Auf der
Isla Margarita gefällt es mir gut, irgendwie sind
die Menschen hier ein wenig entspannter und lebenslustiger als auf dem
Festland. Ich habe mich schon langsam daran gewöhnt, dass die Venezolaner
eher verschlossen oder abweisend sind und manchmal einfach nur faul.
Ich rede nicht gerne schlecht über ein Land, das ich nur kurz besuche,
aber in Venezuela scheint langsam immer weiter bergab zu gehen.
Im Gegensatz dazu sehe ich wie es in Kolumbien immer besser wird.
Auch ein Grund bald weiterzureisen
und nach
Colombia "mi tierra querida" zurückzukehren,
um dort weiter mein Glück zu suchen...
Von
Porlamar
bringt mich eine Express-Fähre, ein grosser Katamaran (Conferry)
zurück auf das Festland nach
Puerto La Cruz.
Dort suche ich wieder einmal ein günstiges
Zimmer für die Nacht, doch das scheint mir hier nicht zu gelingen.
Wieder stosse ich auf Ablehnung und keiner will mir helfen.
Mit etwas Glück finde ich dann eine "Posada", die von zwei jungen
Schwulen geführt wird. Sie geben mir einen Discount und erhoffen sich dafür
einen kleinen Liebesdienst... ich kann mich lächelnd der Situation entziehen.
Doch schon bei Tagesanbruch und bei Stromausfall
verlasse ich die etwas unfreundlichen Stadt.
Wieder ein Zeichen des langsamen Zerfalls: eigentlich hätte die Busfahrt
von
Puerto La Cruz
entlang der Küste nach
Caracas nur etwa 5 Stunden dauern
sollen. Doch eine wichtige Brücke kann nicht mehr befahren werden und so mache
ich einen gewaltigen Umweg durch's Landesinnere. Die Busfahrt dauert nun
sogar 12 Stunden und das nur, weil Wartungsarbeiten vernachlässigt wurden...
Ich muss in
Cagua sogar noch umsteigen und erreiche deshalb
Caracas erst bei Dunkelheit.
Vor 5 Jahren hat man mich hier zu berauben versucht und wie ich höre,
ist es in der Hauptstadt Venezuelas noch schlimmer und gefährlicher geworden.
Es gefällt mir gar nicht, dass ich mich nun bei Dunkelheit
und mit meinem Gepäck in den Strassen von Caracas aufhalten soll.
Ein Taxi bringt mich zu einer kleinen Bushaltestelle in "Chacaito"
im Zentrum der Stadt. Dort frage ich mich durch, bis ich endlich weiss
welcher kleiner Bus mich nach "Lomas de la Trinidad" fährt.
Ich bekomme den Beifahrersitz im Bus zugewiesen und hinauf
geht es in die Berge von Caracas.
Dort finde ich endlich das Haus von Rudolf, dem Vater von Alberto.
Wieder einmal hat mir
Alberto eine hilfreiche Adresse gegeben und mich bei
seinem Vater angemeldet.
Ruedi ist ein Schweizer, der auch nach dem
2. Weltkrieg nach Venezuela ausgewandert ist und seither hier lebt.
In seinem Haus, geniesse ich nun für einige Tage die Gastfreundschaft
und ein kleines Stück schweizerische Heimat im Ausland...