschlag hat später die Statue enthauptet... Immer noch sind die Belagerungsringe und Schützengräben der Schlacht um Yorktown zu sehen. Und in einigen Bachsteinhäusern stecken noch Kanonenkugeln... Doch heute ist es natürlich komplett friedlich und schon beim ersten Sonnenstrahl ist der kleine Sandstrand am York River gut besucht.
Es ist noch nicht mal Mitte März und wir haben bereits beinahe 80° Fahrenheit (etwa 27° Celcius)! Die Bäume und Büsche blühen und auf einmal bekomme ich Besuch... Fleissig versucht ein Vogelpärchen auf meiner Balkonbeleuchtung ein Nest zubauen und ein kleiner Nager klettert flink den Baum auf und ab...

Niagara Falls - Buffalo, NY

Unglaublich, erst arbeite ich noch an meinem Desk in Newport News und drei Stunden später sitze ich in einem Flieger nach Philadelphia mit dem Ziel Buffalo, NY. Ein Kunde hat Probleme mit einer unserer Anlagen und ich werde kurzfristig Unterstützung leisten. Wusste zuerst gar noch nicht wo Buffalo überhaupt liegt, bis ich dann im Flieger mal im "OnBoard Magazin" nachgeschaut habe...
Ich fliege fast nach Toronto hinauf - zwischen dem Ontario- und dem Eriesee befindet sich also nun mein Reiseziel. Die Stadt gehört zum Staat New York und ich wusste gar nicht, dass New York ein Grenze zu Canada hat! Und so kommt für mich doch unerwartet der Winter zurück. Schneegestöber bei 30°F (-1°C) erwarten mich am Flughafen von Buffalo. Meine Strickjacke gibt nicht gerade besonders warm - ich dachte doch der Winter sei nun vorbei...
Kurz darauf eine weitere nette Überraschung am Budget Mietwagenschalter. Wegen den "Spring Break Holidays" ist kein Mietwagen mehr frei - ob ein brandneuer Ford Mustang mit rund 1000 gefahrenen Meilen für mich OK ist. "You will love that car..." Und ob! Verd... cooler Geschäftswagen - was der Kunde wohl denkt, wenn ich mit einem "American Muscle Car" mit Heckspoiler vorfahre :-).
Nach einem Softwareupdate an einer Buchbindemaschine und einigen weiteren Arbeiten fahre ich mit einem U.S. Monteur zu den nicht weit entfernten Niagara Fällen. Die Niagara bildet den Grenzfluss zwischen Canada und den USA und die bekannten Wasserfälle befinden sich zwischen dem Erie- und dem Ontariosee. Auf der Karte findet man den Lake Ontario oberhalb vom Lake Erie, der also südlicher ist. Von weitem sehen wir die Gischtwolke über den Niagara Falls, aber Moment einmal - weshalb fliesst das Wasser nun von links nach rechts (von der U.S. Seite gesehen)? Fliesst das Wasser der Niagara also vom Lake Erie in den Lake Ontario - also von unten nach oben auf der Landkarte gesehen. Es scheint so!
Und dann stehe ich vor den eindrücklichen Wasserfällen. Die Kälte des Winters hat das Wasser unterhalb der Fälle zu einer dicken Eisschicht gefrieren lassen. Wau - cool. Ideales Gebiet für das Training einer Antarctica Expediton :-).
Die Fälle sind ziemlich lang, aber nur etwa 50 Meter tief. Auf der U.S. Seite kann man über eine Brücke auf eine Insel hinüber spazieren. Von dort hat man dann eine gute Sicht auf die kanadischen Wasserfälle und die Casinos und Hotels auf der anderen Seite der Grenze.
Nun wird es langsam dunkel und die Abendstimmung bei den eisigen Niagara Fällen wird mir ein unvergessliches Erlebnis bleiben!
Zufrieden fahre ich im Ford Mustang zurück zum Hotel - ein Radio brauche ich nicht - ich habe ja den Sound eines starken Sechszylinders und eine laute Auspuffanlage :-)...

Hampton Roads

Am südlichen Ende der Virginia Halbinsel befindet sich Hampton. Eine kleine Hafenstadt an einer strategisch guten Lage am Rande der Chesapeake Bay. Kein Wunder befindet sich hier das grösste aus Stein errichtete Fort der Vereinigten Staaten. Fort Monroe spielte während des "Civil War" eine wichtige Rolle. Ein bekannter General der Confederation (Südstaaten) wurde hinter den dicken Mauern gefangengehalten und das Fort diente auch Abraham Lincoln als Hauptquartier.
Eine andere Persönlichkeit hat etwa 100 Jahre später Gesichte geschrieben. Mein Herz schlägt höher als ich das kleine Gebäude am Hafenbecken betreten... Wie gerne wäre ich in seinem Team gewesen! Als Kind habe ich oft seine abenteuerlichen Dokumentarfilme gesehen und heute bin auch ich ein leidenschaftlicher Taucher. Ich rede von Kapitän Jacques Cousteau und seinem legendären Schiff, die "Calypso". Die Relikte einiger seiner Abenteuer befinden sich im kleinen Museum der Cousteau Society. Natürlich bewundere ich all die originellen und kultigen Tauchgeräte, die der Forscher z.T. im Eigenbau hergestellt hat. Wie Mutig muss man sein, um damit in die Tiefen unbekannter Ozeane vorzustossen! Nicht ungefährlich...
Neben dem Eingang der Cousteau Society steht ein verbeulter Geländewagen bereit für neue Abenteuer. Während einer Nilexpedition wurde der Wagen von einem Büffel seitlich attakiert. Wie gerne würde ich einsteigen und gleich los fahren - ich hätte sogar ein Ziel: die Transamazonica, von Belém nach Manaus. Mitten durch den Regenwald Brasiliens und dann weiter über die Anden nach Peru! Ich darf nicht daran denken...
[Webseite: Cousteau Society]
Eine nicht so ernst gemeinte unautorisierte Verfilmung [Webseite: Die Tiefseetaucher]

Oder wie wäre es mit einem Segelschiff von einer Insel zur nächsten durch die Karibik zu segeln?! Jeder Traum fängt mal klein an und so melde ich mich in Hampton zum Segelkurs an. Dort erlerne ich am Samstagmittag die Kunst ohne Motor ein Schiff zu manövrieren - coole Sache! Red, der Instruktor drillt uns nun nach seemännischer Art und einmal habe ich seinen englischen Seemmannsbefehl fast zu spät verstanden und ausgeführt. Gerade dann, als ich das Hauptsegel bediente und wir im engen Kanal ein Powerboat kreuzten hat uns eine Windböe erfasst. Der Wind hat unser kleines Segelboot richtig an sich gerissen und uns auf einen beinahe Kollisionskurs zum anderen Boot gebracht. Red, der Skipper konnte es im letzten Augenblick noch richten - naja, reif für die "Alingi" bin ich wohl noch nicht...

In Hampton befindet sich die wohl bekannteste U.S. Air Force Base - Langley. Die Airbase befindet sich gleich neben dem NASA Testgelände - mit dem gewaltigen Kran im Hintergrund wurde übrigens die Mondlandung trainiert! Und in diesen gigantischen Windkanälen wurde der Space Shuttle getestet. Gleich daneben befindet sich der Langley Speedway - eine kleine ovale Rennstrecke.
Einmal im Jahr zeigt die U.S. Air Force (USAF) ihre Muskeln mit einer dreitägigen öffentlichen Flugshow. Auf eindrückliche aber trotzdem volksnahe Art wird die militärische Überlegenheit vorgeführt.
Grosse Bomber, Transportflugzeuge, Kampfjets und vieles mehr kann von ganz nahe und sogar z.T. von innen besichtigt werden. Zu sehen ist u.a. am Boden und in der Luft das mächtigste Kampfflugzeug der Welt, der F-22A Raptor fliegt lärmend über unsere Köpfe hinweg. Dass auch an der Zukunft gearbeitet wird, zeigt der F-35 Joint Strike Fighter - ein Kampfjet für alle Einheiten der U.S. Air Force, Army and Navy. Hier ein Vergleichsfoto der besten Fighters, die je entwickelt wurden (links F-22 rechts F-35). Aber das die U.S. Air Force nicht nur gute Flieger, sondern auch die besten Piloten hat, zeigen die Elitepiloten in ihrer eindrücklichen Thunderbirds Show.     [Webseite: Langley Air Show]

Outer Banks, NC

Am verlängerten "Memorial Day" Wochenende will ich endlich einmal hinunter nach North Carolina fahren. Dort befinden sich eine lang gezogene schmale Inselgruppe - die Outer Banks. Die Sandstrände der Outer Banks sind so unglaublich lang und breit, dass es mehr als genug Platz für alle erdenklichen Wassersportarten hat. Nach typischem nordamerikanischen Verhalten werden die Strände natürlich mit grossen Geländefahrzeugen befahren. Die ersten NASCAR Rennen haben ja auch am Strand stattgefunden und die Gebrüder Wright haben ihren ersten erfolgreichen Motorflug in den Sanddünen in Kitty Hawk N.C. durchgeführt! Das ist heute auf jedem Autoschild aus North Carolina nachzulesen "First in Flight".
Mein Tagesziel ist der kleine Sportfischerort Hatteras, hier endet die Strasse und die Reise nach Süden lässt sich nur mit einer Fähre fortsetzten. An der vorgelagerten Inselgruppe strömt der warme Golfstrom vorbei. Das warme Wasser aus dem Golf vom Mexiko ist reich an tropischen Fischen und ideal für Hochseefischer und natürlich Taucher. Vor den Sandbänken liegen auch unzählige Schiffswracks auf Grund - Segelschiffe, Dampschiffe und sogar deutsche U-Boote - Taucherherz was willst du mehr! Der Tauchshop ist unscheinbar und beinahe ware ich vorbeigefahren, hätte ich nicht die rot-weisse Taucherflagge gesehen. Amie vom Shop hilft mir bei der Suche nach einem Zimmer für die Nacht - keine einfache Sache in einem kleinen Ort, wo bei einem verlängerten Wochenende die Leute sogar von New York hierher zum Fischen oder Tauchen fahren. Ich habe Glück und ich bekomme das letzte Zimmer im rustikalen Burrus Motor Motel.
Und das Glück ist mir heute noch einmal hold! Bei hohen Temperaturen habe ich seit einiger Zeit Probleme meinen Wagen zu starten. Ich muss dann immer ziemlich lange warten, bis sich der Motor abgekühlt hat - aus diesem Grund lasse ich den Motor ab und zu laufen. Und so auch als ich mich nun im Tauchshop mit Amie unterhalte. Plötzlich ruft sie - da draussen brennt was! Ich weiss sofort was sie meint! Noch nie so schnell habe ich einen Tauchshop verlassen. Der schwarze Wagen ist hinter der grossen weissen Dampfwolke kaum mehr zu sehen. Der Motor ist überhitzt und alles Wasser ist entwichen - gerade noch rechtzeitig konnte ich den Motor ausschalten. Ich lasse den Motor abkühlen und Amie holt den Wasserschlauch neben dem Tauchshop und ich fülle den Kühler mit frischem Wasser. Nicht zu denken, wenn mir das heute Nachmittag passiert wäre, wo ich einkaufen war und auch dort den Motor unbeaufsichtigt laufen gelassen habe...

Am nächsten Morgen um 7 Uhr fahren wir mit dem Taucherboot "Flying Fish" hinaus zum Wracktauchen. Unser Boot ist ziemlich schnell und die Fahrt dauert doch noch mehr als eineinhalb Stunden - im Meer draussen werden wir von einer Delphin Sippe begrüsst. Nur einige Meter von unserem Boot entfernt springen die Delphine aus dem Wasser und klatschen mit ihren Heckflossen auf's Wasser.
"Ready for Rock'n Roll" fragt uns der Käpt'n als wir uns zum Tauchgang zur "Proteus" bereit machen. Das Dampfschiff ist in einer Nacht im Jahr 1918 mit einem Tankschiff kollidiert. Die beiden Kapitäne versuchten im 1. Weltkrieg den deutschen U-Booten zu entkommen, indem sie ohne Positionslichter fuhren. Unglücklicherweise sah der Kapitän des Passagierschiffes den Tanker zu spät. Das eiserne Skelett der "Proteus" liegt nun auf rund 130ft (40m) auf sandigem Grund.
Dort unten werden wir bereits erwartet. Im Schatten der riesigen Propellerschraube erkenne ich sofort zwei ruhende Haie. Während wir uns den beiden nähern, drehe ich den Kopf nach links und schaue direkt in die stechenden Raubtieraugen eines weiteren Hais. Er umkreist uns kurz und verliert dann das Interesse an den seltsamen Froschmännern. Was für ein Gefühl mit dem Räuber der Meere auf gleicher Tiefe zu tauchen!
Die Grösse des Wracks lässt sich nur noch erahnen, aber als sich die gewaltigen Boiler (Dampfkessel) vor mir auftürmen, kommt mir sofort die "Titanic" in den Sinn. Solche Kessel habe ich dort in einem Dokumentarfilm auch mal gesehen. Die Tauchgänge am Wrack der "Proteus" sind eindrücklich. Im Sand finden wir kleine aber spitze Haifischzähne - sie werden mich weiter an das Erlebnis erinnern...
[Webseite: Outer Banks Diving]
Mit der Absicht wieder herzukommen - es gibt noch unzählig weitere Wracks zu tauchen - fahre ich noch am gleichen Tag in Richtung Norden zurück. Doch ich schaffe es gerade zum kleinen Nachbarort Buxton. Die Temperaturanzeige kündigt es bereits an - gerade rechtzeitg kann ich noch bei einer einsamen Tankstelle stoppen. Schon wieder dampft es aus dem Motorraum. Es ist schon ziemlich warm hier, aber was ist los?! Ich weiss, dass mein Kühler eigentlich zwei Ventilatoren haben sollte - einer fehlt... Ich öffne die Motorhaube und sehe Kühlwasser auf der Lichtmaschine - kein gutes Zeichen! Wie kommt das Wasser dorthin?! Der Kühler ist leer - doch wo ist das Leck?! Und dann fällt es mir wie Schuppen von den Augen - ein Kühlschlauch hat sich an einer Halterung gerieben und dort sehe ich nun einen Riss...
Es ist Sonntagabend und Hilfe hier zu finden ist aussichtslos - hätte doch auf Ferdinand hören sollen und mich vorher beim AAA (Automobile Club und Pannenhilfe) anmelden sollen. Doch selbst ist der Mann und das Abenteuer ;-). Und dann erhalte ich unerwartet Hilfe - aus einem grosser Pick-Up Truck steigen zwei Männer und wir diskutieren den Fall. Der Riss ist unweit vom Schlauchende entfernt, es gibt Hoffnung. Die Männer - zwei Fischer vom Ort, geben mir ein scharfes langes Messer - damit zerlegt er Haie und jetzt durchtrennen wir den Wasserschlauch! Mit einer Rohrzange lösen wir die Verbindung, kürzen den Schlauch und voilà der Kühlkreislauf ist wieder dicht. Ein Fischer gibt mir noch eine Galone Wasser - zur Sicherheit für die Heimfahrt. Und schon sind sie wieder weg die beiden guten Geister...
Erleichtert und ohne weiteren Zwischenfälle fahre ich weiter, vorbei an typischen Strandhäusern durch die einsamen meilenlangen Sanddünen der Outer Banks (das offene Meer ist von der Strasse aus leider nur selten zu sehen). Eine langezogene Brücke verbindet die Inselgruppe im Norden mit dem Festland und nach einer rund 170 Meilen langen Fahrt bin ich bereits wieder zurück in Newport News.

Ein Tag am sonnigen Strand ist wie eine Woche Ferien...

Virginia Beach(es)

Die Outer Banks ist bekannt für meilenlange einsame Sandstrände, aber wenn du auch nach dem Sonnenuntergang noch was erleben willst, dann ist Virginia Beach genau das Richtige. Auf dem breiten Sandstrand findest du immer ein Plätzchen an der Sonne und es gibt immer was zu sehen :-). Unzählige Lifeguards passen schon auf, dass du dich nicht zu weit ins Meer hinaus wagst und du ja nicht absäufst... Du musst nur selber aufpassen, dass du am Strand nicht von ihrem Lifesaving Service überfahren wirst :-)
Ein Boardwalk trennt den Strand von den unzähligen Hotels, die sich hier eines nach dem anderen aufreihen. Dazwischen mal eine kleine Parkanlage, Vergnügungspark oder und natürlich ein Dairy Queen Eisstand. Etwa in der Mitte der mehr als 2 Meilen langen Strandpromenade ragt eine lange Fishing Pier ins Meer hinaus. Hier verbringen die Nordamerikaner ihre Ferien und auch am Wochenende fahren viele nach Virginia Beach und lassen sich von der Sonne verwöhnen... [Webseite: Virginia Beach]

Bis zum nächsten Sandstrand ist es von Newport News nie sehr weit. Die kleine Huntington Beach etwa (hier noch ruhig und verlassen) bei der "James River Bridge" ist genau das richtige um nach der Arbeit noch ein paar Sonnenstrahlen aufzunehmen, wenn du mal nicht gleich an den Apartments-Pool liegen willst.
Oder etwas weiter weg ist die bekannte Buckroe Beach in Hampton. An dieser legendären Beach habe sich schon Generationen in der Chesapeake Bay erfrischt. Sicher hat hier schon mancher Wissenschaftler der NASA oder Pilot der Langley Air Base nach getaner Arbeit am Strand relaxt. Der Strand wurde nach einem verheerenden Hurricane wieder frisch prepariert und heute haben hier sogar die Hunde ihren Spass...

Für einen ruhigen Nachmittag am Strand empfehle ich den Grandview Park am östlichen Ende der Hamptonhalbinsel. Hier kann man stundenlang am Meer entlang spazieren. Dieses Photo habe ich übrigens im Winter gemacht und die weissen Punkte sind wirklich Schneeflocken! Die einzigen die ich dieses Jahr hier auf der Virginia Peninsula gesehen habe.

Norfolk

Seit der Ankunft der ersten englischen Siedler um 1607 in Virginia, ist die vom offenen Meer geschützte Bucht am James River ein wichtiger Hafen. Gegenüber meinem Wohnort Newport News, am anderen Flussufer, befindet sich der Hafen von Norfolk. Schwerbeladene Containerschiffe aus aller Welt finden den Weg hierher.
Auch für die US NAVY ist Norfolk ein strategischer Hafen. Vom riesigen atombetriebenen Flugzeugträger oder Helikopterträger mit Marines, bis hin zum Atomuboot liegen hier alle erdenklichen Schiffstypen einer Weltmacht vor Anker. In Newport News wird bereits am atombetriebenen Flugzeugträger der nächsten Generation gearbeitet...
Eine kleine Hafenrundfahrt bringt uns dann auch bis zum grossen NAVY Stützpunkt ganz am Ende des Hafenbeckens. Mit Argusaugen wird unser kleiner Ausflugsdampfer von der Küstenwache beobachtet. Seit dem Anschlag auf die "USS Cole" in Jemen, muss zu den NAVY-Schiffen ein Sicherheitsabstand eingehalten werden. Der schwer beschädigte mit Lenkwaffen bestückte Zerstörer wurde übrigens in Newport News gebaut und dann auch dort wieder repariert... [Webseite: USS Cole bombing]
Im Hafen von Norfolk ankert auch das grösste je gebaute Schlachtschiff der Vereinigten Staaten. Die USS Wisconsin lässt sich frei besichtigen. Die drei gewaltigen 16" Geschütztürme - seit Ende des 2. Weltkrieges und bis hin zum ersten Irak-Krieg eine gefürchtete Waffe. [Webseite: USS Wisconsin]

Nicht unerwähnt lassen will ich hier den kurzweiligen Besuch von Stucki! Unser Abendprogramm hat in etwa so ausgesehen: First Beer and Pool than Beer and Food and than finally Beer only... %-)

Petersburg, VA

An einem Samstagabend fahre ich nach Petersburg bei Richmond, VA. Dort ist die "Nite of Fire" angesagt. Etwas Uuramerikanisches und das muss ich mal gesehen haben: ein echtes Drag Racing.
Zwei Piloten treten zum Duell an und versuchen auf einer 1/4 Meile die schnellerer Zeit zu fahren. Man kann sich ja etwa vorstellen wie das im Land des Automobils ausarten kann. Und genau das will ich sehen - ich werde nicht enttäuscht - im Gegenteil! Schon auf dem Weg zur Rennstrecke kommen mir die wildestenen Rennwagen entgegen. Es geht ja nur geradeaus und da spielt es auch keine Rolle, wenn die Sicht nach vorne durch einen Lufteinlass verdeckt ist. Ich sehe schon - die Sache wird ernstgenommen - aber ein Jet-Triebwerk als Antrieb ist nun aber schon ziemlich extrem! Für einige ist das sogar zuwenig und so bekomme ich den schnelltsten Truck der Welt zu sehen - weit schneller als 300 Meilen/h! Mit gerade mal drei Jet Engines im Rücken loszudonnern braucht wohl schon noch etwas Mut. Ich freue mich schon auf das Feuerwerk.
Und dann treten die Jet Dragster gegeneinander an. Der Lärm ist ohrenbetäubend wenn die Piloten die Jet Engines für einen Bruchteil einer Sekunden starten und sich so ruckweise der Starlinie nähern. Ab und zu schiessen Flammen aus den Triebwerken und sogar am oberen Ende der Tribüne wird es nun ziemlich warm. Kaum sind die Dragster in Position erscheint die grüne Lampe und auf einen Schlag sind sie verschwunden. Unglaublich dieser Speed! Wenn kannst du schon aus knapp 10m Entfernung einen startenden Düsenjet beobachten? Ein mörderischer Lärm, du spürst die Hitze und dein Magen vibriert.
Aber das ganze war erst ein Vorgeschmack auf das was noch folgt... Nach einem schon fast romantischen Sonnenuntergang - an der Rennstrecke - und mal nicht am Strand ;-) muss die Zufahrt zur Piste geräumt werden - keiner soll in den Abgasstrahl dieses Ungetüms geraten. Und dann zeigt der Drache seine Power und speit drohend Flammen in alle Richtungen. Ich weiss nicht ob die Besucher der ersten Reihe noch alle Haare auf dem Kopf haben... nach einem Pauckenschlag ist der Spuk vorbei und der Truck bereits aus der Sichtweite verschwunden! [Webseite: Shockwave Jet Engine Truck]
Ein unvergesslicher Abend auf einer Rennstrecke der anderen Art... [Webseite: Virginia Motorsports Park]

Nags Head, NC

Das Boot mit den Tauchern verlässt die Roanoke Island am Sonntagmorgen um 7 Uhr. Ziel des heutigen Tauchtrips ist das legendäre Wrack des U-85. Das deutsche U-Boot wurde 1942 während dem zweiten Weltkrieg von einem amerikanischen Zerstörer vor der Outer Banks in North Carolina versenkt. Für mich heisst das um 3 Uhr morgens aufstehen, doch dafür werde ich am Strand von Nags Head mit einem phantastischen Sonnenaufgang belohnt. Ich sitze auf einem noch verlassenen Lifeguard-Hochsitz an der Beach und geniesse die ersten noch sanften Sonnenstrahlen. Der neue Tag wird von einer Schar Zugvögel begrüsst und sogar ein Delphin springt aus den Wellen.
Die neun Taucher verstauen ihre Ausrüstungen auf dem Deck der Go-Between und dann verlassen wir die schützende Insel. Wir fahren mit unserem kleinen Boot unter einer langezogenen Brücke hindurch, welche die Inseln der Outer Banks mit einander verbindet und weiter geht die rasante Fahrt hinaus aufs Meer. Nach eineinhalb Stunden erreichen wir unser Ziel. Das Schiffs-GPS zeigt die Position des Wracks, doch weit und breit ist keine Ankerboje zu sehen. Während dem letzte Sturm scheint sich diese losgerissen haben - oder vielleicht liegt sie ja auch auf dem Meeresgrund und leistet dort dem versunkenen U-Boot Gesellschaft. Es dauert schon eine Weile, bis der Divemaster das Wrack in mehr als 30 Metern Tiefe findet. Unser Boot wir an der Bordkanone des U-Boot befestigt und wir machen uns zum Tauchen bereit.
Die Kanone zeigt in unsere Richtung, als wir zum Wrack hinunter tauchen. Von der Hülle des Bugs ist nur noch das Skelett zu sehen, doch die Torpedorluken sind noch gut zu erkennen. In der Spitze in einem am Turm befestigten Rohr (Antennen, Periskop und Luftkanal...) sehe ich ein rostfreies Teil im einwandfreiem Zustand. Hinter dem Turm ist ein Einschlag eines Geschosses zu erkennen, dieser Impakt hat zum Verlust des U-Bootes geführt. Das U-Boot wurde an der Oberfläche getroffen und die deutschen Matrosen versuchten sich noch aus dem sinkenden U-Boot zu retten. Doch die Besatzung des amerikanisches Zerstöres glaubte an eine Flucht und hat mehrere Wasserbomben detonieren lassen. Dies hat keiner der 46 Seemänner überlebt.
Aufgrund der Tiefe und der hohen Sicherheitsbestimmungen ist unser Tauchgang nur sehr kurz, doch wir haben die Gelegenheit bei einem zweiten Tauchgang das Heck des 218ft langen U-Bootes zu erforschen. Unglaublich was wir dort sehen! Ich hätte nie geglaubt, dass die deutschen Torpedos vom zweiten Weltkrieg so riesig waren. Das U-Boot vom Typ VII-B war mit insgesamt 14 Torpedos bewaffnet, einer davon im Stern-Torpedo-Rohr und genau dieser Torpedo liegt nun vor uns! [Webseite: U-85]
Während dem dreimünitigen Sicherheitsstopp auf 5m Tiefe besucht uns eine Quallenkolonie - ich bin mittendrinn - zum Glück schützen mich Neopren-Handschuhe und Kaputze vor den beissenden Nesseln. Auf der Rückfahrt zum Outerbanks Tauchshop OBX Dive habe ich Zeit all diese Eindrücke zu verarbeiten...

Die Outer Banks ist bekannt für ihre Strände und Dünen und diese haben auch die Gebrüder Wright für ihre Flugexperimente benutzt. Unweit von Nags Head, bei den Kill Devil Hills in Kitty Hawks haben die Brüder Wright 1903 erfolgreich ihre ersten motorisierten Flüge absolviert. Im Wright Brothers National Memorial ist ein Model des mit Holz und Tuch gebauten Fliegers zu sehen. Auf dem Flugfeld stehen zwei nachgebaute Baracken und vier Steine markieren die Distanzen der ersten experimentalen Flüge, der allererste hat nur 12 Sekunden gedauert. [Webseite: Wright Brothers]

Am gleichen Tag verlasse ich die Outer Banks und nach nur zwei Fahrstunden bin ich wieder in Newport News, Virginia.

Virginia for Visitors

Am 29. August 2006 hole ich meine Eltern am Flughafen Dulles in Washington ab. Nun kommt ein wenig mehr Leben in meinen kleinen Einpersonenhaushalt. Während meine Mutter die Küche zum Leben erweckt, hat mir mein Vater ein Stück selbstgemaltes Heimatland mitgebracht. Für den Haushalt wird also nun gesorgt und die Einkäufe fallen entsprechend üppiger aus. So lässt es sich auch nicht schlecht leben - modische Eierbecher sind in meinem Haushalt nicht zufinden, aber Pia fällt immer was ein und so wird schnell der Eierkarton zerschnitten...
Nun liegt es an mir meinen Gästen ein Stück Virginia zu zeigen und wo sieht man schon einen Flugzeugträger im Aufbau? Die kleine Ausfahrt führt unser über den James-River in das kleine Smithfield mit seinem sympatischen Bootshafen. Auf der Fahrt bohrt sich ein Nagel in ein Rad und ich bin gezwungen das Reserverad zu montieren. Doch dann stelle ich fest, dass das Rad nicht passt! Ein kleiner Kompressor hilft mit dann über die Runden bis ich gleich am nächsten Tag - an einem Sonntagmorgen! - den Reifen für nur 10US$! reparieren lassen kann.
Ein weiterer Ausflug bringt uns nach Norfolk zum Battleship Wisconsin. Es ist schon immer wieder eindrücklich dieses letzte grosse U.S. Schlachtschiff hier in seinem Bestimmungshafen zu sehen. Eine Hafenrundfahrt führt uns dann auch ganz nahe an die Atlantik Flotte der U.S. Navy. Wir bekommen gleich drei Flugzeugträger und einige U-Boote ganz nah zu sehen.
Ein weiteres Highlight unserer gemeinsamen Auflüge war sicher auch der Besuch in Colonial Williamsburg, eine Reise in die koloniale Vergangenheit.
Einmal im Jahr finden in Hampton die Bay Days statt. Ein riesiges Hafenfest mit Musik, Tanz, einem Lunapark und einem grossen Markt. Da habe ich auch mein Wunschmotorrad gesichtet - schau dir mal den Tank genauer an...
Natürlich darf ein Tag am Strand in Virginia Beach mit keinem Besuch fehlen. Wir parken den Wagen im Hilton Parkhaus, gleich beim Neptuns-Place. Der feine Sandstrand ist hier so breit und lang, dass du immer genügend Platz für ein Sonnenbad findest.

Nur zu schnell verfliegt die Zeit und am Vorabend des Abfluges meiner Eltern fahren wir zusammen nach Washington D.C.. Wir nutzen die Gelegenheit um gemeinsam die Hauptstadt zu besuchen. Die Metro bringt uns unkompliziert ins Herzen der Stadt. Auf einem ausgedehnten Spaziergang sehen wir einige wichtige Sehenswürdigkeiten, wie World War II Memorial oder auch das Vietnam War Memorial, wo auf einer langen schwarzen Wand alle Namen der gefallenen Soldaten eingemeisselt sind.
Das obligate Erinnerungsphoto in Front vom Weissen Haus, darf nicht fehlen, wenn auch gleich mit Regenschirm. Es regnet nun dauernd, ein schnelles selbstauslöser Photo vor dem Capitol ist das gemeinsame Abschiedsphoto. Im frei zugänglichen Air & Space Museum können wir unsere Kleider ein wenig trocknen und uns an den originalen Exponaten sattsehen.
Doch schon ist es Zeit meine Eltern zum Flughafen zu fahren und uns zu dort zu verabschieden - "machets guet" und bis zum nächsten Jahr!

Back to South America

Mitte November 2006 habe ich nun endlich meine Ferien. In Ecuador habe ich noch eine Rechnung offen - zur Erinnerung, mein Wagen ist immer noch dort. Aber auch sonst zieht es mich dorthin zurück... darüber aber mehr, wenn ich dann wirklich dort bin! Doch zuerst will ich mich im Nordosten Brasiliens mit Dr. Phil treffen. Ich buche auf der coolen [Webseite: Kayak.com] einen Flug nach Miami. Von dort bringt mich die brasilianische TAM nach einer Zwischenlandung in Manaus und Belem nach -> Fortaleza, BRASIL