Guaduas, Cundinamarca - Colombia

Bereits sind vier Monate vergangen und wir haben das Jahr 2020. Das Projekt der Abwasserreinigungsanlage (ARA) im Ferienort Cafam ist zwar noch nicht beendet, doch das Budget ist aufgebraucht. Auch habe ich genug von der tropischen Hitze, ich schwitze einfach immer: Tag und Nacht. Ich sehne mich nach Abkühlung und verlasse den Ort Melgar. Mit dem Motorrad fahre ich auf der neuen, noch kaum befahrenen "Autopista del Sol", dem Magdalena-Fluss entlang.

In Honda steigt die Strasse wieder steil an und schon bald erreiche ich Guaduas. Der kleine Ort hat sein spanisch koloniales Zentrum gut erhalten. Das mit guten Grund, den Guaduas ist der Geburtsort von Policarpa Salavarrieta. Policarpa hat im Befreiungskrieg gegen Spanien mitgewirkt und wurde so nach ihrer Hinrichtung mir nur 21 Jahren zur Nationalheldin Kolumbiens.

Das Klima in Guaduas auf rund 1000m über Meer entspricht mir sehr gut und deshalb beschliesse ich eine Woche hierzubleiben um auch die Gegend zu erkunden. Ich bin nicht zum ersten Mal hier, dank Orlando meinem ehemaligen Arbeitskollegen bei Textiles Lafayette. Per Zufall treffen wir uns sogar, doch ich bleibe heute lieber in einem zentralen Hotel, statt in seinem weit abgelegenen Haus.

An einem Morgen wandere ich zum Aussichtspunkt Piedra Capira. Nach einem zweistündigen schweisstreibenden Aufstieg werde ich dann mit einer herrlichen Weitsicht ins Magdalena-Flusstal belohnt.
Beim Abstieg entdecke ich dann den Hinweis auf den Camino Real, dem fast 500 Jahren alten Verbindungsweg der Spanier. Unglaublich gut erhalten ist dieser mit grossen Steinen belegte Fussweg. Die Technik dazu haben die Spanier von den alten Römern gelernt. Mit Pferden überquerten damals die Spanier die Kordilleren von Santa Fe de Bogotá hinunter zum Hafen in Honda am grossen Magdalena-Fluss.

Auch ich fühle mich heute wie ein Entdecker auf meinem einsamen Rückmarsch auf dem historischen Saumweg ins Guaduas-Tal.