Parque Nacional Natural Los Nevados - Colombia

Nach einem Monat als Guardaparque Voluntario (freiwilliger Parkwächter) im PNN Los Nevados kann ich eine durchaus positive Bilanz ziehen. Zwar muss ich mich zuerst an die fast dauernd anhaltende Kälte erst gewöhnen. Ausser ein paar Sonnenstrahlen, dem Gasherd, ein halbfunktionierender Wasser-Durchlauferhitzer und ab und zu ein Kaminfeuer gibt es keine Wärmequellen. Das heisst auch in der Parkwächterhütte aus Holz wird es nachts ziemlich kalt. Ab und zu wird es unter Null und alles ist gefroren. Auch die Kleider sind beinhart am Morgen früh, wenn ich unter den vier Decken aus dem Bett hervor krieche. Durch das Gewicht der Decken kann man sich kaum bewegen und ich erwache deshalb auch. Die Hüfte meldet sich mit stechenden Schmerzen und fordert einen Seitenwechsel.
Oder die Kälte raubt den Schlaf, wenn sie durch eine kleine Öffnung in meine Deckenhöhle dringt. Auch überlegst du dir zweimal, ob du wirklich nachts auf die im Gang liegende Toilette gehen willst. Zähneputzen wird zur Kraftanstrengung: die halbgefrorene Zahnpasta aus der Tube zu würgen ;-).

Leben wie zu Zeiten der Grosseltern, auch wieder einmal eine gute Erfahrung so einfach zu leben. Die Parkwächter und wir Freiwilligen kochen dreimal täglich zusammen. So lerne ich die kolumbianische Art Speisen zuzubereiten - auch eine gute Lebensschule.

Ein weiterer Pluspunkt ist sicher der grosse Andrang nationaler und internationaler Touristen in den Nationalpark. Es ist Ferienzeit und im Januar ist bekannte Feria de Manizales (Messe) mit vielen Besuchern aus dem ganzen Land. Da rede ich jeden Tag spanisch, deutsch, englisch und habe dabei einige interessante Kontakte. So habe ich ja auch 2010 meinen Job bei Textiles Lafayette in Bogotä gefunden.

Ein ganz tolles Erlebnis ist sicher meine erste und alleinige Besteigung des Cráter La Olleta mit einer Höhe von 4885m über Meer. Ein neuer persönlicher Höhenrekord, höher als der Mont Blanc in Europa.
Da die die Funkverbindung zwischen den einzelnen Parkhütten ausgefallen war, sendet mich der Verantwortliche hoch zu den Antennen auf dem Vulkankegel. Bis 4600m kann ich mit meinem Motorrad hochfahren. Die Strasse ist sandig und wird aus Sicherheitsgründen, der Vulkan Ruiz ist aktiv (gelb III), nur noch von Parkangestellten und den Vulkanologen benutzt.
Eine nicht ganz ungefährliche Sache, doch zur Zeit ist die Lage ruhig und ich bin ja mit der Messstation in Manizales per Funk verbunden. Die letzten 250 Höhenmeter mit Gummistiefel den steilen sandigen Kraterkegel hinauf sind ein Kampf für Lunge und Herz.

Zuoberst befinden sich Antennen und Solarpanel vom Servicio Geológico Colombiano und auch eine kleine Kommunikationszentrale des Nationalparks.
Nachdem ich das Funksystem mit einem Reset wieder aktiviert habe und die Solarpanels gereinigt habe, geht es den einsamen Weg zurück zur Schutzhütte hinunter am Parkeingang.

Ein unglaublichens Freiheitsgefühl alleine da oben auf dem Mond (Kraterrand) zu stehen!