Es ist schwierig an diesem verlängerten Wochenende aus der Stadt zu kommen,
wie oft so, sind viele Busse voll und Wartezeiten fast unvermeintlich.
Doch ich habe Glück, ändere ein wenig meinen Plan und erwische
einen Kleinbus der mich am Samstagmittag nach
La Dorada fährt.
Die Kleinstadt am
Río Magdalena habe ich erst noch besucht.
Die Idee ist es nun hier umzusteigen und dann weiter nach
Puerto Triunfo
zu fahren. Doch das ist schwieriger als ich glaube...
... es dauert ein Weilchen, bis ich merke dass ich doch besser nach
Doradal reise. Ich habe wieder Glück und erwische um etwa 19:00
den letzten Transport.
Die Bleibe für die Nacht habe ich schnell gefunden,
Doradal
ist so klein, dass ich es nicht mal auf meiner Karte finde,
dich ich als Foto im Handy gespeichert habe.
Nach dem Frühstück laufe ich los zum Eingang der
Hacienda Nápoles.
Schon lange wollte ich ein Foto von mir und dem Flugzeug über dem Eingang
haben. Dies soll der erste Flieger sein, womit
Pablo Escobar
seine ersten Transporte gemacht haben soll.
Das Flugzeug habe ich schon mehrmals aus dem Überlandbus gesehen, doch
natürlich wartet der Bus zwischen Medellín und Bogotá hier nie.
Doch heute stehe ich hier, am Eingang der Hacienda des ehemaligen
Drogenbarons. Heute ist das alles ein Park mit wilden Tieren,
Schwimmbäder und einem Museum. Fast wie damals aber mit Touristen statt
mit der Familie, Freunden und Gästen des "El Patrón".
Ich laufe also auf der Schotterstrasse weiter Richtung Tickethaus doch
der Weg ist weiter als gedacht. Der Landsitz ist riesig - kein Wunder
die 3000ha grosse Hacienda hat ja einst einem der
reichsten Männer der Welt gehört!
Doch mein Reiseglück bleibt mir weiter treu, ein Motorrad hält an und der
Fahrer winkt mir aufzusteigen. Er fährt mich wortlos
fast bis zum eigentlichen Eingang, bis er dann nach rechts abbiegt
und im Strassenstaub verschwindet.
Ob er auch wohl einst auch für den "El Patrón" gearbeitet hat?
Nachdem ich das Ticket nun habe, bringt mit eine "Chiva" -
also ein zum Bus umgebauter LKW zum "Hipopotamos".
Pablo Escobar hat einst in den 80er Jahren vier Nilpferde hierhergebracht
und die haben sich nun vermehrt.
Vom Ausblick auf den kleinen See kann man die Herde von
nun über 20 Tieren gut beobachten.
Die Nilpferde gehören zu den gefährlichsten Säugetieren
- und prompt kann ich einen Machtkampf zwischen den Machos verfolgen.
Da will man als Mensch den tonnenschweren Tieren nicht dazwischen kommen!
Weiter geht es diesmal auf dem Dach der "Chiva" zum nächsten
Halt. Auch ein tolles Erlebnis auf dem Busdach zu fahren aber aufgepasst,
denn durch den Wald kommen die Bäume aber dann ziemlich schnell nahe.
Kopf einziehen und sich festhalten, wenn der Bus durch tiefer Löcher
schaukelt.
Der Dinosaurierpark ist wirklich gut gelungen. In lebensgross kann
man diese Urtiere besichtigen, dazu passende Geräusche und Schreie
aus Lautsprechern. "Jurassic-Park" lässt grüssen.
Einst für den Sohn des "El Patrón" gebaut, doch heute
wieder hergestellt und noch vergrössert mit einem passende Schwimmbad
mit einer Riesenkrake als Rutschbahn.
Nur einige 100m entfernt dann das "Coliseum", hier hat einst
Pablo Escobar Stierkämpfe durchführen lassen
und hat sich dabei mit seinen Gästen vergnügt.
Auch selber stehe ich ganz oben in der Arena an der Bar
und stelle mir vor, wie das wohl einst war, als hier noch der Hausherr
das Sagen hatte...
Nicht sehr weit ist es nun bis zum Landhaus des "El Patrón".
Auf einem kleinen Hügel steht es, mit Helikopterlandeplatz
und mit Blick auf die geteerte Landebahn des eigenen Flugplatzes.
Vor dem Eingang stehen einige Fahrzeuge des Chefs oder was davon
übriggeblieben ist. Nach dem Zerfall seines Reiches in den 90er Jahren
wurde alles geplündert und Schatzsucher
haben auf der Suche nach seinem legendären
Reichtum fast alles zerstört.
Die Villa ist deshalb nur noch eine Ruine, doch viele Fotos zeigen
wie es wohl mal war, hier in der Schaltzentrale seiner Macht.
Oben im 2. Stock stehe ich also nun im Schlafzimmer und im "baño"
des "El Patrón" (dem Badezimmer) von Pablo Escobar.
-
Es ist nur ein wenig grösser als mein eigenes in Bogotá ;-).
Ein eindrücklicher Tag in die Geschichte dieses wunderbaren Landes,
das aber unter dem schrecklichen Einfluss der Drogenkriege
schwer zu leiden hatte und immer noch hat. Andere ziehen nun die
Fäden - aber im Hintergrund und nicht so pompös,
wie einst "El Patrón".
Auf dem Dach der Chiva geht es wieder zum Eingang und immer noch strömen
Turisten in den Park. Das ist der Vorteil wenn man sich azyklisch
verhält und so dem Strom ausweichen kann ;-)
Zurücklaufen will ich nicht mehr, es ist unterdessen zu heiss geworden,
auch will ich heute nach Bogotá zurück und bald einen Bus erwischen.
Besser sonntags reisen als am Feiertagmontag, auch das weiss ich schon ;-).
Der Parkwächter vermittelt mit schnell ein Motorradtaxi, dass mich
über die Schotterpiste und die Hauptstrasse zur Busstation in
Doradal bringt.
Das Motorrad holt mich so schnell ab,
das ich das Bierchen, das ich mir nun gönne noch nicht zu Ende habe.
Habe ich so auch noch nicht gemacht: Fotos machen
und zugleich ein Bierchen trinken während
der holprigen Fahrt auf dem Motorrad... :-)
Wenn man sich einen Wunsch verwirklichen kann und dann
auch noch etwas zum ersten Mal macht! Ein solcher Tag bleibt einfach
unvergesslich - inolvidable!