Am 2. November 2004 überqueren wir bei Chetumal die
Grenze zu Belize (auf spanisch Belice):
Nach all den Zollformalitäten geht es also los und wir befinden
uns auf einen Schlag in einer komplett anderen Welt.
Die Häuser sind aus Holz, stehen nun
auf Pfählen und haben lange Balkone.
Grosse schlanke schwarze Menschen mit Rasterlocken schlendern
am Strassenrand entlang.
Wau! Wir sind wirklich in die Karibik gefahren!
Beinahe fahren wir an unserem Tagesziel
vorbei, so klein ist der Ort.
Die Leute haben viel Zeit und geben uns gerne Auskunft.
Achja, hier reden sie englisch aber meist den
karibischen kreolischen Dialekt ... HEY MON... :-)
Dank einem netten Hinweis lassen wir den Wagen
auf dem Festland und fahren am nächsten Tag
mit einem schnellen Personenfährboot zur
.
Anstatt NO SHIRT, NO SHOES, NO SERVCIE heisst es hier
einfach NO SHIRT, NO SHOES, NO PROBLEM!
Langeweile auf dem
wir von Hand gezogen.
Noch relaxter und ruhiger ist es auf der noch kleineren
Nachbarinsel
. Die schmale Insel hat nur zwei
sandige Längsstrassen, die Front- und die Backstreet.
Das Riff ist in sichtweite und als ich ein Photo vom
Blue Hole sehe, ist mir klar, dass ich dort tauchen muss!
Mit einem kleinen Taucherboot fahren wir zum 2 Stunden
entfernten Lighthouse Atoll und der
.
Die See ist rau und meine Seetauglichkeit
wird arg auf die Probe gestellt. Doch der Tauchgang im Blue Hole,
einem mehr als 130 m tiefen und rundem Loch, ist
einfach sensationell! Jacque Cousteau tauche in den 70er Jahre
als erster hinunter und entdeckte die grossen Stalaktiten in der
eingestürzten Höhle
Beim Auftauchen
aus der Höhle erwartet uns ein Rudel Haie. Ich zähle
12 grosse und kleine Haie, welche dort ihre Runden drehen.
Einige kommen uns sehr nahe und fokusieren mich
mit ihren stechenden Augen.
am Meer. Zum Schutz vor Hurikans hat die Regierung
ihre Ämter aber ins Landesinnere verlegt.
Dort befindet sich auch der kleine aber herrliche Belize Zoo,
selten konnte ich Tiere von so nahe beobachten
Spezieller Logbucheintrag: Am 8. November 2004 habe ich nun
20'000 km zurückgelegt.
Dies haben wir mit einem Schluck Oel
(für den Wagen) und einigen BELIKIN Bier gefeiert
(leckeres Belize Bier :-)
.
Dabei sehen wir vom Ufer aus wie Delphine aus dem Wasser
springen und wie ein kleiner Rochen am Grund entlang
schwimmt. Das sind die Ferientage meiner Reise! :-)
,
dem Grenzort zu Guatemala, wandern wir bei Regenschauer
durch den
des Blue Hole Nationalpark.
Ich liebe es durch den
hügeligen und rutschigen Regenwald zu streifen, denn
der Regen lässt
das Dickicht des Regenwaldes noch grüner
und wilder erscheinen!
Mein Glück ist perfekt, als ich dabei auf den Aus- und Eingang
der
treffe. Mit meiner kleinen Lampe kann ich bis 300 m tief
in die Höhle mit dem unterirdischen Fluss vordringen.
Später kann ich im Blue Hole den Schweiss
von meiner Haut spülen. Das Wasserbecken entstand,
als die Decke der Karst-Höhle einstürzte und seither
Wasser an die Oberfläche kommt. Dies alles
inmitten eines wunderbaren Regenwaldes!
Nach den üblichen Zollformalitäten:
- Belize: Abreisegebühr bezahlen 37.5B$ (Gebäude 1 Schalter 1)
- Belize: Ausreisestempel in Pass (Gebäude 1 Schalter 2)
- Belize: Wagenzollpapiere abgeben und Wagenexport in Pass eintragen (Gebäude 1 Schalter 3)
- Niemansland: Wagenräderdesinfektion 18.60B$ (Gebäude 2)
- Guatemala: Immigrationsformular 90Tage 10Q (Quetzales) ca. 1.25US$ (Gebäude 3 Schalter 1)
- Guatemala: Wagenzollpapiere erstellen (Gebäude 3 Schalter 2)
- Guatemala: Auf Bank Wagenzollpapiere bezahlen (Gebäude 3 Schalter 3)
- Guatemala: Wagenzollpapiere + Vignette auf Windschutzscheibe (zurück in Gebäude 3 Schalter 2)
- Grenze passieren (Nummernschild + Vignetten Kontrolle (Grenzposten)
- Brücke passieren und Transitgebühr bis Flores bezahlen 20Q
(Keine Wagenhaftpflichtversicherung nötig)
die hier nur etwas
mehr als eine Stunde dauern, überqueren wir
am 13. November 2004
bei San Ignacio die Grenze zu Guatemala -
Ich bin nun genau 6 Monate fern von zu Hause -
Wir fahren
durch bunte und relativ saubere Bauerndörfer.
Das natürliche
Lachen auf den Gesichtern der Menschen und das
spontane Winken ist ein warmer Willkommensgruss.
Die ersten Strassenkilometer sind übel, aber mit meinem
kleinen treuen Freund, dem Toyota Tercel (214'500km) doch fahrbar.
Später bringen uns geteerte Strassen aber schnell
zum kleinen Ort
El Remate.
Wir beobachten das bedächtige Dorfleben und
geniessen den Blick auf den See.
Am nächsten Tag wecken wir uns mit dem ersten Hahnenschrei
um ganz früh zum Tikal Nationalpark zu fahren.
Dort befinden sich
gewaltige Pyramiden
der grössten Mayastadt
Tikal.
Im Zentrum der Stadt, der
Grand Plaza
stehen sich zwei grosse steile Pyramiden gegenüber.
Zu oberst überragen zwei eckige Tempel den Platz.
Ich stelle mir vor, wie Priester in bunten Gewändern
aus der Tempelpforte kommen und streng auf
zehntausende ehrfürchtige Gesichter blicken...
Die Bauweise der Anlage unterstützt die zeremonielle
Handlung mit einem starken Echo:
das ist Tikal, Stadt des Echos.
Es ist ein abenteuerliches Gefühl durch den Regenwald
zu laufen und dabei immer wieder auf Ruinen der Mayas
zu stossen.
Dabei beleiten dich die Geräusche von Vögeln und Affen.
Mit Glück konnten wir Tucane, Spidermonkeys
und weiteres Getier beobachten (frag mich nicht wie die heissen :-)
[Webseite Tikal Photos].
Nach diesem eindrücklichen Tag fahren wir nach
Flores,
einer Stadt auf einer
kleinen Insel
in einem See. Ich kann dem klaren warmen See nicht
wiederstehen und schwimme ein Stück und betrachte
die Häuserfront mit den kleinen einfachen Hotels und
Restaurants.
Auf einer breiten und frisch geteerten Strasse fahren wir zügig
weiter nach
Rio Dulce,
ein kleiner Ort am Lago de Izabal. Der Rio Dulce
verbindet den See mit dem karibischen Meer und in den
Buchten liegen viele Segelschiffe aus Nordamerika vor Anker. -
Herrliche Erinnerungen an die Zeit auf der Wingarra werden wach :-)
Zur Zeit der Spanier im 17. Jahrundert sollte das kleine
Castillo de San Felipe
Piraten vom See fernhalten.
Mit einer "Lancha Colectivo" (Motorboot)
besuchen wir für einige Stunden
Livingston,
am anderen Ende des
Rio Dulce.
Wir befinden uns wieder in der
Karibik mit vielen schwarzen Einheimischen
und das in Guatemala :-)
Doch das Wetter und der lausige Strand laden nicht zum
Verweilen ein und uns erwartet ein Abenteuer!
Die Fahrt nach
Lanquin
ist eine Herausforderung für Mensch und Fahrzeug.
Wir benötigen fast 7 Stunden für 160 km ungeteerte
und löchrige Strasse. Doch dabei durchqueren
wir eine der schönsten Gegenden im Norden Guatemalas.
Wir fahren auf engen einspurigen Schotterstrassen
über steile Hügel und durch
einfache Siedlungen.
Dabei erreichen heute
nicht alle Fahrzeuge
das Ziel...
Wir schaffen es aber und mit etwas Stolz fahre ich ins kleine Dorf
Lanquin,
mitten in den Bergen.
Hier besuchen wir die Stalaktiten-Höhle. Nur der vorderste
Teil ist ein wenig beleuchtet und kein Hinweisschild
hindert dich daran soweit als möglich in die grosse Höhle
vorzudringen. Der Pfad ist nicht markiert und ich
suche meinen eigenen Weg über die rutschigen Felsen.
Beim Eindunkeln stehen wir vor
dem engen Eingang und unzählige Fledermäuse
fliegen uns um die Ohren. Ein erregendes Gefühl, wenn
für einen Augenblick eine Feldermaus direkt auf dich
zufliegt und knapp vor deinem Gesicht wegdreht!
Dabei hoffe ich natürlich, dass der Echolot richtig
funktioniert und die Fledermaus genügend Flugstunden
hat ;-)
Am nächsten Tag fahren wir
auf einer der schwierigsten Strassen, dich ich je
gefahren bin. Auf der Karte nicht mehr als Track, sondern
nur noch als Trail eingetragen (4WD empfohlen).
Schlamm, (Wasser)-Löcher und extremes Gefälle erfordern
höchste Aufmerksamkeit. Ich glaube ich habe mit allen
mechanischen Bodenteilen des Toyotas einen Kontakt
mit den Steinen am Grund und ich bin froh,
dass trotzdem der Auspuff
nicht bricht...
Dickes Lob und Danke nach Toyota City in Japan!
Das Ziel ist
Semuc Champey
mit den Wasserpools
und der
natürlichem Wassertunnel.
Die
Fahrt dorthin
ist für mich spannender als die Wasserspiele.
Doch eine Erfrischung im Wasserpool ist immer willkommen.
und macht auch Spass.
Wir fühlen uns zurück in der Zivilisation, als
wir am nächsten Tag die Departementshauptstadt
Coban
erreichen. Dies ist leider auch das Ende unseres
dreiwöchigen Reiseteams (auf die Stunde genau).
Die Zeit hat uns zu guten Freunden
gemacht und unsere Reisen bereichert.
Tessa fährt am 20. November 2004 nun alleine mit einem
Bus weiter nach Antigua. Während ich beschlossen habe
hier in
Cobán
Privatstunden in Spanisch nehmen.
Im November und Dezember sind in Guatemala Schulferien
und Walter, ein ruhiger und geduldiger Primarschullehrer,
hat Zeit um mich in Spanisch zu unterrichten. Dabei wohne
und esse ich bei einer Familie mitten in der Stadt und habe so
auch Gelegenheit an ihrem Alltag teilzunehmen.
[Webseite Spanish School].
Mein Weg zum Unterricht führt mich jeden Tag am
Zahnarztlabor
und am
bunten Markt
vorbei. Nicht weit weg befindet sich auch eine kleine
Kaffee-Plantage.
Die Region Alta Verapaz ist nicht nur für guten Kaffe bekannt,
sondern auch wegen den vielen Orchideenarten die hier
gut gedeien. Am Wochenende findet eine nationale
Orchideen-Ausstellung
statt. Die kleinste Orchideenblüte der Welt misst nur
wenige Milimeter. Ich hätte die Pflanze im Wald sicher
als Moos gehalten und wäre draufgetrampelt :-)
Der Sohn der Gastfamilie führt mich zu einer
Hinterhofwerkstatt
(spanisch: taller),
mein Wagen hat einen kleinen Service verdient
(mehr als 21'000 km ohne Service bei nun 215'128 km).
Schliesslich
erwarten mich noch die rauen Strassen
von Honduras und Nicaragua. Ein
geschickter Automechaniker
wechselt das Oel, den Oelfilter und die Zündkerzen für
nur 50 Quetzales dies ist weniger als 7US$!
(top Material und Oel für 223 Quetzales).
Sein Freund posiert stolz mit einer gerade
ausgebauter Kurbelwelle.
Und nach getaner Arbeit wollen alle
Mechaniker auf ein Gruppenphoto.
Während der Woche bei meiner grossen Gastfamilie kehrt
fast so etwas wie Routine ein und mein Verlangen
weiter zu reisen wird immer grösser.
Befreit setzte ich meine
Reise fort und fahre durch die grösste
Stadt Centro Americas -
Guatemala City.
Kaum Verkehrsschilder und drei Fahrspuren
ohne Markierungslinien (beachtet ja eh keiner) fordern
mich heraus und überraschend finde ich doch den Weg nach
Panajachel
am bezaubernden
Lago de Atitlan.
Von dort bewundere ich die drei
Vulkankegel,
welche das südliche Ufer des Sees überragen.
Ich befinde mich im
Banne der Vulkane...
Ein Motorboot bringt mich nach
Santiago Atitlan, ein Ort
zwischen den Vulkanen
Atitlan, Toliman und San Pedro.
Auf dem Platz vor der Kirche und in den Strassen
verkaufen Indogene
in ihren traditionellen Tüchern ihre Früchte.
Ganze Berge von Avocados werde für den Weitertransport
in Netze verpackt. Ich setze mich zu den Männern auf eine
Bank und komme schnell ins Gespräch.
Nach einer Weile fragt mich Francisco, ob ich Zeit hätte,
er wolle
mir was zeigen (ich verstehe das spanische Wort nicht).
Er führt mich zu einem Haus, wo gerade ein altes Mayaritual
stattfindet. In einem dunkeln Raum steht eine Holzstatue
mit bunten Gewändern und einem Hut.
Die Figur ist San Simon
und raucht gerade eine Zigarette!
Links und rechts von San Simon sitzen zwei Männer
mit der Aufgabe ihrem Heiligen die Asche zu entfernen
und dann die abgebrannte Zigarette zu ersetzen.
Ab und zu flössen sie ihm auch Quetzalteca ein
(ein hochprozentiger guatemaltekischer Rum).
San Simon ist ein Engel der den Himmel verlassen
musste und auf die Erde zurückgeschickt wurde.
Vielleicht gerade wegen seiner Sünden ist er hier der
"Dios de la gente maya".
Vor der Figur knien zwei Männer und eine Frau und beten
laut zu San Simon, einer schwingt Weihrauch.
Der Raum ist mit Marienstatuen und einer Figur in einem
Glassarg ausgefüllt, an der Decke hängen Girlanden
und Gemüse.
Ich darf mich auf einen Stuhl direkt neben einem brennenden
Kerzenmeer setzen und beobachte das seltsame
maya-christliches Ritual aus nächster Nähe.
Rund um den
Lago de Atitlan
befinden sich 12 Dörfer und deren
indogene Bevölkerung trägt die bunten Farben ihres Dorfes.
Am Nachmittag bringt mich ein weiteres Schiff ins Dorf
San Pedro la Laguna.
Die Menschen hier sind äussersts freundlich und gesprächig.
Ich erfahre, dass aber im abgelegenen Nachbardorf
San Pablo die Leute kaum Arbeit haben und deshalb
mit Macheten (Buschmesser)
wandernde Touristen bedrohen und
ihnen die Rucksäcke rauben.
Die heisse Ware wird dann den Bewohnern auch hier
verkauft. So profitieren beide Dörfer auf ihre Art
vom Tourismus...
Der
Dorfheilige San Pedro
beschützt also nur die Einheimischen
und nicht die Touristen ;-)
Ein schnelles Motorboot bringt mich wieder zurück
nach Panajachel. Dort habe ich im Innenhof
der Villa Lupita (Zimmer 35 Quetzales ist weniger als 5US$),
knapp neben der Wäscheleine mit der sauberen Wäsche
meinen schmutzigen Wagen stationiert.
Die Dörfer sind mit der
Lancha (Motorboot mit Dach)
viel einfacher zu erreichen.
In dieser Gegegend drängen sich die Vulkane und am Fusse
des
Volcan de Agua
haben die Spanier eine der schönsten
Städte Zentralamerikas
errichtet,
Antigua.
Die Stadt hat ihren kolonialen Charme bewahrt, da keine
(Werbe)-Schilder die mit
Pflastersteinen bedeckten Strassen
verunstalten. Dies macht es aber auch nicht einfach, etwas
Bestimmtes zu suchen und man muss schon ab und zu
den Kopf zur Tür hineinstrecken um herauszufinden, was
sich dort im Patio (Innenhof) abspielt.
Antiga war eine reiche Stadt, davon zeugen auch die
vielen von Erdbeben
zerstörten Kirchen
und Klöster,
die heute nur noch als Ruinen zu besichtigen sind.
Darüber wacht der Vulkan,
denn er hat die Macht zu zerstören...
Die Vulkane haben eine magische Anziehungskraft auf mich
und ich beschliesse die Gelegenheit zu nutzen um einmal
ins Erdinnere zu schauen. Mit einer internationalen
Expedition
(Gruppe :-)
steigen wir hoch zum aktivsten Vulkan Guatemalas, dem
Volcan Pacaya.
Starke Winde erschweren den Aufstieg und am Wegrand
sitzen bereits erste geschwächte "Bergsteiger",
ich fühle mich am Mount Everest... Der Wind nimmt immer
mehr zu und schwarzer Lavastaub dringt in die Augen,
ich werde lebendig sandgestrahlt...
Am Vorgipfel kommen wir kaum mehr vorwärts und suchen
Schutz hinter Lavabrocken.
Nun fliegen bereits grossere Lavasteinchen und ich
muss meinen Hinterkopf mit den Händen schützen,
da der Sandsturm schmerzhaft ist.
Unser Führer versucht noch weiterzugehen und ich folge ihm,
doch es ist zu gefährlich und wir müssen den Gipfelsturm
abbrechen (auch wie am Mount Everest :-).
Der Wind ist zu stark und er hat unterdessen
auch Wolken zum Gipfel getrieben.
Wir sehen heute zwar keine Magma, ich bin aber trotzdem
glücklich, da ich wieder einmal eine Grenze erreicht habe
und die Kraft der Naturelemente erleben durfte!
Der Abstieg ist leicht, denn der Wind bremst uns wieder
und wir erzeugen
lange Staubwolken.
Fast wie zum Trost öffnet sich die Wolkendecke
für einige Sekunden und sehe ich bis zum
Pazifischen Ozean.
Was für ein weiteres tolles Erlebnis mit einer herrlichen
Aussicht auf die Vulkane!
Mit Abenteuerlust fahre ich am 2. Dezember 2004
in eine Bananenrepublik.
In der Tat wurde Honduras bis Mitte des letzten Jahrhunderts
von einer mächtigen Bananen-Company quasi regiert.
Noch nie hat mir der Grenzübertritt so Spass gemacht.
Der Zollchefbeamte hat sein Büro verlassen und
und persönlich dafür gesorgt, dass der Zöllner
die Grenzbarriere für mich öffnete.
Doch hier alles mal der Reihe nach:
- Guatemala: Immigration abmelden 10 Quetzales (Gebäude 1 Schalter 1)
erhalte ein Ticket mit Stempel 1
- Honduras: Immigration mit Formular anmelden: 30 Tage 3US$ (1US$ sind 18 Lempiras) (Gebäude 1 Schalter 2)
- Guatemala: Wagenzollpapiere abgeben und Wagenexport in Pass eintragen (Gebäude 2)
erhalte auf dem Ticket den Stempel 2
- Guatemala: Ticket an Polizisten übergeben, der öffnet die Barriere 1
- Niemansland: Barriere 2 passieren
- Honduras: Wagenzollpapiere erstellen lassen 35US$ (Gebäude 3 Schalter 1)
- Honduras: Mit Papieren zu Schalter Migracion (Gebäude 3 Schalter 2)
erhalte ein Ticket mit Stempel 1
- Honduras: Mit Papieren zu Schalter Transito (Gebäude 3 Schalter 3)
erhalte auf dem Ticket den Stempel 2
- Honduras: Zurück zum Schalter Aduana und warten bis Papiere erstellt sind (zurück Gebäude 3 Schalter 1)
erhalte auf dem Ticket den Stempel 3
- Honduras: Der Beamte will eine Kopie vom Pass und Wagenpapier und schickt mich zu einer 50m entfernten Hütte im Wald wo in einem Restaurant ein Kopierer steht :-)
- Honduras: Der Beamte verlässt sein Büro und begleitet mich zu einem weitern Beamten, der hinter einem Pult vor dem Gebäude 3 sitzt:
erhalte auf dem Ticket den Stempel 4
- Honduras: Ein Zöllner schaut kurz in meinen Kofferraum
- Honduras: Der Beamte übergibt mein Ticket einem weiteren Zöllner, der die Barriere 3 öffnet
- Mit lautem Adios und Buen Viaje (Gute Reise) fahre ich zur Barriere 4, die mir dann endlich die freie Fahrt ins Land ermöglicht
(Keine Wagenhaftpflichtversicherung nötig)
Kaum über die Grenze gekommen und schon kehrt
das Selbstbewustsein der Menschen zurück,
das ich in Guatemala vermisst habe.
Ich fühle mich auf Anhieb wohl und sicher
im Land. Das charmante schalkhafte
Lachen, die Gelassenheit und die
Lebenslust in den Augen der Menschen
haben mein Herz gewonnen.
Hier fühle ich mich so sicher,
dass ich das erste mal seit Flores
den Wagen über die Nacht am
Strassenrand und nicht im Innenhof
parkiere.
Mein erster Besuch gilt dem kleinen
lebendigen Ort
Copán.
Nur wenige Gehminuten entfernt
befinden sich die Überresten
von Maya-Kunstwerken mit den meisten
Details
in der ganzen Maya-Welt.
Ich bin beeindruckt wie gut die
Maya-Statuen,
Altare und Hieroglyphen erhalten sind
und wie uralte Bäume die mit Moos
überwachsenen
Steine der Pyramiden
umklammern. Ich habe nun einige
Maya Städte besucht und jeder
Ort hat doch seine eigene
magische Aura, so auch
Copán!
Gute geteerte Strassen führen mich ins Hochland
Honduras, nach
Gracias.
Dies ist nur die Kurzform von
"£ºracias a Dios que hemos hallado tierra llama!"
(Danke Gott, dass wir endlich flaches Land gefunden haben!).
Auf einem Hügel wacht das kleine
Fort San Cristobal
über den kleinen kolonialen Ort.
Nur die Zentralstrasse und ein paar weitere sind mit
groben Pflastersteinen bedeckt,
hier leben die einfachen Leute...
Es hat kaum Touristen hier und schnell
komme ich mit einem
dänisch-guatemaltekischen
Paar ins Gespräch und wir
beschliessen zusammen zum
Nationalpark Celaque zu fahren.
Der Weg dorthin ist eher ein
ausgetrocknetes Bachbett, denn eine Strasse.
Trotz einigen harten Schlägen direkt
auf die Bodenteile meines Wagens
kommen wir hinauf bis zum Eingang
des auf 1300 m liegenden Parkes.
Wir wandern einige Stunden durch
den Pinienwald hinauf zum
Cloudforest. Immer in der
Hoffnung den Quetzal zu sehen,
einer der schönsten Vögel der Welt.
Ich bin fasziniert, wie der Wald
sich verändert.
Anstatt karger,
wird er in der Höhe üppiger
und allerlei Pflanzen bewachsen
fremdartigte Bäume.
Das ist der Lebensraum vieler
exotischer Vögel.
Den berühmten Vogel
mit der langen Schwanzfeder
sehen wir zwar nicht,
er ist zu selten.
Mit dem letzten Tropfen Benzin
kehren wir ins Tal zurück.
Die Auspuffanlage meines Toyotas
ist nun komplett zerbeult, aber
die Abgase schaffen es immer
noch bis zum Ausgang...
Solche Fahrten machen mir Spass!
Das würde ich zu Hause mit dem
Alfa Romeo nicht machen :-)
In Gracias schlafe ich im "Hotel"
Erick, Zimmer 13
(50 Lempiras, weniger als 3 US$).
Das Zimmer hat Toilette und Dusche integriert,
d.h. eine Türe zwischen Toilette und
Bett gibt es nicht (weshalb auch,
braucht es doch nicht ;-).
Die Kaltwasserdusche ist
einfach ein abgesägtes
Rohr, dass aus der Wand ragt
(genügt doch, oder?).
Nachts höre ich den Holzwurm in der
Decke und es regnet dauernd Holzkrümel
in mein Bett :-).
Später wandere ich
etwa eine Stunde
zwischen Felder hindurch
zum einfachen
öffentlichen Termalbad
aguas termales.
Der Pfad ist kaum gekennzeichet,
doch die Bauern auf den Feldern
oder vor ihren Hütten zeigen
mit freundlich den Weg.
Beim Bad treffen ich auf eine
Gruppe Studenten in Festlaune.
Sie feiern ihre Promoción
mit einem
Tequila-Bananensoda-Gemisch
und schnell habe auch ich
einen Becher in der Hand.
Wir haben eine lustige
Runde im warmen Wasser
mit dem gegenseitigen
salben von
Gesichtsmasken
für eine gesunde Haut :-) -
Ich erwache am nächsten
Morgen noch mit der
Badehose bekleidet im Hotelzimmer.
Ich habe keine Ahnung wie ich dorthin
gekommen bin, meine neue
gewonnenen Freunde
haben
mich irgendwie zurückgebracht.
Aber etwas ist anders an mir...
Ich trage nun einen
Knöchelschmuck und
das Jesuskreuz von Ivan
um den Hals...
Ich reise weiter nach
La Ceiba,
einer Stadt an der Ostküste Honduras.
Dort erlebe ich in meinem Zimmer
beim Zentralmarkt eine
unruhige Nacht.
Kaum ist das Licht weg, höre ich
sie kommen und sehe einige
Schatten die Wand hinauf
klettern. Von dort
beobachtet mich lebhaft eine
Gruppe Mäuse!
Ich werfe einen Schuh und alle
verschwinden unter meinem
Bett. Doch kaum bin ich
ruhig und versuche zu schlafen,
geht das ganze von vorne los...
(immerhin traut sich keine
der grossen fetten Mäuse
in mein Bett :-)!
Nun bin ich wirklich reif
für die Insel, doch zuerst
muss ich für meinen Wagen
einen sicheren
Langzeitparkplatz finden.
Der Parkplatz zum Hotel Iberia
ist 24h bewacht und ich handle
direkt mit dem Parkwächter
den Preis aus. Das Schmiergeld
verdoppelt sich noch, da auch
der Nachtwächter
zum Schweigen gebracht werden muss...
Eine Personenfähre bringt mich
am nächsten Tag auf die
Isla Utila.
Die kleine Insel in der Karibik
ist bekannt als eine der
günstigsten Tauchgelegenheit
der Welt
(10 Tauchgänge vom Boot
für 140 US$).
Deshalb reiht sich an
der einzigen Längsstrasse der Insel
ein Tauchshop am anderen.
Der "Underwater Vision"
Tauchshop bietet auch noch
eine Schlafgelegenheit zum Spottpreis
und das
einfache Taucherboot
liegt direkt daneben
am Holzsteg.
Noch nie war
tauchen so einfach
und die
Crew aus Locals und Canadians
und Gäste
aus Schweden, England und Kanada
sorgen für eine angenehme relaxte
Stimmung am Tag und heisse
Partys in der Nacht :-).
Ich beschliesse hier
einen "Emergency First Response"
und "Rescue Diver" Ausbildung
zu absolvieren.
Ein weiterer Schritt zum "Divemaster"...
Diese Ausbildung würde noch vier weitere
Wochen dauern, aber meine Reiselust ist
dann doch noch grösser!
Auf der Insel Utila treffe ich auf
Derek,
einen ruhigen Australier aus Canberra.
Er hat das gleiche Reiseziel und so fahren wir
am 20. Dezember 2004 gemeinsam
bei Las Manos über die Grenze nach Nicaragua (23'000km).
Doch vorher bleiben wir noch in einer
der vielen Polizeikontrollen hängen
und der Polizist im schwarz-weissen Kampfanzug
frägt uns aller ernstes
nach unserer Mission
und ob wir Waffen mitführen!
Kein Wunder, zwei Männer mit kurzem Haar und
Dreitagebart
in einem Wagen mit nordamerikanischen Kontrollschildern
auf dem Weg an die Grenze Nicaraguas.
Das müssen doch einfach CIA-Leute sein... :-)
Der eigentliche Grenzübertritt ist dann wie folgt verlaufen:
- Honduras: Wagenzollpapiere stempeln und Wagenexport in Pass eintragen (Gebäude 1 Schalter 1 ADUANA)
- Honduras: Unterschrift von Chefin holen (Gebäude 1 Schalter 2)
- Honduras: Wagenzollpapiere abgeben (zurück in Gebäude 1 Schalter 1)
- Honduras: Immigration abmelden 3 US$ oder 56 Lempiras (Gebäude 1 Schalter 3 MIGRACION)
- Niemansland: Immigrationsformular für Nicaragua ausfüllen (Gebäude 2)
- Nicaragua: Immigrations anmelden 7 US$ (nur US$, keine Cordobas!) (Gebäude 3 Schalter 1 MIGRACION)
- Nicaragua: Wagenzollpapiere (Certificado de Vehiculos) erstellen lassen - keine Gebühr! (Gebäude 3 Schalter 2 ADUANA)
- Nicaragua: Beamter kontrolliert Nummernschilder und schaut aus 2m Entfernung in den offenen Kofferaum :-)
- Nicaragua: Werde von einem fliegenden Versicherungsagenten auf die "Seguro de Responsabilidad Civil" (Wagenhaftpflichtversicherung) angesprochen 12US$ oder 198 Cordobas (1 US$ ca. 16 Cordobas)
- Nicaragua: Zöllner kontrolliert Pass, Wagenpapiere und lässt eine Schnur absinken, die uns die Fahrt ins Land freigibt
Auf einer neu geteerten, perfekten Strasse
fahren wir in Richtung Managua.
EU-Gelder helfen dem Land die Infrastruktur
zu verbessern. Darauf weisen am Strassenrand
die grossen Schilder mit dem blauen Wappen
und dem gelben Sternenkreis.
Wir verlassen die wichtige Verbindungsstrasse
und fahren nach Westen zur Pazifikseite.
Nun öffnen sich grosse und kleine Löcher
im schlecht geteerten Strassenbelag.
Wie ein betrunkener kurve ich Schlangenline
und versuche den gröbsten Schlägen auszuweichen.
Die Belohnung erfolgt prompt und es öffnet sich
uns ein idyllische
Sicht auf die Vulkane.
Gegen Abend erreichen wir die altkoloniale Stadt
Leon.
Wuchtig, erdbebensicher und scheinbar für
die Ewigkeit gebaut, befindet sich hier die
grösste Kathedrale Zentralamerikas.
Der Architekt soll scheinbar auf dem Schiff
von Spanien zwei Pläne verwechselt haben
und es wurde die grössere der beiden
Kathedralen nicht in Lima (Peru),
sondern in Nicaragua gebaut :-).
Die Stadt wurde von den Spanier zum zweiten
mal errichtet, nachdem ein Vulkanausbruch
das 30 km entfernte
Leon Viejo
zerstört hat.
Dort besichtige ich nun wieder alleine
die Grundmauern der Kirchen und einigen Häusern.
Der Blick vom nahe gelegenen Ufer des
"Lago de Managua"
auf den
Vulkan Momotombo
ist einfach unbeschreiblich
überwältigend!
Kein Hotel oder Hospedaje und ich als
einziger Besucher
- einfach traumhaft!
Im offenen Strand-Cabana trinke ich mit
Consepsion und Ermilio
vom nahen Dorf
Momotombo
einige Bierchen. Wir rauchen eine
meiner europäischen Zigarillos,
welche ehrfürchtig die Runde macht.
Nun ist das Eis komplett gebrochen
und da ich als einziger ein Fahrzeug
habe, hole ich im Dorf
noch spät in der Nacht
weitere Getränke...
Nach dem turbulenten Abend schlafen wir
in den Hängematten direkt
unter dem Schilfdach im Restaurant.
So erlebe ich den
Sonnenaufgang und beobachte wie
die Sonnenstrahlen die
Gipfelwolken des Vulkans
langsam verschwinden lassen.
Diese Mischung aus Erlebnissen
mit Menschen und Natur geben
mir die Befriedigung und Kraft
beim Reisen.
Im "Parque National Volcan Masaya"
kann ich bis zum Kraterrand der
aktiven dreifach Vulkane
Masaya, Santiago und Nindiri
hinauffahren.
Auf Anordnung des Parkwächters
muss ich dort meinen
Wagen in Fluchtrichtung parkieren.
Ich stehe nun vor dem dampfenden
Maul zur Hölle.
Das glaubten jedenfalls die
Spanier im 16. Jahrhundert
und errichteten ein Kreuz,
dass
den Teufel zurückhalten
sollte.
Später in der Neuzeit soll
der damalige Diktator Somoza
mit einem Helikopter
unerwünschte Gegner in den
Schlund des Vulkans geworfen haben :-(.
Bevor ich aber selber unter den Wagen
kriechen muss, so beschreiben
es die Sicherheitsvorschriften
bei plötzlichen Erruptionen,
fahre ich doch lieber weiter.
Die Kolonialstadt
Granada
liegt am riesigen
"Lago de Nicaragua"
und der Tourismus beeinträchtigt
das Leben nur am Rande:
Feuerwehr
Frankfurt a. M.
-
Baustelle
-
Müllabfuhr
Hier gefällt es mir, frohe Weihnachten!
FELIZ NAVIDAD.
Am 24. Dezember 2004 erlebe ich eine verrückte
Tagesreise.
Nachdem ich meinen Wagen im Hafen von San Jorge
in einem bewachten Lagerschuppen parkiert habe,
besteige ich eine Holzbarke.
Das vollbeladene Schiff soll mich im
"Lago de Nicaragua"
auf die
Doppelvulkaninsel Ometepe
bringen.
Ich sitze in der Mitte des Holzrumpfes
neben dem Motorauspuff und einer Luke.
An der Decke hängt eine kleine Glocke.
Als diese mehrfach erklingt, verschwindet
ein Mann in der Luke. Neugierig schaue
ich hinunter und sehe dort den Mann neben
dem Schiffsmotor sitzen. Mit einem
Seil in der Hand beschleunigt er gerade
die Geschindigkeit des Bootes.
Die Fahrt der vielen Gebete beginnt...
Kaum haben wir den schützenden Hafen
verlassen, spritzen hohe Wellen
die Passagiere auf der Steuerbordseite
nass. Bewegung kommt auf die Barke,
Holz knirscht und langsam füllen sich
meine Sandalen mit Wasser.
Ich hoffe die Lenzpumpe schafft es
während der einstündigen Überfahrt
genügen Wasser aus dem Schiffsrumpf
zu pumpen. Doch der allgemeine
Zustand des Kahns gibt mir wenig Hoffnung.
Passagiere beginnen unruhig zu werden
und einige ziehen sich bereits
Rettungswesten über den Kopf.
Schwimmen die alten Dinger überhaupt noch?
Unterdessen ist der Mann aus der Luke
verschwunden; er sitzt im Schiffsheck
und trinkt seelenruhig ein Bier.
Während sein Kollege eine
Spritzwasserschutzdecke an der
Steuerbordseite befestigt.
Dies entschärft die Situation und
wir erreichen doch
den Hafen
von
Moyogalpa auf der
Isla de Ometepe.
Nun befinde ich mich also wieder
auf festem Boden, obwohl man
einen Platz am Fusse des aktiven
Vulkans Concepcion nicht gerade
als sicheren Ort bezeichnen kann ;-).
Ich sitze neben einem Laden und
trinke Wasser und komme
ins Gespräch mit Silvio Mendoza
und einige
Dorfpersönlichkeiten.
Schon bald sitzen wir im Innenhof
und trinken
"Flor de Caña", den
hier so beliebten Rum.
Später zeigt mir Silvio sein Haus
und will mich unbedingt auch
noch zu seinem
Pueblo San Marcos führen.
Wir besteigen seinen demolierten
Pickup-Truck und ich muss anschieben
da der Anlasser defekt ist.
An der Dorftankstelle benetzt
Silvio den Fahrzeugtank mit einigen
Tropfen Benzin. Mit dem restlichen
Geld kauft er zwei Flaschen Bier.
So fahren wir also mit je einer
Flasche Bier in der Hand bei
offenem Fenster durch das Dorf
Moyogalpa.
Ich frage Silvio, ob es hier auch
einen Polizisten gibt.
Ja, sagt er, aber kein Problem.
Der Polizeichef ist sein Primo (Cousin).
Er will mir das Beweisen und wir fahren
provokativ am Polizeiposten vorbei...
(mach das mal bei uns :-)
Auf einer üblen löchrigen Strasse fahren
wir zu Nordseite der Insel.
Im kleinen Ort San Marcos schüttle ich
unzählige Hände.
Danach sitzen wir an einem Tisch
am Strassenrand und essen und trinken
unter freiem Himmel.
Langsam wird es spät und Silvio
trinkt mit einem weiteren Primo noch eine
Flasche Rum. -
Ich stütze ihn beim
Verlassen der Trinkbude.
Der schwarze vulkanerdene Boden
ist mit Bier und Rum benetzt.
Silvio will unbedint noch selber
nach Hause zurückfahren, doch nach
einigen prekären Metern
übernehme ich das Steuer.
Ich versuche mit aller Kraft
den 1. Gang einzulegen. Doch es geht
nicht. Aaah, dann geht mir ein Licht auf.
Ich bin nun seit Monaten mit einem
Automatikgetriebe unterwegs und muss
nun ja zuerst noch
das Kupplungspedal drücken... :-).
Schon ist Silvio neben mir
eingeschlafen und sein Kopf
fällt immer wieder auf meine
Seite, während ich auf einer
menschenleeren Strasse durch den
tropischen Wald fahre.
Doch ich komme nicht weit.
Mit einem letzten Knall stirbt
mir der Motor ab.
Silvio murmelt nur etwas
von Benzin ist alle und legt
sich quer zum Schlafen.
Ich lasse den Wagen
mitten in der Strasse stehen
und mache mich zu Fuss auf
den Rückweg. Ich habe keine
Ahnung wo wir sind und
wie weit es noch geht.
Der Vollmond beleuchtet meinen Weg
und ich sehe
die Kontur des gewaltigen
Vulkans zu meiner linken.
Ab und zu stehen Hunde
am Strassenrand, bellen
und knurren mich an.
Als ich so einige Zeit
unterwegs bin, höre
ich von hinten das Knattern
eines Motorrades.
Der Fahrer stoppt auf mein
Handzeichen und ich schwinge
mich hinten auf das Motorrad.
Zum Glück ist dieser Fahrer
nicht betrunken und ich
erreiche langsam aber sicher
wieder Moyogalpa.
Dort wird gerade die Weihnachtsmesse
abgehalten.
Vor der Kirche zeigen junge
Männer ihren Mut (Dummheit)
und feuern Feuerwerksraketen
aus ihren blossen Händen ab!
Vor meiner
"Pension Jade"
(30 Cordobas, weniger als 2US$)
türmt sich ein gewaltiger
Lautsprecherturm.
Schmerzhaft laut drönt die
Freiluft-Discoteca.
Feliz Navida,
was für ein heiliger Abend!
Auf der Fähre zurück nach San Juan
sehe ich zwei bekannte Gesichter.
Die zwei netten Schweizerinnen
kenne ich noch von der Insel
Utila. Sie begleiten mich
auf der Weiterfahrt an die
Pazifikküste.
San Juan del Sur
liegt geschützt in einer
Bucht mit feinem Sandstrand
(ohne Sandfliegen!).
Der kleine Ort mit den gemütlichen
offenen Strandrestaurants ist auch
ein Ferienort für die Nicas, die
Bevölkerung Nicaraguas.
Nach einem
Tag am Meer
nutze ich die
Gelegenheit im Meer zu tauchen.
Die Unterwasserwelt ist nicht mehr
ganz so vielfältig wie in der Karibik.
Der grüne felsige Grund mit
den kleinen weissen und blauen
Pflanzen und Korallen
erinnert mich an eine Alpenwiese.
Auf der Rückfahrt mit dem
kleinen Boot versuche ich mein
Anglerglück und ziehe prompt einen
silbrigen Thunfisch aus dem Wasser.
Nun haben meine Taucherbuddys
etwas zum Nachtessen :-)
Am nächsten Tag fahre ich auf der
staubigen Küstenstrasse nach Süden
und bleibe beinahe beim
Überqueren eines Flusses im Wasser
stecken.
Mein Ziel ist
La Flor,
das Schildkrötenschutzgebiet
in einer abgelegenen Meeresbucht.
Hier schlage ich nicht weit vom
Strand mein Zelt auf und warte
auf das Ereignis in der Nacht.
Nach Sonnenuntergang machen sich
die Parkwächter auf den Weg zum
Strand und halten die ganze
Nacht Ausschau nach den Riesenschildkröten,
die hier ihre Eier in den Sand legen.
Zur gleichen Zeit kriechen
hunderte frisch geschlüpfte
Schildkrötenbabys zum Meer.
Es ist lustig zu sehen wie die
Babys beim ersten Wasserkontakt
bereits mit den Armen zu rudern
beginnen, obwohl sie noch im
Sand feststecken :-).
Nun beginnt das lange Warten auf die
grossen Schildkröten.
Irgendwann in der Nacht sollen sie
aus dem Wasser kriechen.
Ich warte bis um Mitternacht und gehe
später noch mal an den Strand.
Doch gerade ist Flut und dann kommen
sie nicht, erklärt mir der Wächter.
Ich bitte ihn, mich zu rufen, wenn er eine
Tortuga sehe.
Ich träume gerade von einer hüpschen
Parkwächterin die mir eine
Schildkröte zeigt, als ich nach
drei Uhr nachts den Wächter rufen höre.
Und da ist sie! Sie gräbt mit ihren
Armen ein tiefes Loch und beginnt
mit seltsamen Gurrgeräuschen ihre
mehr als hundert Eier zu legen.
Danach planiert sie den Ort
mit erstaundlich geschickten
Bewegungen, schliesslich sollen
die Feinde der Schildkröte
die Eier nicht gleich wieder
ausgraben können.
Nach etwa eineinhalb Stunden
kehrt die Riesenschildkröte
ins Meer zurück und verschwindet
wieder lautlos.
Was für ein "Once In Your Life Erlebnis"!
Ein weiteres Ereignis trifft mich
auch noch an diesem Tag.
Auf der rauhen Strasse hat ein
Stück Draht ein Loch in mein
rechtes Hinterrad gebohrt.
Ich montiere
das schmale Notrad
und hoffe, dass ich damit
durch die ganzen Löcher und das
Flussbett zurückfahren kann.
Mit viel Schwung und
einem kurzen Herzstillstand
durchquere ich erfolgreich das Wasser.
Nichts kann
mich und meinen Toyota jetzt noch
aufhalten!!! ;-)
Die Reparatur des defekten Pneus ist
bei einer Strassenwerkstadt
in San Juan del Sur eine kurze
Sache. Wie bei einem Fahradpneu
wird ein kleiner Flick
innen auf die Pneuwand vulkanisiert
und das ganze für nur 30 Cordobas,
weniger als 2 US$!)
In San Juan del Sur lerne ich im
Dorm (Massenschlag) vom "Casa Oro"
nette Leute kennen und ich beschliesse das neue
Jahr hier am Strand mit einer Beachparty zu beginnen.
Nach der grossen Strandparty (120 Cordobas ca. 7.5 US$
inkl. alle Getränke :-) schlafe ich einige Stunden
im Wagen vor dem Hospedaje. Ich verabschiede
mich vom Nachtwächter und auf seine Frage:
"Wohin geht's?"
antworte ich:
"Nach Costa Rica!"
Starkes Gefühl in einem neuen Jahr
in ein neues Land zu fahren!
Ungerne verlasse ich Nicaragua, die Menschen sind so
liebenswert und gesprächig. Sie mögen den Kontakt und
reden in ihrem spanisch Dialekt einfach drauflos.
Auch wenn sie merken, dass
du kaum was verstehst, egal sie schwatzen trotzdem weiter :-)
Der Grenzübertritt am 1. Januar 2005 ist wiederum sehr bürokratisch
aber doch problemlos.
Ein Geldwechsler hilft mir sogar die Menschenkolonne
vor der Immigration in Costa Rica zu umgehen und zeigt mir eine Abkürzung
durch das Restaurant im gleichen Gebäude. Für einmal
ist es von Vorteil mit einem Wagen den Zoll zu passieren,
da ich für die Wagenpapiere eigene Schalter besuchen muss:
- Nicaragua: Beamte gibt mir Ticket (vor Gebäude 1)
- Nicaragua: Polizist kontrolliert Wagen und signiert das Ticket (vor Gebäude 1)
- Nicaragua: Immigration abmelden (34 Cordobas) und erhalte Formular für Immigration Costa Rica (Gebäude 1 Schalter 1)
- Nicaragua: Zoll Wagen abmelden (30 Cordobas) (Gebäude 1 Schalter 2)
- Nicaragua: Immigration löscht Wagen aus Pass (zurück Gebäude 1 Schalter 1)
- Nicaragua: Ticket abgeben und Grenze passieren
- Niemansland: Wagendendesinfektion (1609 Colones/61 Cordobas ca. 4US$) (Gebäude 2)
- Costa Rica: Immigration Abkürzung durch das Restaurant) mit Formular anmelden: 90 Tage (Gebäude 3 Schalter 1)
- Costa Rica: Kopien von Pass/Wagenpapieren und eine obligatorische "National Seguro" für den Wagen erstellen lassen (5400 Colones) (Gebäude 3 Schalter 2)
- Costa Rica: Mit Papieren zur Aduana und eine (mir unverständliche) Nichteinfuhrabsichtserklärung ausfüllen (Gebäude 4) und erhalte ein Ticket
- Costa Rica: Ein Zöllner schaut kurz in meinen Kofferraum
- Costa Rica: Fahre am Zollhaus vorbei, doch der Zöllner an der Barriere schickt mich zurück um eine "Certificado de Importation Temporal" zu erstellen (Gebäude 5)
- Costa Rica: Nun habe ich alles und mein gestempeltes Ticket gibt mir den Weg frei
- Costa Rica: Weit hinter der Grenze passiere ich drei Polizeikontrollen, meine Papiere sind vollständig und die Reise kann weitergehen
Nun bin ich in der Schweiz Zentralamerikas. Die Strassenränder
sind sauber und gepflegt, schon beinahe perfekt und langweilig.
Dafür hat es wieder
grosse Bäume und es ist grüner als noch vor der Grenze. Ich parkiere
am Stadtrand von Liberia im Schatten eines grossen Baumes
und halte meine Siesta. Es ist heiss und ich lasse die Fenster
und eine Türe offen - ein Fehler...
Ein leichtes Schütteln weckt mich und ich denke es ist
der Wind.
Erst später auf der Weiterfahrt merke ich,
dass meine Geldbörse nicht mehr in der Mittelkonsole liegt!
Ich bin leichtsinnig gewesen und bezahle nun dafür.
Zum Glück fehlt mir nur Bargeld und keine Kreditkarte
oder wichtige Papiere.
Ich werde also schon am ersten Tag des neuen Jahres
beklaut!
Willkommen in Costa Rica, dem sichersten Land Zentralamerikas!
Gerne hätte ich die glühende Lava und die
Erruptionen des Vulkan Arenal
bei Nacht beobachtet, doch in dieser Jahreszeit
ist der Vulkan meist
hinter Wolken versteckt. Ich fahre also nur bis zum
Lago de Arenal
und von dort direkt weiter in die Berge zum
Monteverde Cloud Forest Schutzgebiet.
Der Weg ist eine neue Herausforderung,
denn der Regen hat die steinige
und löchrige Strasse aufgeweicht.
Am Ziel erwartet mich ein üppiger Regenwald mit Trails und einer
Beobachtungsbrücke auf Baumkronenhöhe.
Starke Winde, Regen und Wolken (Cloud Forest) behindern die Sicht auf die
Vögel im Park (einer sieht aber mich und schei..t mir auf den Kopf :-) und die
Weitsicht auf den pazifischen Ozean.
[Webseite Monteverde Bosque Nuboso]
Auf der Strasse zurück zur Pazifikküste tauchen neue
Hindernisse auf. Touristen mit grossen und kleinen
gemieteten 4-WD Geländewagen behindern
durch zögerliche Fahrweise den Strassenverkehr ;-).
Im U.S.-Costa Rica Ferienort
Jaco
finde ich kein preisgünstiges Zimmer und bin froh, dass
ich mein Zelt dabeihabe. So
kampiere ich
im Schatten grosser Bäume auf dem
"El Hicaco" Zeltplatz und
relaxe am Strand...
Ich fahre weiter südwärts
der Pazifikküste
entlang und besuche in
Quepos
eine Auswanderer-Familie.
Schon bald kann ich mich dort
im Pool breit machen
:-).
Hier ist die
[Webseite Hotel Villa Romantica],
ein Ferienhotel unter deutsch-schweizerischen Leitung.
Quepos ist nur ein kleiner Ort und die Bade/Surf-Strände
befinden sich im nahen
Manuel Antonio.
Als ich nach einem Bad im Meer
am öffentlichen Strand
entlang spaziere,
gerate ich zufällig ;-)
in eine Touristengruppe
und auf einmal befinde
ich mich im
"Parque Nacional Manuel Antonio"
(7 US$ Eintritt gespart :-).
Der Park zeichnet sich durch
drei Buchten mit traumhaften Badestrände
aus,
doch leider lassen die Touristenströme
keine Traumstimmung aufkommen...
Am gleichen Tag fahre ich weiter nach Süden
und in
Dominical
fühle ich mich nicht
mehr in Zentralamerika, sondern
eher an der Küste vom U.S. State California.
Viele Surfer aus Nordamerika und ein Life-Guard mit roter
Rettungsboje am Strand (Bay(be)-Watch).
Ich verlasse die "Gringo-Beach"
und fahre ins Landesinnere
nach
San Isidro,
dort kann ich mein übles Spanisch
stottern
und erhalte wieder mehr
Kontakt zu den Ticos
(der Bevölkerung Costa Ricas).
Ich übernachte im
"Hotel Astoria"
am Placa Central für 2000 Colones
(450 Colones sind ca. 1 US$).
Kein Luxushotel - ich musste vor dem
Schlafen zuerst noch die Bettwäsche wechseln;
die vielen kleine roten Ameisen hätten
mich wohl nicht ruhig schlafen lassen... :-)
Ich folge einem Tip meiner Zeltnachbarn aus Cartago
und fahre auf einer kurvenreichen Panamericana
hinauf in die Berge. Gewaltige Bäume mit
hängenden Lianen überragen die Strasse
und der Wegrand ist bis zum Strassenbelag
komplett zugewachsen. Ich habe keine Ahnung
was mich erwartet, als ich ins abgelegene Tal
San Gerardo
"R.F. Los Santos"
hinunterfahre. So fremd und doch vertraut;
ich bin auf einer Alp mit tropischen Bäumen
und Vogelgesang. Man könnte sich
hier abseits der Touristenströme
in einer der Ferienlodge erholen und
Wanderungen unternehmen.
Doch das ist für mich alleine doch ein
wenig zu ruhig und zu langweilig und :-).
Ich muss nun eine Entscheidung treffen,
soll ich einen Umweg an die Karibikseite machen oder
nicht. Zur dieser Jahreszeit regnet es oft
an der Ostküste und es soll dann
dort ziemlich trostlos sein.
Das habe ich bereits so auf
der Insel Utila in Honduras erlebt. Ich bleibe
also auf der sonnigen Pazifikseite und werde
erst später in Panama mein Glück erneut
in der Caribic suchen...
(Das sind also die
schwierigen Entscheidungen eines
Reisenden: Baden in der Karibik oder im Pazifik ??? :-)
Ich kehre wieder einmal an die Pazifikküste zurück
und fahre weiter nach Süden um am ruhigen Strand von
Dominicalito
meine Hautfarbe ein wenig zu ändern... braun oder rot? ;-)
Die Küstenabschnitte weiter südlich
gehören
zum Nationalpark und sind nur gegen eine
Gebühr zugänglich.
Eigentlich wollte
ich in Cortes übernachten,
doch die Stimmung
in der vermeintlichen Stadt ist
ziemlich bedrückend.
Ich bin froh,
dass ich mit dem Wagen gleich
wieder wegfahren kann, denn Buse
fahren hier nicht mehr so oft.
Ich verbringe schliesslich
die Samstagnacht in
Palmar Norte,
einem Tankstopp direkt an der
Inter/-Panamericana.
Die Strasse verbindet
Zentral- und Südamerika
und ist die
Pulsader Latinamerikas.
Entsprechend zwiespältige
Gestalten treffe ich im dunklen engen
Gang meiner Herberge.
Die Bewohner im touristenfreien
Durchgangsort sind gesprächig
und endlich spüre ich wieder
die Lebensenergie der Menschen.
Am nächsten Tag suche ich in
Sierpe
einen geeigneten Führer für eine
Entdeckungstour in die nahen Mangroven.
Ich habe Glück und bekomme den
Besten!
José
oder auch Trespos
genannt, zeigt mir während zweier Stunden
die Mangrovenwälder (45US$!).
José
hat einen geübten Blick
und erkennt gleich auf einem
Baum eine Boa.
Ich brauche eine Zeit bis
ich die um einen
Ast gewickelte Schlange
überhaupt sehe.
José zeigt mir
die sechs verschiedenen Mangrovenarten.
Auf den teils hohen Bäumen sitzen
Leguane, die Beute der Boa!
Unglaublich wie Artenreich Costa Rica
ist, nebst den diversen Vogelarten,
sehen wir schlafende Fledermäuse,
ein lauerndes Crocodrilo
und ein weiteres Schlangenkneuel.
Und wir
beobachten wie die eine Affenfamilie
sich in den Ästen vergnügt.
Ich bin froh einen Führer zu haben,
denn im Alleingang in einem
gemieteten Kayak hätte ich nicht
viel gesehen. Kaum etwas zu sehen
bekommen auch die unzähligen
Touristen, die mit Booten
auf dem Weg
nach Drake zum
"Parque Nacional Corcovado"
an uns vorbeirauschen.
Meine letzte Nacht in Costa Rica
verbringe ich in
San Vito,
einem kleinen charmanten Städtchen,
dass von italienischen Auswanderer
geprägt wurde und esse statt
dem ewigen "Gallo Pinto"
(Reis gemischt mit roten Bohnen)
endlich wieder einmal ein richtige Pizza :-).
Eine
kurvenreiche Strasse
führt mich vom Hochland durch den
tropischen Regenwald
hinunter zur
Interamericana
nach Panama.
Am 10. Januar 2005 erreiche ich Panama, das südlichste Land
Zentralamerikas. Es sind seit meiner Ankunft
in Vancouver, Canada bereits rund 8 Monate vergangen.
Auf meiner Fahrt in den Süden habe
ich bisher 25'000 abwechslungsreiche Strassenkilometer
zurückgelegt.
Die Grenzüberschreitung ist ein Erlebnis
für sich. Ein neues Zollhaus wird gerade
neben dem Markt gebaut und ich verliere in dem
Chaos den Überblick.
Zu schnell befinde ich
mich in Panama, aber ich muss mich und den
Wagen in Costa Rica zuerst noch abgemelden.
Bei der lächerlichen Wagenentgiftungsstation
(Fumigacion) bemerke ich den Fehler. Ein
Mann zeigt mir den Weg zurück zum
Zollhaus von Costa Rica.
Quiel kennt die Beamten auf
beiden Seiten und hilft mir meinen Papierkram
zügig abzuwickeln. In Panama führt er mich
in einen dunklen Raum bei einer LKW-Verladerampe.
Doch dort wird gerade ein Tisch, ein Plastikstuhl und
eine Schreibmaschine hinaus auf die
Verladerampe gezügelt.
Was geht hier vor?!
Der Tisch mit der Schreibmaschine
ist nun das Büro
des Zollbeamten! Nach einem Stromausfall
ist es drinnen zu dunkel geworden...
(zum Glück arbeiten sie noch ohne Computer :-).
Der Beamte will von meinem Pass und dem
Fahrzeugausweis eine Kopie und ich hätte
es eigentlich wissen müssen. Ich habe
keine Kopien und bei einem Stromausfall
lassen sich auch schlecht welche machen...
Doch Quiel weiss Rat, er schleusst mich
durch eine kleine unkontrollierte Gasse
zurück zum Markt nach Costa Rica.
Dort haben sie Strom und ich bekomme
meine Kopien und dann meine Zollpapiere...
Und so ist dann der ganze Grenübertritt
verlaufen:
- Costa Rica: Immigrationsformular für Ausreise ausfüllen, Pass stempeln (Gebäude 1 Schalter 1)
- Costa Rica: Wagenzollpapiere abgeben (kein Passeintrag) (Gebäude 1 Schalter 2)
- Costa Rica: Geldwechseln Colones -> Balboa = US$ Noten und Balboa Münzen (475 C : 1 US$) (Markt)
- Panama: Wagenentgiftung (Fumigacions-Formular) erstellen lassen (1 US$) (Gebäude 2 )
- Panama: Marke kaufen und in Pass kleben (1 US$) (vor Gebäude 3)
- Panama: Immigration kein Formular ausfüllen, nur Einreise in Pass stempeln lassen (30 oder mehr Tage) (Gebäude 3)
- Panama: Wagenzollpapiere (Control de Vehiculo) erstellen lassen und Kopien von Pass und Fahrzeugausweis abgeben (Gebäude 4 (LKW-Verladerampe :-)
- Panama: Name und Wagen wird auf einer Zollliste von Hand eingetragen (Gebäude 4 weiters Pult auf der Verladerampe)
- Panama: Am Checkpoint weit hinter der Grenze den Pass und das Zollpapier zeigen
Speziell: Wageninhalt wurde nie kontrolliert / keine Wagenhaftpflichtversicherung nötig
Nun geht die Reise auf einer neuen vierspurigen
Strasse munter weiter. Mein erster Eindruck
ist gut, die Menschen lachen auch spontan
und sind sehr hilfsbereit (ohne
gleich das $-Zeichen in den Augen zu haben :-).
Voller neuem Tatendrang und dem
Ausblick auf die Pazifikküste
überquere ich die
"Cordillera Central".
Ich will in die Karibik nach
"Bocas del Toro".
An der Kontinentalgrenze
erwartet mich ein Gemisch aus Regen und Wolken
und die Berge halten noch eine weitere
Überraschung für mich bereit.
Ein Bergrutsch
begräbt mit mehr als 3 m hohem Geröll
die einzige Verbindungsstrasse. Nichts
geht mehr - bis nach mehr als 5 Stunden
endlich ein Räumfahrzeug herbeigeschafft ist.
Nach weiteren 4 Stunden ist die Strasse
wieder passierbar. Es ist nun bereits nach
1 Uhr nachts und ich parkiere neben
einer 24h Texaco-Tankstelle und schlafe die
erste Nacht in Panama im Wagen.
Das Licht der Tankstelle zieht auch Insekten
einer anderen Dimension an und ich mache
Bekanntschaft mit einem dunkelbraunen
Käfer so gross wie meine Faust,
ohne Beine und Fühler gemessen!
(Lecker - eine Hauptmahlzeit für
Rüdiger Nehberg, den Survival-Guru
;-)
Am nächsten Tag erfahre ich von der
"Guardia Civil" in
Chriqui Grande,
dass von Almirate die Inseln von
Bocas de Toro schneller und günstiger
mit dem Boot erreicht werden können.
Isaac ein Schiffsjunge von einem Bananfrachter
will in die gleiche Richtung und
wir fahren zusammen.
Auf der Fahrt über die Gebirgskette sehe ich einige
Bus- und Autowracks, vermutlich wegen
einem überhitzten Motor ausgebrannt...
(der
Bus hat es nicht geschafft).
Die Strasse ist nach den vielen Regenfällen
immer noch nur teilweise passierbar
und die Fahrt entlang der Lagune
dauert wieder einmal etwas länger.
Doch die indogene Bevölkerung
der anliegenden Dörfer
verpflegt die Wartenden.
In
Almirante
kann ich den Wagen beim
Feuerwehmagazin parkieren.
Der Feuerwehrmann verdient so nebenbei
ein Trinkgeld als Parkwächter :-).
Almirante
ist ein heruntergekommener
Hafenort und der Zufall aber will es,
dass
gerade ein Bananenfrachter aus meiner
Heimat mit dem
Namen
"Chiquita Schweiz" vor Anker liegt.
Eine
schnelle Lancha (Motorboot)
bringt mich auf die
Isla Colon
in der Lagune von
Bocas del Toro.
Auf den grünen
Karibikinseln in der Lagune
versteckten sich die Piraten und reparierten ihre Schiffe.
Heute lebt auf den Inseln ein buntes Gemisch aller
Hautfarben
friedlich nebeneinander
und du kannst hier Spanisch oder Englisch reden, rumhängen,
surfen oder ein Boot bringt dich zu einem Badestrand.
Die Regenfälle der vergangenen Tage trübt auch die
Sicht unterwasser, das Tauchen fällt also ins Wasser.
Für mich gibt es hier nichts mehr zu tun und mit einem
Blick zurück zur Karibik
fahre ich über die Berge wieder
an die Pazifikseite.
Wo sonst kannst du innert 2 Stunden schnell von der Karibik zum
Pazifik wechseln, wenn dir der Strand oder das Wetter nicht passt?
:-)
Auf der einzigen Verbindungsstrasse nach Süden
überhole ich
einen einsamen Radfahrer und erkenne ein bekanntes Gesicht.
Es ist der Japaner Jin, ich habe ihn vor 20 Tagen und mehr
als 1000 km entfernt in Granada, Nicaragua im Hostel angetroffen.
Er ist aus eigener Kraft unterwegs von Alaska nach Chile!
Mit einem Traum und einem starken Willen ist alles möglich!!!
Da habe ich es ja richtig easy, kann soviel Wasser transportieren
wie ich will und habe ja noch meine Merengue-Salsa-Begleitmusik.
Die Kassette spiele ich immer ab, wenn ich in einen neuen Ort
hinein- oder herausfahre und heute ist das
Santiago de Panama!
Ich bin ohne richtige Strassenkarte unterwegs und das wird mir
fast zum Verhängnis. Die Distanzen zwischen den Orten
sind nun
einiges grösser und so auch das Tankstellennetz.
Der kleine
Toyota ist zum Glück genügsam und es reicht
wieder einmal knapp zur nächsten Tanksäule.
Den Nachmittag verbringe ich am Meer.
Naja, für Badeferien ist die
mittlere Westküste wohl nicht bekannt,
denn die verschmutzten
baumlosen (schattenlosen) Strände laden
nicht gerade zum Bade.
Dafür stehen hier offene Trink/-Tanzhallen und dort sitzen
Männer mit kleinen lustigen,
aber
traditionellen Strohhüten.
Im netten kleinen Ort
Las Tablas
finde ich in der "Pension Marta" ein Zimmer.
Ich schreibe meinen Namen ins Registrierbuch und
bin also nicht alleine. Statt aber weitere Namen sehe
ich hinter der Zimmernummer nur folgenden kurzen Text:
2 horas (2 Stunden) - Für Abendunterhaltung wird
also in der Pension gesorgt und heute ist das
Freitagsprogramm angesagt... Die Familien sind so gross
und die Häuser so klein (und die Kirche so streng :-).
Bein nächtlichen Spaziergang sehe ich die
Praxis eines Especialista.
Origineller Empfang, da macht die Zahnkorrektur doch Spass :-).
Nun besuche ich doch einmal eine dieser Festhallen, der
"Jardin" ist eine Besonderheit der Region
"Los Santos".
Im "Jardin Royal Gin" ist zwar fast nichts los, doch
während der "Semana Santa"
wird wie wahnsinnig
getanzt und getrunken (3 Bier für 1 $),
erklärt mir Ivan der Barkeeper.
Auch Kolumbien ist nicht weit, gleich am Dorfrand, sagt
Manuel und schon sind wir auf dem Weg ins
"Jardin La Loma".
Dort döst hinter der Bar der Barkeeper mit dem typischen
Strohhut, während die Gecos an der Wand kleben und im
schummrigen Licht jagen. Die Männer sitzen an kleinen
schäbigen Tischen und trinken Bier, während die Damen
aus Kolumbien gelangweilt dasitzen.
Für mich eine Gelegenheit mein Spanisch zu praktizieren,
denn alle haben viel Zeit. Auf der anderen Strassenseite
befindet sich der "Jardin Campo Alegre" und
wie der Name schon sagt, ein Ort der Freude :-)
Freude macht mir der kleinen Ort wirklich,
ich spüre die Gelassenheit, Toleranz und Zufriedenheit
der Menschen;
ich kann es nicht beschreiben - du musst es selber erleben!
Es ist drückend heiss und der Schweiss läuft
nur so, als ich um die Mittagszeit losfahre.
Ein freier Oberkörper und geöffnete Fenster
bringen etwas Erleichterung.
Beim Einbiegen auf die Interamericana
stoppt mich ein Beamter der
"Policia Nacional Transito".
Er nimmt mir meinen internationalen
Führerausweis ab und sagt ich solle
ihm folgen. Was ist nun los?
Im kleinen Büro am Strassenrand klärt
mich der Polizist auf. Ich habe gegen
den Paragraph 042:
"Incumplimiento de restriccion"
verstossen:
Fahren mit entblösstem Oberkörper!
Der Beamte schlägt demonstrativ seinen
dicken Bussenblock auf. 37$ beträgt
die Strafe und ist bei der
"Policia Transito" in
Panama City zu bezahlen.
Ich kann es kaum glauben und erkläre,
dass ich bald das Land verlassen werde.
Dann trägt der Polizist meine Daten
in ein Notizheft und sagt ich könne
auch direkt bezahlen: 40$.
Nun hole auch ich mein Notizheft
und schreibe den Namen des Beamten
hinein. Das macht ihn ein wenig
nervös und er fragt mich, was
ich damit vorhabe. Er habe doch vier
Kinder und wolle keinen Ärger.
Ich wiederum sage, dass ich ohne
Arbeit bin und knapp bei Kasse.
Nach langem hin und her gibt
er mir den Ausweis zurück und murmelt,
ich solle selber entscheiden
wie viel.
Ich schiebe schnell einen
zerknüllten 10$ Schein in ein leeres
Fach seines Arbeitpultes und
verabschiede mich mit einem Lächeln.
Am Strassenrand sehe ich noch aufällig
viele Polizisten stehen. Es ist Wochenende
und Mitte Monat, die Gehälter der
Beamten müssen durch Schmiergelder
aufgebessert werden...
Es kann sein, dass der Polizist
(Señor H. Quijada) meine Daten
trotzdem auf einen Bussenzettel
schreibt, um als plichtbewusster Beamter
am Jahresende eine Provision abzuholen.
Mir ist das egal und die Buchhaltung
in Panama City muss dann die Busse
unter
"Ausstehender Betrag"
verbuchen :-).
Etwas verspätet erreiche ich am Samstagabend
El Valle.
Das einzig günstige Hospedaje ist ausgebucht,
denn der Ort ist auch bei einheimischen
Touristen aus Panama City beliebt.
Am Sonntag wird hier ein
kleiner bunter Markt
abgehalten und es kann günstig
Töpfereinen, Blumen (Orchideen)...
erstanden werden.
Kein Problem für mich, ich schlafe
einfach im Wagen neben dem
Restaurante "Don Pepe".
Das kleine Dorf "El Valle"
ist komplett von Bergen umgeben.
Es sind steile Berge von einem
Kraterrand. Der Vulkan ist vor tausenden
von Jahren kollabiert und im Krater
hat sich ein See gebildet. Durch
eine Bruchstelle ist dann das Wasser
in den Pazifik abgeflossen.
Auf dem nun flachen, fruchtbaren Grund
steht "El Valle".
Am Kraterrand ist die
Kontur einer schlafende Indianerin
(La India Dormida) zu erkennen.
Die Legende erzählt, dass sich die
Indianerin in einen
spanischen Conquerer verliebt hat.
Das hat aber ihr erster Gelieber
nicht verkraftet und er brachte
sich verzweifelt um sein Leben.
Nun konnte auch die Frau nicht
mehr glücklich sein und
wanderte hinauf in die Berge,
legte sich auf den Rücken
um dann für ewig
in den Himmel zu schauen.
Schon vor Urzeiten lebten
Menschen hier und haben
uns am
Piedra Pintada
eine geheimnisvolle Nachricht
hinterlassen.
Der Künstler hat wohl am
einheimischen
"Goldigen Frosch"
(Rana Dorada) geleckt und
und dann seinen
Trip in den Stein gemeisselt
;-).
Der Junge der da vor dem
Felsen lieg, hat aber einen anderen
Trip - zuviel Cerveza in der Samstagnacht.
Selber sehe ich den kleinen
Goldigen Frosch
nur hinter Gitter,
also nichts mit ablecken :-(.
Im selben Zoo dösen
auch die
Tapire
vor sich hin.
Meine Siesta fällt heute aus,
denn ich will weiter nach
Panama City.
Die Fahrweise auf der vierspurigen Strasse
wird immer aggressiver je näher ich der
Hauptstadt komme. Und dann auf einmal
fahre ich am 16. Januar 2005
über die gewaltige Brücke
"Puente de las Americas"
und
unter mir befindet sich der Panamkanal!
Was für ein Moment! Nach
22 Reisewochen und rund 26'0000 Strassenkilometern
geht ein weiteres Kapitel meiner
Reise zu Ende.
Von Canada nach Panama im eigenen Wagen
gefahren zu sein gibt mir ein starkes
Gefühl!
Auf der Suche nach einer geeigneten Schlafstelle
im Zentrum der Stadt halte ich in einem ziemlich
heruntergekommenen Stadtviertel und frage
eine Polizei-Militärpatrouille am Strassenrand.
Der Polizist schaut mich verwundert an und fragt
ob ich wirklich alleine unterwegs bin. In diesem
Quartier sei es auch für sie gefährlich,
es herscht ein bewaffneter Bandenkrieg.
Er greift zu seinem Funkgerät und ruft die
"Policia de Turismo".
Der Streifenwagen der Touristenpolizei
zeigt mir den Weg zum "Hospedaje Casa Grande".
im sicheren Stadtteil San Felipe.
Was für ein Empfang! Eine
Polizeieskorte
führt mich ins Regierungsviertel von Panama City :-).
Nun habe ich bereits mit einigen Polizeikräften
Bekanntschaft gemacht: der Guardia Civil, der
Policia Transito (als Fahrzeuglenker musst du dich
vor denen in Acht nehmen), der Policia Nacional
und der Policia Turismo.
Später auf meinem nächtlichen Spaziergang
durch die Altstadt stosse ich auf den hell
beleuchteten Präsidentenpalast und rede
dort mit einem Soldaten der Präsidentengarde.
Auch er macht grosse Augen, als ich ihm
von der obligatorischen Militärpflicht und den
vielen Waffen in den Häusern der Schweizer
erzähle. In Panama undenkbar, sagt er, die
vielen illegalen Waffen sind schon ein riesiges
Problem.
Am nächsten Tag besichtige ich bei Tageslicht
die Kathedrale, die Regierungsgebäude und die
vielen kleinen Plätze, wie die
Plaza Bolivar
im alten Stadtteil
San Felipe.
Zwischen den kolonialen Häusern
befinden sich auch einige mit Pflanzen
überwachsene Gebäuderuinen
und auch eine zerfallene Kirche. Das macht
den Ort aber wirklich alt und groovy :-).
Der Stadtteil ragt auf einer kleinen
Halbinsel ins Meer hinaus und an der
äussersten Spitze
hat man eine herrliche Sicht auf die
Skyline von Punta Paitilla.
Schaut man in die andere Richtung, so sieht
man in der Ferne die
Puente de las Americas
über dem Panamakanal.
In der Bucht warten die Schiffe auf den Einlass in den Kanal.
Ein alter Schulbus bringt mich für nur
den Viertel eines Balboa
(25 Cents) auf die anders Seite der Stadt, ins
Panama Viejo.
Der ursprünglichen Standort der Stadt
wurde im 17. Jahrhundert wieder aufgegeben, da
die Mangrovensümpfe kein geeignter Ort
für eine Stadt waren.
Heute kann man die restlichen Ruinen besichtigen,
wenn nicht gerade restauriert wird...
Gerber Baby an der Arbeit
:-).
In Panama Viejo befindet sich ein
Wahrzeichen
Panamas,
die Turmruine findet man auch auf den Balboa Münzen.
Nun will ich aber das Besichtigen, wofür
Panama nun wirklich bekannt ist: den
Panamakanal!
Von einem
Aussichtsgebäude in Miraflores
kann
der Besucher die Schleusen des Kanals in Aktion sehen.
Von dort oben beobachte ich wie ein
Bohrschiff
langsam durch die Schleuse fährt und dabei von vier
kleinen Lokomotiven im Kanal zentriert
wird.
Es ist auch ein spezielles Ereignis für die Schiffscrew
wenn dann das
Schiff die Schleuse wieder verlässt
und den Weg durch den 80 km langen Kanal fortsetzt.
Die Fahrt dauert 8-10 Stunden und kostet
durchschnittlich 48'000 $
(da überlegst du dir den kleinen Umweg um Südamerika ;-).
Die Kosten sind vom Schiffstyp abhängig und der
höchste Preis hat bisher die
"Coral Princess" mit rund 226'000 $ bezahlt.
10 Jahre lang wurde am Kanal gearbeitet, bis endlich
im Jahr 1914 das erste Schiff von eineme Meer
in das andere fahren konnte.
Nach langer Zeit unter dem Protektorat der
Vereinigten Staaten, befindet sich
seit dem Jahr 2000 die Wasserstrasse
nun voll unter Kontrolle der Republic Panama.
Mehr Infos (auch eine Live Camera)
zum Panamkanal findets du auf
dieser offiziellen
[Webseite Panamakanal]
Nun schlage ich ein neues Kapitel meiner Reise auf!
Hier in Panama endet die Interamericana,
denn der Regenwald und die Sümpfe
im Süden verunmöglichen
bis heute den Bau einer Strasse durch
den "Darien Gap".
Südamerika kann von Panama nur
per Flugzeug oder Schiff erreicht werden.
Meine Idee war es ursprünglich meinen
Wagen hier zu verkaufen und als
Backpacker weiter zu reisen.
Doch geniesse ich die Selbständigkeit
mit dem Wagen zu sehr und auch ist mir
der kleine Toyota so ans Herz gewachsen,
dass mich nun eine neue Idee gepackt hat:
Ich will den Wagen nach Kolumbien
verschiffen!
So mache ich mich nun am anderen Ende
des Panamakanals, in der Hafenstadt
Colon
auf die Suche nach einer geeigneten Reederei.
Ich klappere den Hafen Cristobal
ab und bekomme den Hinweis, dass
sich die Agenturen in der
"Zona Libre" befinden, einer riesigen
zollfreien Zone mit unzähligen Geschäften.
Ich frage mich so durch, bis ich auf
Israel treffe, er kennt die Zone und
er kennt auch einen Kolumbianer mit
einem Schiff.
Schon sind wir in der
unsichere Hafengegend
Calle 5 unterwegs
und wir bekommen es mit zwiespältigen
Gesellen zu tun. Wir besuchen
einen dicken Kolumbianer mit Goldzähnen.
Der Boss sitzt also da am Hafenrand auf
einem alten Stuhl und wird von seinen
Jungs umringt. Alle mit extremen Schmuck
und einige mit Sonnenbrillen.
Das erste Wort ist
MONEY-CASH...; er stellt dann aber fest, dass sein
Boot zu klein ist. Einer der Jungs gibt
mir die Telephonnummer eines Kapitäns
mit einem grösseren Schiff.
Das lass ich dann doch lieber und wir gehen
zurück in die
"Free Zone".
Dort lande ich im Büro eines richtigen
Bosses einer Schiffs-Reederei,
auch er ist Kolumbianer.
Sein Schiff fährt leider nur bis San Adres
und er will 700$ dafür.
Ich rede lange mit
ihm und bekomme einige Warnungen
einen weiteren Hinweis...
Endlich finde ich eine geeignete
Reederei und ein Cargo-Schiff:
[Webseite SeaBoard Marine].
Am 25. Januar 2005 kann ich den Wagen
nach Cartagena, Kolumbien verschiffen.
Nun muss ich zurück nach Panama City
um alle Papiere fertig zu machen.
Auf dem Weg dorthin fährt mir wieder der
einsame Japaner auf dem Rad entgegen.
Nun überholt er mich sogar, denn
während ich nun eine Woche auf
ein geeignetes Cargo-Schiff warten muss
und einige Zollpapier benötige, kann
er mit seinem Fahrrad auf einem kleineren
Kutter bereits weiter nach Kolumbien reisen.
Ich fahre also zum Hauptoffice der Reederei
und erledige dort die Bookings Papiere.
Der Transport wir mich rund 550$ kosten
(45$ per m³, aber min. 550$), zahlbar
sobald der Kahn ausgelaufen ist.
Dazu kommen noch 105$ Hafengebühr in Cartagena.
5 Tage kann der Wagen kostenlos am Zielort
gelagert werden, danach ist eine Gebühr von
25$ per Tag fällig. Leider nimmt der
Cargofrachter keine Passagiere mit und so
buche ich noch in einem Reisebüro einen
Flug nach Bogota. Ich werde dort
am 24. Januar 2005 meine Schulkollegen
aus meiner Englischklasse in Victora besuchen.
Nun muss ich noch die Zollpapier erstellen
lassen und das ist gar nicht so einfach.
Ich muss zuerst auf der technischen Polizeistelle
ein bestimmtes Formular für den Zoll
erstellen lassen. Doch wo finde ich all diese
Amtsstellen in der grossen Stadt?
Das Parkhaus hat zwei Ausfahrten und ich
frage schnell das Girl im Barrierenhaus
nach der Richtung.
Es ist gerade Schichtwechsel und sie hat Zeit
mir den Weg zu zeigen und sie steigt spontan
zu mir in den Wagen. So beginnt eine lustige
Suchfahrt mitten durch den dichten Strassenverkehr.
Sie hilft mir und redet mit all den Leuten und schon
bekommen wir wieder eine Polizeieskorte.
Dieses Mal
fährt ein Polizist auf einem Motorrad voraus und zeigt
uns den Weg zur technischen Polizeistelle.
Als wir endlich das richtige Büro gefunden haben, sagt
der Beamte dann nur: Er brauche von allen meinen Papieren
eine zweifache Kopie
und ich solle morgen um 8 Uhr wiederkommen....
Ok, was willst du machen... Dafür fahre ich Argelis,
meine temperamentvolle Begleitung nach Hause
und staune nicht schlecht, als ich ins gefährlichste
Viertel der Stadt hineinfahre (Chorrillo). Von dort hat mich
die Polizei das letzte mal mit einer Eskorte herausgeholt!
Argelis wohnt mit ihren Eltern zusammen im 10 Stock
eines üblen Hochhauses (casa familiar).
Ich glaube nicht, dass ein Tourist
je ein solches Gebilde von innen gesehen hat.
Die Wohnung ist klein, keine Türe trennt die Räume
und keine der Trennmauern reicht zu Decke.
Ich werde herzlich aufgenommen und sofort wird
für mich gekocht. Natürlich wollen sie alles
über meine Heimat wissen. Später nimmt
Argelis
sich Zeit und zeigt mir den ehemaligen
amerikanischen Stadtteil Balboa bei Nacht.
Sie redet unheimlich schnell und viel, aber
davon verstehe ich keine 30% :-).
Am Tag darauf wird mir klar, weshalb mich der Beamte
auf den nächsten Tag verwiesen hat.
Ich verbringe beinahe eine ganzen Tag auf der
PTJ "Policia Tecnica Judicial"
und auf der
"Direcion General de Aduanas".
Zuerst wird auf der PTJ die Chassisnummer
am Wagen als Abdruck erfasst und
dann beginnt das Warten auf alle
Unterschriften der verschiedenen
Supervisor und alle wollen immer
wieder Kopien aller meiner
Papier haben.
Die werden auch durch Interpol
geprüft, erzählt mir ein
Mitwartender.
Von einer Zollbeamtin
werde ich am Schluss mit
"mi amor"
angesprochen :-)
und endlich gibt sie mir
den erlösenden Stempel in meinen Pass!
Die Zollpapiere sind aber nur 8 Tage
gültig, da muss der Zeitplan schon stimmen...
Die Zeit reicht aber noch für den Besuch in
Portobelo.
Vom kleinen
Ort an der Karibikküste
wurde im 17. Jahrhundert mehr
als 1/3 des Weltgoldes verschifft.
Entsprechend war der Ort auch
von Piraten gern besucht und
die Spanier sicherten die Bucht
mit
kleinen Festungen.
Noch heute zeigen ganze
Kanonenreihen
ins Meer hinaus. Doch die Piraten
nutzten eine Schwachstelle und überraschten
die Spanier nicht vom Meer, sondern
vom Hügel im Rücken der Festungen.
Gerne wäre ich in der Bucht getaucht,
denn dort sollen spanische Galeonen
mit ihren Kanonen auf Grund liegen.
Doch die Karibik wird von einem
Schlechtwetter-Phänomen heimgesucht
und tauchen ist schlecht möglich,
erklären mir die Einheimschen.
Überraschend sehe ich wieder
ein bekanntes Gesicht:
Jin der radfahrende Japaner
wartet auch auf ein Schiff.
Mein Schiff, die "Jan Caribe",
läuft nun einen Tag früher aus
und am Sonntag wird am Hafen nicht
gearbeitet.
Am Freitag 21. Januar 2005
bringe ich also
den Wagen zum Hafen Cristobal
in Colon.
Nachdem der SeaBoard Mitarbeiter
und der Zöllner meine Papier gestempelt
haben, parkiere ich meinen Wagen
in einer Lagerhalle neben einen roten
Sportwagen. Ich frage den Hafenmitarbeiter
der den Wagen überprüft, ob er nicht
die Transportpapiere tauschen könnte...
(das magische Wort lautet: ¿cuanto? (wieviel)
:-)
Nun stehe ich also ohne fahrbarem Untersatz
in der hässlichen Stadt Colon und fühle
mich beinahe nackt ;-).
Doch am nächsten Tag bringt mich ein Bus (2$)
zurück nach Panama City.
In Panama liegen die Meere nahe beieinander
und führen auch die Menschen aller
Rassen zusammen. Die spürbare
Toleranz und die bunte Mischung
der Menschen hat mir hier besonders
gut gefallen.
Am 24. Januar 2005 fliege ich
mit dem Flug Avianca AV 59 (209$) nach
Südamerika in die Hauptstadt Kolumbiens:
-> Bogota - COLOMBIA.